01.10.2015 17:50:47
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UPDATE/VW will Pötsch gerichtlich in den Aufsichtsrat bestellen lassen
--Aufsichtsratspräsidium will geplante außerordentliche Hauptversammlung absagen
--Aufklärung des Abgasskandals dauert "mindestens mehrere Monate"
--Financial-Services-Chef Witter soll neuer Finanzvorstand werden
(Neu: Weitere Details und Hintergründe)
Von Hendrik Varnholt
BERLIN (Dow Jones)--Es bleibt dabei: Hans Dieter Pötsch soll Aufsichtsratsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns werden. Darauf hat sich das Präsidium des Kontrollorgans bei seiner Sitzung am späten Mittwochabend verständigt, wie die Mitglieder des Gremiums am Donnerstag mitteilten. Das Verfahren, mit dem Pötsch vom Finanzchef zum Aufsichtsrat werden soll, haben die wichtigsten Mitglieder des Kontrollgremiums aber überdacht: Anders als bislang vorgesehen soll ein Gericht statt einer außerordentlichen Hauptversammlung Pötsch bestellen.
Hintergrund sind die Bemühungen um eine Aufklärung des Skandals um manipulierte Abgaswerte. Das Aufsichtsratspräsidium hat sich in seiner Sitzung nach eigenen Angaben unter anderem mit Juristen der Kanzlei Jones Day ausgetauscht. Die Experten untersuchen seit wenigen Tagen, wie es zu den Software-Manipulationen kommen konnte. Die Prüfungen würden voraussichtlich "mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen", teilten die führenden Aufsichtsratsmitglieder nun mit. Es sei deshalb nicht realistisch, den Aktionären bei der bislang für den 9. November geplanten außerordentlichen Hauptversammlung fundierte Antworten geben zu können.
Aus dem Grund wird das Aufsichtsratspräsidium den übrigen Mitgliedern des Kontrollgremiums den Angaben zufolge vorschlagen, das eigentlich schon beschlossene Aktionärstreffen abzusagen. Stattdessen soll nach dem Willen der wichtigsten Konzernkontrolleure ein Gericht Pötsch zum Mitglied des Aufsichtsrats bestellen. Ein solches Vorgehen ist üblich, wenn ein Mitglied das Kontrollgremium vorzeitig verlässt. Den Weg frei für eine gerichtliche Bestellung Pötschs in den Aufsichtsrat macht deshalb der Rücktritt von Julia Kuhn-Piëch aus dem Kontrollgremium. Die Nichte des langjährigen Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch war erst vor wenigen Monaten bestellt worden. Zuvor war Piëch in einem Machtkampf mit dem damaligen Konzernchef Martin Winterkorn unterlegen. Im Zuge dessen gab er alle Positionen bei Volkswagen auf.
Unklar blieb zunächst, wie schnell Pötsch in dem gerichtlichen Verfahren zum Aufsichtsratsmitglied ernannt werden wird. Zunächst muss darüber das Kontrollgremium als Ganzes eine formelle Entscheidung treffen. Die nächste Sitzung des Organs ist für die nächste Woche vorgesehen, wie Dow Jones Newswires von einer darüber informierten Person erfuhr. Nach der Berufung Pötschs in das Kontrollgremium jedenfalls sei "vorgesehen, dass der Aufsichtsrat ihn zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählt", heißt es in der Mitteilung von Donnerstag weiter.
In der Position des Finanzvorstands soll auf Pötsch den Angaben zufolge der bisherige Chef der Volkswagen Financial Services, Frank Witter, folgen. Der 56 Jahre alte Manager ist seit dem Jahr 1992 im Volkswagen-Konzern. Dort war er zeitweise etwa Finanzvorstand der US-Gesellschaft Volkswagen of America. Auch über seine Ernennung muss der vollständige Aufsichtsrat noch formell entscheiden.
Das Aufsichtsratspräsidium hat sich nach eigenen Angaben am Mittwochabend zudem damit befasst, wie die Konzernkontrolleure selbst die weitere Aufklärung des Abgasskandals überwachen wollen. Schon in der vergangenen Woche hatte der Aufsichtsrat angekündigt, einen Sonderausschuss zu bilden. Vorsitzender des Spezialgremiums werde der Arbeitnehmervertreter Berthold Huber, teilte das Aufsichtsratspräsidium nun mit. Der Ausschuss solle etwa dafür Sorge tragen, dass die eingeschaltete Kanzlei "ihre Aufklärungsarbeit unabhängig durchführen kann".
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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October 01, 2015 11:19 ET (15:19 GMT)
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