14.09.2015 14:40:49

VCI sorgt sich um die Innovationskraft in der Chemieindustrie

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Chemiebranche in Deutschland sucht nach Wegen, um ihre Innovationsfähigkeit zu stärken. Eine Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft und der Unternehmensberatung "Santiago", die der Verband der chemischen Industrie (VCI) in Auftrag gegeben hat, kommt zu dem Schluss, dass Deutschlands drittgrößte Branche ihre Innovationskultur deutlich verbessern muss. Gleichzeitig sollten unnötige Bürokratie abgebaut und komplexe Regulierungen vereinfacht werden.

   Deutschland sei zwar ein wichtiger und guter Standort für die chemisch-pharmazeutische Industrie, sagte VCI-Präsident und Bayer-Chef Marijn E. Dekkers bei einem Pressegespräch. Andere Regionen holten jedoch auf, und auch Schwellenländer investierten massiv in Forschung und Entwicklung, erklärte der Manager. So seien in Asien mit China, Indien und Südkorea neue Forschungsstandorte entstanden.

   Noch spielt die chemisch-pharmazeutische Industrie weltweit in der ersten Liga bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben mit. Derzeit investiert sie hierfür pro Jahr mehr als 10 Milliarden Euro und ist damit Spitzenreiter in Europa. Weltweit bringt es die Branche auf Rang 4 hinter den USA, China und Japan. "Wir müssen heute handeln, damit wir auch morgen mit Innovationen wettbewerbsfähig sind", forderte Dekkers.

   Die Studie benennt klar die internen und externen Schwachstellen, die mehr Innovationen verhindern. So zwinge der Wettbewerb viele Unternehmen zu schnellen Erfolgen. Statt grundlegende Innovationen anzugehen, fokussiere sich vor allem der Mittelstand eher auf die Optimierung erfolgreicher Produkte. Dies könne für eine gewisse Zeit auch erfolgreich sein, meinte Dekkers. "Aber die Gefahr wird immer größer, dass man die nächste große Innovation verpasst und vom Wettbewerb überholt wird."

   Unter der Komplexität in den Abläufen leiden laut dem Untersuchungsbericht vor allem die großen Unternehmen. Es gebe oft eine zu große Anzahl an Projekten, lange Entscheidungswege und innerbetriebliche Bürokratie, prangerte die Studie an. Zudem werde zum Teil am Markt vorbei entwickelt. Unternehmen sollte sich daher auf wesentliche Projekte konzentrieren und eine klare Innovationsstrategie entwickeln. Die Studie fordert zudem eine neue Innovationskultur mit mehr Offenheit und Risikobereitschaft.

   Auch viele externe Hemmnisse zeigt die Untersuchung auf wie etwa lange Zulassungs- und Genehmigungsverfahren. Sie müssten einfacher und schneller werden. Auch der Fachkräftemangel sei ein großes externes Hindernis für mehr Innovation. So sei es zunehmend schwierig Forscher und hoch qualifizierte Fachkräfte zu finden, heißt es. "Der Fachkräftemangel ist für unsere Branche kein Zukunftsszenario. Er ist schon heute Realität", sagte Dekkers.

   Eine weitere Schwachstelle sei in Deutschland das Fehlen an geeigneten Start-ups, die als Partner für Kooperationen in Frage kämen. Die Studie fordert unter anderem eine stärkere Anerkennung von Gründungen im universitären Umfeld.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

   DJG/hoa/smh

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   September 14, 2015 08:10 ET (12:10 GMT)

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