Unter Erwartungen 13.08.2021 17:47:00

Varta-Aktie fällt zum Handelsende zweistellig: Varta wächst schwächer als erwartet - bestätigt Ausblick

Varta-Aktie fällt zum Handelsende zweistellig: Varta wächst schwächer als erwartet - bestätigt Ausblick

Varta hat im ersten Halbjahr eine Atempause vom rasanten Wachstum der vergangenen Jahre eingelegt. Das hatte Vorstandschef Herbert Schein bereits nach den etwas mauen Zahlen zum Jahresstart so angekündigt. Allerdings fiel das Wachstum bei Umsatz und Gewinn dann doch noch etwas schwächer aus als von Analysten erwartet und auch von Anlegern erhofft.

Der Umsatz legte im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,8 Prozent auf 397,6 Millionen Euro zu, wie das MDAX-Unternehmen am Freitag in Ellwangen mitteilte. Bereinigt um Sondereffekte sowie vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich der Gewinn um 10 Prozent auf 112,3 Millionen Euro. Die entsprechende Marge stieg um 2,1 Prozentpunkte auf 28,2 Prozent. Varta steigerte den Konzerngewinn unter dem Strich um gut 14 Prozent auf 45,6 Millionen Euro.

Das Unternehmen hatte nach dem rasanten Wachstum der Vorjahre bereits darauf eingestellt, dass es dieses Jahr nicht ganz so kräftig weitergehen dürfte - und zudem der Schwung erst im zweiten Halbjahr kommen soll. "Unsere Planungen gehen voll auf", bestätigte Vorstandschef Herbert Schein die Jahresprognose. Die für das zweite Halbjahr bereits angekündigten Kundenaufträge liefen derzeit an, hieß es vom Unternehmen.

Varta hat dieses Jahr rund 940 Millionen Euro Umsatz eingeplant, das sind lediglich 8 Prozent mehr als im Vorjahr, als der Konzern ohne Übernahmen gerechnet um fast die Hälfte zugelegt hatte.

Beim operativen Ergebnis hat sich Varta mehr Profitabilität vorgenommen. So soll die Marge bis auf rund 30 Prozent steigen. Das wären rechnerisch 282 Millionen Euro operativer Gewinn und damit ein Anstieg von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Analysten hatten auch bei den Jahreswerten bislang mit noch etwas mehr Umsatz und operativem Gewinn gerechnet.

Varta ist insbesondere stark bei Lithium-Ionen-Knopfzellen für die immer beliebteren kabellosen Kopfhörer, aber auch für Hörgeräte. Allerdings hat der Konzern auch die Haushaltsbatterien mit dem Markennamen Varta seit Anfang 2020 wieder im eigenen Haus und rechnet sich mit Batteriezellen für Elektroautos wachsende Chancen aus. Zudem produziert Varta Wallboxen und andere Energiespeicher.

Anleger fürchten insbesondere, dass Varta bei seinem hohen Marktanteil für die Kopfhörer-Akkus künftig Federn lassen muss, weil asiatische Produzenten bei den Kunden mehr Anklang finden. Mit Samsung schloss Varta derweil längerfristige Verträge, und auch bei Apple und seinen iPhone-Airpods gilt der Konzern weiter als Zulieferer. Die beiden Smartphone-Riesen machen mit ihren Kopfhörern für die Handys einen großen Anteil des Weltmarkts aus.

Varta baut die eigenen Produktionskapazitäten dementsprechend auch aus. Mit der neuen Anlage im bayrischen Nördlingen steigt die Jahresfertigungskapazität auf bis zu 400 Millionen Knopfzellen.

Varta mit Kursrutsch wegen enttäuschendem Halbjahr

Die üblicherweise besonders schwankungsreichen Varta-Aktien machten ihrem Ruf am Freitag mit einem deutlichen Rücksetzer wieder alle Ehre. Bis Handelsende sackte der Kurs des Batterieherstellers nach einem enttäuschenden Halbjahresbericht via XETRA um 10,45 Prozent ab auf 136,20 Euro. Am Vortag hatte das Papier schon fast sieben Prozent verloren, nachdem es in den Wochen zuvor recht rasant bis auf 165,90 Euro nach oben gegangen war.

Händler urteilten in ersten Kommentaren, mit einem Umsatz von knapp 398 Millionen Euro sei das Wachstum im ersten Halbjahr nicht so stark wie erwartet ausgefallen. Varta hat damit eine Atempause von der rasanten Dynamik der vergangenen Jahre eingelegt. Das kam zwar nach den bisherigen Aussagen des Vorstandschefs Herbert Schein nicht überraschend, das Wachstum war aber noch geringer als von Anlegern erhofft.

Ein Börsianer ergänzte, dass auch die jüngste Margenentwicklung und die weiteren Aussichten einige Anleger wohl nicht zufrieden stellen dürften. Im ersten Halbjahr bezifferte Varta die bereinigte operative Marge auf 28,2 Prozent und damit etwas niedriger als im Schnitt von Experten gedacht. Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen dank eines stärkeren zweiten Halbjahres weiter mit einer Ebitda-Marge von rund 30 Prozent. Auch dieses belassene Ziel könnte einige Anleger enttäuschen, urteilte ein Börsianer.

Die Achterbahnfahrt der Varta-Papiere in den vergangenen beiden Jahren geht damit weiter. Die Lieferbeziehung mit Apple für die AirPod-Kopfhöhrer trieb den Kurs im Dezember 2019 auf ein Zwischenhoch, dem das Corona-Crash-Tief im März 2020 bei gut 50 Euro folgte. Anfang 2021 hatte sich der Kurs mit 181,30 Euro wieder vervielfacht und schwankt seitdem stark zwischen 110 und 170 Euro.

Für Anleger könnte der erneute Rückschlag am Freitag nun wieder eine Kaufgelegenheit mit sich bringen. Dies jedenfalls erwähnten die Charttechniker von Index-Radar am Freitag in einem kurzen Kommentar.

ELLWANGEN (dpa-AFX)

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