28.11.2013 13:20:36
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UPDATE: Schwaches Geldmengenwachstum hält Deflationssorgen wach
-- M3-Wachstum im Oktober auf Zweijahrestief
-- Kreditvergabe an Unternehmen sinkt stärker
-- Verbraucherpreisauftrieb dürfte im November leicht gestiegen sein
(NEU: Durchgängig neu mit weiteren Konjunkturdaten)
Von Hans Bentzien
Das Geldmengenwachstum in der Eurozone hat sich im Oktober deutlicher als erwartet abgeschwächt. Das deutet auf einen mittelfristig sinkenden Inflationsdruck hin und dürfte den Druck auf die EZB erhöhen, weitere Maßnahmen gegen das Risiko eines breit angelegten Preisrückgangs zu ergreifen. Der aktuelle Inflationsdruck dürfte dagegen etwas zugenommen haben, wie erste Verbraucherpreisdaten aus Spanien und Deutschland zeigen. Und auch die Wachstumsaussichten bessern sich, nimmt man den Wirtschaftsstimmungsindex der EU-Kommission als Maßstab.
Wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte, wuchs die Geldmenge M3 gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 1,4 Prozent. Im September hatte das Plus noch bei 2,0 Prozent gelegen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten hingegen einen Anstieg um 1,7 Prozent prognostiziert. Der Referenzwert der EZB für ein inflationsneutrales M3-Wachstum beträgt 4,5 Prozent. Das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 ging von 6,7 auf 6,6 Prozent zurück.
Das sinkende Geldmengenwachstum spiegelte sich auch in einer schwachen Kreditvergabe, die ihr Vorjahresniveau um 1,0 Prozent unterschritt. Im September hatte der Rückgang 0,8 Prozent betragen. Diese Entwicklung ist sowohl Ergebnis des sehr schwachen Wirtschaftswachstums, das die Kreditnachfrage beeinträchtigt, als auch der sehr hohen Kreditzinsen in Südeuropa und der vielen faulen Kredite in den dortigen Bankbilanzen. Eine über längere Zeit sinkende Kreditvergabe kann eine Deflation auslösen.
"Zwar hat die EZB gerade ihren Hauptrefinanzierungssatz gesenkt, aber gerade wegen der sinkenden Kreditversorgung wird der Druck auf die EZB, mehr zu tun, wachsen", sagte ING-Volkswirt Peter Vanden Houte. Er erwartet daher, dass die Diskussion über spezielle Maßnahmen zur Ankurbelung der Kreditvergabe bei der nächsten EZB-Ratssitzung wieder Fahrt aufnehmen wird. An eine weitere Zinssenkung glaubt Vanden Houte vorerst nicht.
Die Buchkredite an den privaten Sektor sanken im Oktober mit einer Jahresrate von 2,1 Prozent. Im November war hier ein Minus von 2,0 Prozent gemeldet worden. Die Kreditvergabe an die öffentliche Hand kletterte um 0,8 Prozent und damit um 0,1 Punkt stärker als im September. Die Kreditvergabe an private Haushalte stieg wie im Vormonat um 0,1 Prozent. Dabei gewährten die Banken aber mehr Kredite für den Hausbau. Sie legten um 0,9 Prozent gegenüber 0,8 Prozent im September zu.
Trotz dieser schwachen Zahlen ist Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, nicht sicher, dass die EZB tatsächlich von Deflationsangst umgetrieben wird. "Wenn man Deflationssorgen hat, dann darf die Nullinie bei den Zinsen eigentlich keine Hürde sein, dann muss man auch in die Vollen gehen", sagte er. Die EZB hat ihren Leitzins im November auf 0,25 Prozent gesenkt. Eine abermalige Senkung würde wahrscheinlich zu negativen Einlagenzinsen führen, und dazu, das machte der als geldpolitische "Taube" geltende EZB-Vizepräsident Vitor Constancio deutlich, ist die Zentralbank noch nicht bereit.
Krüger verwies zudem auf andere Daten zur Inflation und Wachstum, die seiner Einschätzung nach darauf hindeuten, dass das verhalten optimistische Konjunktur- und Inflationszenario der EZB intakt ist. So hat der Inflationsdruck im Euroraum nach ersten Daten aus Deutschland und Spanien zu urteilen wieder etwas zugenommen. Im Oktober war die Inflationsrate auf 0,7 Prozent abgestürzt, worauf die EZB ihre Zinsen gesenkt hatte.
Zudem deutet ein Frühindikator des Wirtschaftswachstums im Euroraum auf einen intakten Konjunkturaufschwung. Der von der EU-Kommission ermittelte Index der Wirtschaftsstimmung stieg auf den höchsten Stand seit August 2011. Kleiner Wermutstropfen darin: Die ohnehin schon unterdurchschnittlichen Preiserwartungen der Konsumenten für die nächsten zwölf Monate sind weiter gesunken.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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November 28, 2013 06:48 ET (11:48 GMT)
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