Sanierung |
19.08.2024 13:04:00
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Varta erhält Kapitalspritze: Tojner und Porsche unterstützen nach Schuldenschnitt - Varta-Aktie stürzt ab
Varta-Eigentümer werden damit Tojner sowie der Porsche-Konzern, dessen möglicher Einstieg bei Varta bereits kolportiert worden war.
Varta-Sanierungsplan soll Finanzierung bis 2027 sicherstellen
Die am Samstag angekündigten Maßnahmen zur Sanierung des angeschlagenen Batterieherstellers Varta harren nun einer Zustimmung der Gremien der beteiligten Parteien sowie des deutschen Bundeskartellamts. Außerdem müssten die angedachten Schritte, darunter ein Schuldenschnitt, nun dokumentiert und bei Gericht eingereicht werden, sagte ein Sprecher am Sonntag. Läuft alles wie geplant, soll das Sanierungskonzept die Finanzierung der Varta bis Ende des Jahres 2027 sicherstellen.
Zunächst sollen ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten die bisherigen Verbindlichkeiten von fast einer halben Mrd. Euro auf 200 Mio. Euro verringern. Dann soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt werden. Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden aus und der Konzern wird von der Börse genommen.
Als neue Gesellschafter sollen unmittelbar im Anschluss an den Kapitalschnitt eine vom österreichischen Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft (MT InvestCo) sowie einer Beteiligungsgesellschaft des Sportwagenherstellers Porsche mit jeweils 30 Millionen Euro einsteigen. Ein Teil der Investition Tojners seien Immobilien, die Varta derzeit miete.
Nach Abschluss aller Kapitalmaßnahmen sollen MT InvestCo und Porsche je 32 Prozent von Varta halten, die übrigen Finanzierer zusammen 36 Prozent. Rechtlich würden die Beteiligungen an der Varta AG laut der Mitteilung zunächst von MT InvestCo und Porsche zu je 50 Prozent gehalten, "wobei bei der Ausgestaltung darauf geachtet würde, dass weder MT InvestCo noch Porsche noch beide gemeinsam die Kontrolle hätten".
Zuvor hatte Porsche mitgeteilt, Vartas Autobatterie-Tochtergesellschaft V4Drive Battery mehrheitlich übernehmen zu wollen. Porsche zeigte sich zugleich bereit, sich "mit weiteren Partnern" an der finanziellen Neuaufstellung der Varta AG zu beteiligen, wie es hieß. Dabei würde sich Porsches Investition auf 30 Millionen Euro belaufen. In der Firma V4Drive Battery bündelt Varta das Geschäft für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen, die im Hybrid-Antrieb des Porsche 911 Carrera GTS eingesetzt werden.
Die am Samstag präsentierte Einigung konkretisiert, was Varta vor knapp einem Monat angekündigt hatte. Damals teilte der Konzern mit, beim Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuzeigen. Die Alt-Aktionäre sollten rausgedrängt werden, Gläubiger auf einen Großteil ihres Gelds und ihrer Ansprüche verzichten.
Schon länger steckt der Batteriekonzern in der Krise. Beispielsweise schwankt die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer stark. Zuletzt klagte Varta über Billig-Konkurrenz aus China sowie anhaltende Probleme in den Lieferketten. Zudem attackierten Hacker im Februar Vartas Computersysteme und legten die Produktion wochenlang lahm.
Aktionäre reagieren entsetzt
Ein für die Aktionäre schmerzlicher Sanierungsplan für Varta hat die Aktien des Batteriekonzerns am Montag einbrechen lassen. Der Aktienkurs stürzte bis auf 0,76 Euro ab; zuletzt notierten die Varta-Papiere via XETRA mit 1,88 Euro noch 51,52 Prozent im Minus. Den Anteilseignern droht ein Totalverlust.
So sollen zunächst ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten die bisherigen Verbindlichkeiten von fast einer halben Milliarde Euro auf 200 Millionen Euro verringern, um das Unternehmen finanziell wieder besser aufzustellen. Daneben allerdings soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt werden. Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden kompensationslos aus und der Konzern verliert seine Börsennotierung.
Als neue Gesellschafter sollen unmittelbar im Anschluss an den Kapitalschnitt eine vom Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft (MT InvestCo) sowie einer Beteiligungsgesellschaft des Sportwagenherstellers Porsche mit jeweils 30 Millionen Euro einsteigen.
Die Angst vor einem Totalausfall hatte den Aktienkurs bereits im Juli abstürzen lassen. Von gut 10 Euro war es binnen weniger Tage auf weniger als 1,50 Euro nach unten gegangen. Eine vage Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommen wird, hatte zuletzt dann für eine kleine Erholung gesorgt. Damit ist es nun aber vorbei.
Varta war 2017 für 17,50 Euro je Aktie an die Börse gebracht worden und war lange Zeit gefragt. Anfang 2021 war der Kurs - auch wegen des boomenden Geschäfts mit kleinen Akkus etwa für kabellose Kopfhörer - bis auf 181,30 Euro gestiegen. Seither geht es abwärts.
/mis/brd/DP/mis
APA / dpa-AFX
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