670 Jobs fallen weg 11.11.2015 17:21:00

UniCredit dünnt Bank Austria ganz radikal aus

Das war klar, schon bevor die Mailänder Konzernmutter UniCredit am Mittwoch die Aufsichtsratsergebnisse zum neuen Sparpaket gelüftet hat. Der bisherige Ertragsbringer Nummer eins, das Osteuropageschäft, wandert mit Beendigung einer vertraglichen Garantie direkt unters Konzerndach in Mailand. Bisher haben die viele Jahre lang satten Ergebnisse aus Osteuropa das wenig rentierliche Inlandsgeschäft in Österreich subventioniert. Zwei Drittel des Betriebsergebnisses stellten bisher die Ost/Südosteuropa-Banktöchter. Nur ein Drittel stammte aus dem Österreich-Geschäft. Unter dem Strich war das Verhältnis noch deutlicher, da verblieb aus dem Inlandsmarkt in der Regel noch viel weniger Gewinn. Das Filialgeschäft in Österreich ist gänzlich unrentabel. Hier wird UniCredit dem Vernehmen nach auch die Axt ansetzen.

Was die Ostbanken anlangt, so geht es um eine "konzerninterne" Verlagerung der Zentrale (Steuerung) von Wien nach Mailand. Allerdings wird UniCredit in internationalen Medien auch ein Verkauf einzelner Ostbanken nachgesagt. Zuletzt wurde etwa Polen genannt. Das polnische Bankgeschäft wird jetzt schon von Mailand aus gesteuert. Jetzt soll der größere Rest folgen.

Hohe Marktanteile haben in Osteuropa die bisher als Bank-Austria-Beteiligungen geführten Banken in Kroatien (26 Prozent), Bosnien-Herzegowina (23 Prozent), Bulgarien (18 Prozent) und in der Türkei (10 Prozent). Auch in Tschechien (9 Prozent), Serbien (9 Prozent), Rumänien (8 Prozent), Ungarn (7 Prozent), der Slowakei (7 Prozent) und Slowenien (ebenfalls 7 Prozent) ist sie lokal bei den größten Banken am Markt. Große Banken hat die Bank Austria (als bisherige CEE-Subholding der UniCredit Mailand) noch weiter im Osten, in Russland und in der Ukraine. Die Ukrainebank steht vor dem Verkauf. Das wird nicht ohne weitere Verluste in dem Land abgehen. Auch in Aserbaidschan ist die Bank im Geschäft.

Befürchtete harte Einschnitte im österreichischen Privatkundengeschäft lassen einige tausend Beschäftigte zittern. Seit ein paar Wochen stehen Pläne für einen Verkauf der Retailsparte samt Filialnetz im Raum. Als Interessent erbot sich die BAWAG mit ihrem Hauptaktionär, dem US-Fonds Cerberus. Nachdem die BAWAG selber mehrere hundert Filialen in Österreich hat, wäre damit ein Kahlschlag verbunden. Aufsicht und Wettbewerbshüter schlugen mehr oder verdeckt schon Alarm, weil hier zu viele Spareinlagen kumuliert würden und bei einem Weiterverkauf der BAWAG neuerlich eine unklare Lage entstünde.

Nach zahlreichen Schließungen hat die Bank Austria hierzulande noch rund 220 Zweigstellen. Hier stehen jedenfalls wesentliche Veränderungen an - zumindest ein drastischer Umbau, der auch Folgen für weitere Bankabteilungen hätte.

Die Stimmung in der größten Bank des Landes ist demnach äußerst angespannt. Die Gewerkschaften haben vorweg Widerstand gegen Zerschlagungen angemeldet. Am 24. November ist eine erste Betriebsversammlung angekündigt.

Zum Status quo: Zur Zeit hat die Bank Austria als Gruppe rund 57.000 Beschäftigte. Davon waren etwas mehr als 9.000 (Vollzeitrechnung) in der österreichischen Bank bzw. in deren Österreichtöchtern und knapp 48.000 in Osteuropa.

Von dem drastischen Sparkurs der UniCredit ist bei der Bank Austria das Inlandsgeschäft massiv betroffen. Vom Verlust tausender Stellen in Österreich, wie im Vorfeld befürchtet, ist in den heutigen UniCredit-Strategiepapieren jetzt einmal nicht die Rede. Zunächst geht es um 670 Jobs die bis 2018 noch wegfallen. Das gilt aber nur, wenn ein Verkauf der verlustbringenden Filialsparte gelingt.

UniCredit schrieb heute von 800 Stellen, die die Bank Austria in Österreich (ausgehend von 2014) bis 2018 reduzieren wird. Die Bank Austria-Mutter rechnet in Vollzeitstellen, in Köpfen sind es mehr Leute, weil gerade in der Bank Austria in den letzten Jahren viele Mitarbeiter Teilzeitprogramme angenommen haben. Rund 130 dieser 800 Vollzeitstellen will die Bank Austria bis zum heurigen Jahresende bereits eingespart haben. Mehr als 200 der einzusparenden Stellen sollen, so verlautet aus der Bank, beim Verkauf der Immo-Holding an neue Eigner übergehen.

Österreich müsse, so der jetzige Plan von UniCredit, die Kosten um 9 Prozent senken. Das heiße Einsparungen von 139 Mio. Euro im Vergleich zu Ende 2014, schrieb Bank Austria Chef Willibald Cernko am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter. Die Personalkosten müssten bis 2018 um 14 Prozent runter.

Nicht berücksichtigt seien zusätzliche Kostensenkungen, die notwendig würden, wenn eine Entscheidung zur internen Sanierung des Retailgeschäfts falle, fügte Cernko hinzu. Anfang Dezember soll klarer sein, was passiert.

In seinem Mitarbeiterbrief hat Cernko erstmals den Verlust im Privatkundengeschäft öffentlich beziffert. Ende September lag das Defizit (vor Steuern) in der österreichischen Retailsparte bei 41 Mio. Euro. Und dies trotz aller bisher schon gesetzten Rationalisierungen und Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Im Gesamtjahr müsse man damit rechnen, "dass wir für jeden betreuten Retailkunden fast 36 Euro draufzahlen müssen."

Kein Kaufmann der Welt könne ein Geschäft unverändert fortführen, das Geld vernichte, statt Geld zu verdienen. "Daher muss dieser Teil saniert werden, um die anderen profitablen Bereiche der Bank Austria nicht zu gefährden."

Zum Schicksal des Privatkundengeschäfts - also vollständiger Verkauf oder grundlegende Restrukturierung - sei noch keine Richtungsentscheidung getroffen. Es geht in der Sparte um 1,6 Millionen Kunden, also Privatkunden und kleine Gewerbekunden bis 3 Mio. Euro Umsatz. Diese "Richtungsentscheidung" soll bis Anfang Dezember fallen, so Cernko.

rf/tsk

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