05.11.2009 13:12:14
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UPDATE: Dresdner und Eurohypo bescheren Commerzbank Milliardenverlust
Von Madeleine Nissen
Dow Jones NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank AG hat im dritten Quartal 2009 wegen der Dresdner-Integration und Firmenwert-Abschreibungen auf die Tochter Eurohypo einen Milliardenverlust geschrieben. Vor Steuern betrug der Fehlbetrag 1,428 (1,447) Mrd EUR, wie die teilverstaatlichte Bank am Donnerstag mitteilte. Ohne die Gewinne aus dem Abbau-Portfolio von knapp 500 Mio EUR wäre der Verlust noch deutlicher ausgefallen. Zum einen verzeichneten die hier gelagerten Vermögenswerte Wertsteigerungen, zum anderen konnte die Commerzbank einige Titel mit Gewinn verkaufen. In dem knapp 34 Mrd EUR schweren Abbau-Portfolio lagert die Commerzbank riskante Assets, die nicht zum Kerngeschäft gehören und die sie nach und nach verkaufen will.
In den Kerngeschäftsfeldern Privatkunden sowie Mittelstandsbank war die Commerzbank profitabel, während die Segmente Mittel- und Osteuropa sowie das wertbesicherte Kreditgeschäft (Asset Based Finance - ABF) mit Verlusten abschlossen. Die Risikovorsorge lag bei 1,053 Mrd EUR nach 993 Mio EUR im zweiten Quartal. Die Erhöhung sei insbesondere auf das Segment ABF sowie auf Wertberichtigungen auf Forderungen an ausländische Banken im Segment Mittelstandsbank zurückzuführen, erklärte die Commerzbank. Im deutschen Kundengeschäft der Segmente Privatkunden und Mittelstandsbank stieg die Risikovorsorge nur moderat.
Im vierten Quartal wird die Commerzbank AG die Risikovorsorge von derzeit insgesamt rund 2,9 Mrd EUR weiter erhöhen müssen. Wegen Klumpenrisiken müssten im Jahr 2009 voraussichtlich höhere Rücklagen für das Kreditgeschäft gebildet werden als im Vorjahr, kündigte Finanzvorstand Eric Strutz an. Im vergangenen Jahr hatte die Risikovorsorge knapp 3,6 Mrd EUR betragen.
Die Gefahr von Kreditausfällen lauert für die Commerzbank an vielen Ecken: Die insgesamt schwache Entwicklung in Osteuropa macht Deutschlands zweitgrößter Bank schwer zu schaffen; vor allem im rezessionsgebeutelten Russland und in der Ukraine. Aber auch die Märkte in Spanien und den USA wertet Strutz als schwierig.
Kämpfen muss die Commerzbank zudem mit den Gefahren in der gewerblichen Immobilienfinanzierung, die die Tochter Eurohypo ins Haus bringt. Allein im dritten Quartal musste das Institut auf die Eurohypo 650 Mio EUR abschreiben. Innerhalb von fünf Jahren muss die Commerzbank die Tochter abstoßen. Das war eine der Bedingungen der Europäischen Union für die erhaltene Staatshilfe von insgesamt 18,2 Mrd EUR. Beim dem Verkauf will sich die Commerzbank Zeit lassen und erst einmal die Tochter auf Gewinn trimmen. Auf einen genauen Zeitpunkt für den Verkauf wollte sich Finanzvorstand Strutz nicht festlegen, er gab aber indirekt eine Indikation. Er hoffe aber auf einen guten Ertrag, je nachdem wie die Märkte "in zwei bis drei Jahren aussehen", sagte er.
Neben der Eurohypo muss die Commerzbank Kosten stemmen, die bei der Integration der Dresdner Bank anfallen. Diese werden im Jahr 2009 insgesamt mit 2 Mrd EUR zu Buche schlagen. Es kommt auf die Commerzbank im vierten Quartal noch ein Aufwand von rund 300 Mio EUR zu. Bezahlt hatte die Commerzbank für die Dresdner Bank im Januar 5,1 Mrd EUR - in der Hoffnung den Abstand zur Deutschen Bank, die das dritte Quartal mit einem Milliardengewinn abgeschlossen hat - stärker zu verringern.
Den Abstand einzudämmen dürfte aber zunehmend schwierig werden. Denn Deutschlands größte Bank kann, ohne Staatshilfe abzahlen zu müssen, völlig frei agieren. Die prall gefüllten Kassen nutzt die Bank für eine ausgiebige Einkaufstour und hat sich mit dem Kauf von gut 25% an der Postbank die Option auf eine Mehrheitsübernahme gesichert. Die jüngsten Coups sind der Kauf der Privatbank Sal. Oppenheim und die wieder aufgenommenen Verhandlungen für Teile der niederländischen ABN Amro.
Mit diesen Schritten stärkt die Deutsche Bank, die im dritten Quartal besonders vom Investmentbanking profitiert hat, ihr Privat- und Firmenkundengeschäft sowie das Geschäft mit den vermögenden Kunden. Damit setzt sie die Commerzbank, deren Herzstück das Privat- und Firmenkundengeschäft ist, stärker unter Druck. Mit Blick auf die sehr unterschiedlichen Risiken, die die Commerzbank in der schwersten Finanzkrise seit Jahrzehnten bewältigen muss, blickt Vorstandsvorsitzender Martin Blessing sehr vorsichtig in die Zukunft. Das zweite Halbjahr bleibe unverändert schwierig, sagte er. "Die Commerzbank wird 2009 mit einem Verlust abschließen." Wie hoch dieser Verlust sein wird, sagte er nicht.
Mit den detaillierten Zahlen ergänzte die Commerzbank ihre bereits am Montag überraschend veröffentlichten Daten zur Bilanz. Da der Netto-Milliardenverlust von 1,055 Mrd EUR von den Prognosen der Analysten stark negativ abgewichen war, hatte die Bank ihn bereits am Montag bekannt gegeben. Zudem teilte sie einen operativen Gewinn von 122 Mio EUR mit. Die Kernkapitalquote (Tier 1) betrug per Ende September 10,9% nach 11,3% per Ende Juni.
Größter Belastungsfaktor bei den Zahlen waren die planmäßigen Kosten für die Integration der Dresdner Bank, die im abgelaufenen Quartal mit 900 Mio EUR ins Gewicht fielen. Die Goodwill-Abschreibung von 650 Mio EUR, die aufgrund der Entwicklung um die Eurohypo anfielen, hatten Analysten in dieser Größenordnung allerdings nicht erwartet.
Webseite: http://www.commerzbank.de
-Von Madeleine Nissen, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 115, madeleine.nissen@dowjones.com DJG/maw/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
November 05, 2009 06:40 ET (11:40 GMT)
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