Anziehende Nachfrage |
11.08.2023 17:54:00
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Varta-Aktie zweistellig im Plus: Varta peilt 2024 mehr Umsatzwachstum an
Der Batteriehersteller Varta hat am Freitag seine vortags eingeläutete Kurserholung deutlich beschleunigt. Grund dafür waren laut Börsianern aber nicht die endgültigen Halbjahreszahlen, sondern Aktienkäufe von Anlegern, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten (short squeeze). Am Tag vor Beginn der Erholung habe die Zahl ausgeliehener Aktien, die ein Indikator für Leerverkäufe ist, bei rund 15 Prozent des Streubesitzes gelegen, hieß es.
Die Varta-Aktie schloss via XETRA 10,81 Prozent höher bei 21,33 Euro. Damit waren sie nicht nur unangefochtener Spitzenreiter im schwächelnden SDAX, sondern machten auch die Verluste aus dem vorherigen, zweiwöchigen Abwärtstrend großteils wett. Sie schafften es zudem über die 21- und 100-Tage-Linien. Der Jahresverlust verringerte sich auf 4,2 Prozent. Der Nebenwerte-Index hat 2023 um knapp zwölf Prozent zugelegt.
Die nun veröffentlichten Zahlen entsprächen den Eckdaten und belegten einen deutlichen Gewinnrückgang, hieß es weiter. Ende Juli hatte Varta die Jahresziele erneut gesenkt und den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.
Ein Händler merkte an, dass sich der Airpod-3-Absatz von Apple zu erholen scheine. Hierfür liefere Varta wohl die Batterien. Die entsprechende Sparte Coinpower sei noch immer der Grund für ein negatives operatives Ergebnis von Varta. Positiv überrascht habe zudem das Segment Energy Storage Systems. Hier habe das Unternehmen höhere Rohstoffkosten an die Kunden weitergeben können.
Sorgen um Billigkonkurrenz aus Asien, eine Nachfrageflaute infolge der Verbraucherzurückhaltung und hohe Energie- und Materialkosten haben dem Unternehmen schwer zugesetzt. Varta sah sich im Frühjahr zu einem Umbau gezwungen und kündigte infolge eines Sparprogramms die Streichung von weltweit rund 800 Stellen an. Bereits im vergangenen Jahr fiel unter anderem wegen hoher Abschreibungen ein deftiger Verlust an.
Nun fasst das Management um Hackstein aber wieder etwas mehr Zuversicht. So soll der Erlös 2024 dank anziehender Nachfrage insbesondere bei Batteriespeichern auf mindestens 900 Millionen Euro steigen, wie das Unternehmen in Ellwangen mitteilte. Analysten hatten zuletzt im Schnitt knapp 920 Millionen auf dem Zettel. Für dieses Jahr hat Varta mit rund 820 Millionen Euro nur noch ein Plus gegenüber dem Vorjahr von etwa 1,6 Prozent einkalkuliert, vor allem weil die Nachfrage nach kleinen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfbatterien schwach ist.
Im ersten Halbjahr fuhr Varta weiter tiefrote Zahlen ein, der Nettoverlust lag bei 110,4 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen kleinen Gewinn von 2,8 Millionen Euro ausgewiesen. Neben Umbaukosten für den Stellenabbau fielen Abschreibungen auf die Knopfzellensparte an, weil die Geschäfte nicht so liefen wie ursprünglich erwartet. Außerdem musste Varta mehr und höhere Zinsen für die steigende Verschuldung zahlen.
Probleme im Tagesgeschäft macht vor allem die Sparte mit den wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen, die mit dem Boom von kabellosen Kopfhörern auch Varta starkes Wachstum beschert hatten. Varta beliefert mit diesen Batterien unter anderem die Elektronikriesen Samsung und Apple. Die wegbrechende Kauflust der Verbraucher infolge hoher Inflation und schwieriger Konjunkturlage fiel damit auch auf Varta zurück, der Erlös in dem Bereich sackte um drei Viertel ab. Hauptgrund sei, dass der Hauptkunde in dem Segment wegen der schwachen Nachfrage die Mengen deutlich reduziert habe, hieß es von Varta.
Auch bei Haushalts- und Hörgerätebatterien ging der Umsatz zurück. Die Sparte mit Batteriespeichern hingegen verdoppelte den Umsatz nahezu dank eines hohen Auftragsbestands und einer weiter hohen Nachfrage nach Heimspeichern. Das Geschäft mit Batterien für Solaranlagen, Wallboxen und Großspeichern richtet sich an Privat- und Gewerbekunden. Varta will die Sparte ausbauen und errichtet derzeit eine neue Fabrik, die Ende 2023 erste Module fertigen soll.
Varta hatte bereits im Juli Eckdaten vorgelegt und dabei die Prognosen für 2023 erneut gesenkt. Der Gesamtumsatz fiel in den ersten sechs Monaten um zehn Prozent auf 339 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei minus 6,8 Millionen Euro - ein Jahr zuvor war es noch ein operativer Gewinn von 68,9 Millionen Euro gewesen.
/men/jha/
ELLWANGEN (dpa-AFX)
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