4. Coronawelle 14.12.2021 16:23:00

UniCredit Bank Austria: Wirtschaft kommt mit gebremstem Schwung aus der Krise

UniCredit Bank Austria: Wirtschaft kommt mit gebremstem Schwung aus der Krise

Vorerst gibt es eine Wachstumsdelle von knapp 1 Prozent im aktuellen Quartal gegenüber dem Vorquartal. Grund sind Lieferkettenprobleme sowie der Lockdown in der vierten Coronawelle. Der Arbeitsmarkt ist grosso modo intakt, die Inflation geht 2022 voraussichtlich kurz auf 3,3 Prozent hoch. Die Zinsen dürften bis 2024 niedrig bleiben.

Insgesamt seien wir "auf einer ruppigen Fahrt in die Normalität", wie Chefökonom Stefan Bruckbauer die konjunkturelle Lage am Dienstag in einem Online-Pressegespräch umriss. "Wir sehen schon, dass sich die Stimmung in den letzten Wochen ein bisschen abgekühlt hat - die Dynamik ist ein bisschen heraußen", ergänzte der Volkswirt Walter Pudschedl. Doch die Richtung stimmt, und sie stimmt positiv.

"Diese Erholung ist eine wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gehabt haben" betonte Bruckbauer. Dieses Tempo habe natürlich auch Verwerfungen gebracht. "Wir müssen bis zum Sommer rechnen, dass es Lieferprobleme gibt", erwartet der Konjunkturexperte. Bis dahin bremse sich das Wirtschaftswachstum ein. Doch: "Die Coronakrise hat keine langfristigen Auswirkungen und kann rasch verdaut werden", strich Pudschedl hervor. Sie hätte geringere Auswirkungen als die Finanzkrise vor fast 15 Jahren. Am stärksten zu leiden haben körpernahe Dienstleister und der Tourismus mit Beherbergung und Gastronomie. Die beiden Letzteren "werden auch Ende 2022 noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht haben".

Die anderen Branchen hätten gelernt mit Lockdowns umzugehen bzw. waren auch begünstigt. Der Lebensmittelhandel profitierte auch davon, dass die Gastro geschlossen war. Auch die Bauwirtschaft und die Elektronikbranche kommen recht gut durch diese Pandemie. Die gesamte Wertschöpfung werde Ende 2022 "fast 9 Prozent nominell über Vorkrisenniveau liegen", so Pudschedl.

Am Arbeitsmarkt werde es keine Strukturprobleme geben, Angebot und Nachfrage stimmten jedoch nicht überein, räumte der Ökonom ein. "Wir haben über 300.000 Arbeitssuchende, inklusive Schulungsteilnehmer." Die Vakanzquote sei schon seit 2016 "deutlich angestiegen und auf hohem Niveau". Es gebe "große Herausforderungen" im Hinblick auf Qualifikation und Bildung. "Hier sind Anstrengungen nötig." Heuer wird die Arbeitslosenquote im Schnitt bei 8,1 Prozent gesehen, 2022 dann bei 7,3 Prozent und 2023 bei 6,9 Prozent. "Mit 7,3 Prozent im November haben wir schon das Vorkrisenniveau erreicht, mit 7 Prozent vor der Pandemie", so Pudschedl. "Wir werden weitere Verbesserungen erleben." Je nach Branche habe es diese bereits gegeben. Die Kurzarbeit sei in der Krise "ein Instrument, das wirklich gewirkt hat", betonte er mit Blick auf diese Regierungsmaßnahme.

Für 2022 rechnen die Ökonomen der Bank für Österreich mit einem Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent, nach einem Plus von 5 Prozent im auslaufenden Jahr. 2023 sei dann ein moderaterer Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3 Prozent zu erwarten. Das entspricht in etwa dem Durchschnitt in der Eurozone, 2022 wäre das Wachstum damit sogar stärker als im Euroraum (3,9 Prozent) und in Deutschland (plus 3,5 Prozent). Allerdings seien die Risiken - je nach Pandemieverlauf - hoch. Auch könne man nicht ausschließen, dass die Probleme in den internationalen Lieferketten länger dauerten als bis zum Sommer.

Das bedeute auch, dass die heimische Inflationsrate nächstes Jahr noch einmal hoch sein werde, mit voraussichtlich 3,3 Prozent sogar auf einem Zehnjahreshoch, nach 2,8 Prozent im heurigen Jahr. "Wir rechnen mit über 4 Prozent in den nächsten Monaten - wir werden Preiserhöhungen sehen bei gewissen Dienstleistungen, im Gastrobereich, ist sich Pudschedl sicher.

Haupttreiber der Inflation seien die Rohölpreise. "Wir haben überschießende Rohstoffpreise im Aufschwung", so Bruckbauer. Nach einer Entspannung bei den Lieferketten werde sich der Preisauftrieb aber "spätestens 2023 wieder im Bereich der Zielwerte von 2 Prozent" bewegen.

"Daher auch unsere Prognose: Keine Zinserhöhung bis Ende 2023", hielt Bruckbauer fest. Anders als in den USA, denn dort dürfte die Notenbank Fed schon im kommenden Jahr einen Zinsschritt nach oben setzen, 2023 dann dreimal in Richtung 1,25 und dann 1,5 Prozent bis Ende 2023. Im Euroraum sieht der Volkswirt bei den zehnjährigen Staatsanleihen erst "Ende übernächsten Jahres" 0,5 Prozent. Der Euro soll schwächer werden, der Dollar stärker. "Dementsprechend unterstützend ist das für die wirtschaftliche Erholung."

APA

Weitere Links:


Bildquelle: Tobias W / Shutterstock.com,casadaphoto / Shutterstock.com,Anton Watman / Shutterstock.com

Analysen zu UniCredit S.p.A.mehr Analysen

18.12.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
13.12.24 UniCredit Overweight Barclays Capital
06.12.24 UniCredit Hold Deutsche Bank AG
06.12.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
25.11.24 UniCredit Overweight JP Morgan Chase & Co.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

UniCredit S.p.A. 37,64 0,25% UniCredit S.p.A.