Wachsende Urlaubsnachfrage 13.02.2024 20:01:39

TUI-Aktie holt Verluste wieder auf: TUI zeigt sich wegen deutlich gestiegener Buchungszahlen für Reisen optimistisch

TUI-Aktie holt Verluste wieder auf: TUI zeigt sich wegen deutlich gestiegener Buchungszahlen für Reisen optimistisch

Der weltgrößte Reisekonzern TUI nimmt dank einer starken Urlaubsnachfrage Kurs auf Geschäfte wie vor der Corona-Pandemie. Die Reisebuchungen für Winter und Sommer lägen acht Prozent höher als vor einem Jahr, teilte TUI vor der Hauptversammlung am Dienstag in Hannover mit. Für das laufende Finanzjahr 2023/24 (bis Ende September) rechnet Vorstandschef Sebastian Ebel im Tagesgeschäft weiter mit einem Rekordgewinn. Finanzvorstand Mathias Kiep wollte sich jedoch nicht festlegen, ob diesmal wirklich mehr Gäste mit TUI verreisen als vor der Corona-Krise.

An der Börse will sich der Reiskonzern aus Hannover künftig auf den Handel in Frankfurt konzentrieren. Von der Börse in London, bisher Haupthandelsplatz der TUI-Aktie, will sich der Konzern im Juni verabschieden. Auf der virtuellen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre dem Vorhaben am Dienstag mit 98,35 Prozent der Stimmen zu. Hauptbörse werde dann statt London Frankfurt sein. Das soll TUI auch eine Rückkehr in den MDAX ermöglichen, den deutschen Index für mittelgroße Unternehmen. "Wir würden erwarten, dass wir dann im Juni in den MDax aufgenommen werden", sagte Kiep. Von Aktionärsvertretern gab es dafür Zuspruch. "Die TUI-Aktie kommt wieder nach Hause", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Das ist ein Zeichen der Rückkehr zur Normalität."

London-Rückzug soll bei EU-Flugrechten helfen

Der Schritt soll dem Konzern auch helfen, künftig die Voraussetzungen für Luftverkehrsrechte in der EU nach dem Brexit weiter abzusichern, hieß es. Denn die EU verlangt, dass eine Airline wie TUIfly, die innerhalb der Union fliegt, mehrheitlich in Besitz und unter Kontrolle von Eignern aus der EU ist. Probleme gebe es hier bisher auch nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU nicht, betonte Vorstandschef Ebel. "Wir haben heute genügend europäische Aktionäre, auch ohne das Vereinigte Königreich." Das werde sich durch einen Rückzug aus London, wo traditionell mehr internationale Anleger kaufen, noch verstärken. Der TUI-Konzern hatte die Hauptnotierung seiner Aktie 2014 im Zuge des Zusammenschlusses mit der früheren Tochter TUI Travel nach London verlegt und war dadurch aus dem MADX ausgeschieden.

Im abgelaufenen Quartal von Oktober bis Dezember reisten bereits sechs Prozent mehr Gäste mit TUI. Und sie gaben auch im Schnitt mehr Geld für ihren Urlaub aus als ein Jahr zuvor. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust halbierte sich in etwa auf knapp 123 Millionen Euro. Reiseunternehmen schreiben im Winter in der Regel rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie in der Hauptreisezeit im Sommer ein.

Kunden sparen nicht am Urlaub

Dafür sieht es nach Einschätzung des Managements gut aus. Denn die Kunden haben für Winter und Sommer bisher nicht nur acht Prozent mehr Reisen bei TUI gebucht als vor einem Jahr. Sie geben nach bisherigen Zahlen im Schnitt auch vier Prozent mehr dafür aus. "Für den Sommer erwarten wir eine stake Saison", sagte Kiep. Auch in Deutschland sei trotz schwächelnder Konjunktur kein Ende der Reiselust zu spüren, sagte Kiep. "Urlaubsreisen haben nach wie vor eine hohe Priorität bei unseren Kunden. Das ist stabiler, als wir gedacht hätten."

Wenn das Geschäft weiter so wachse, steuere TUI bei den Gästezahlen auf das Niveau von 2019 zu, sagte Finanzchef Kiep. Im vergangenen Geschäftsjahr war der Konzern mit rund 19 Millionen Gästen, davon 5,6 Millionen aus Deutschland, noch klar unter den 20,5 Millionen aus der Zeit vor der Krise geblieben. Der Geschäftseinbruch infolge der Pandemie hatte TUI im Jahr 2020 in eine Existenzkrise gestürzt. Der deutsche Staat rettete den Konzern mit Milliardenhilfen vor dem Untergang.

Inzwischen sieht sich TUI wieder im Aufwind. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September wollen Ebel und Kiep den operativen Gewinn vor Sondereffekten um mindestens ein Viertel steigern. Nach 977 Millionen im Vorjahr würde TUI damit ein operatives Rekordergebnis von 1,2 Milliarden Euro einfahren.

Jefferies belässt TUI auf 'Hold'

Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für TUI nach Quartalszahlen auf "Hold" mit einem Kursziel von 7 Euro belassen. Umsatz und operatives Ergebnis (bereinigtes Ebit) seien besser als vom Markt erwartet ausgefallen, schrieb Analystin Jaina Mistry in einer am Dienstag vorliegenden ersten Reaktion. Zudem seien das aktuelle Wintergeschäft und die Buchungen für die Sommersaison des Touristikkonzerns ermutigend. Trotz der operativen Fortschritte und der historisch gesehen vergleichsweise geringen Bewertung sieht sie bei TUI weiter einige Risiken und präferiert daher andere Aktien aus der Branche, wie die Anteile des britischen Billigfliegers Jet2.

Bernstein belässt TUI auf 'Market-Perform'

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für TUI nach Zahlen zum ersten Geschäftsquartal auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 6,80 Euro belassen. Mit einem Rekordumsatz und einem Rekordgewinn habe der Reisekonzern einen Karnevalsdienstag hingelegt, schrieb Analyst Richard Clarke in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Mit Blick auf die Buchungen gebe es allerdings Anzeichen einer Verlangsamung.

Achterbahnfahrt bei TUI

Die Aktien von TUI haben am Dienstag nach einer Berg- und Talfahrt kaum verändert geschlossen. Die Papiere des Reisekonzerns waren kurz nach Handelsbeginn zunächst um mehr als 8 Prozent in die Höhe geschnellt und hatten den höchsten Stand seit August erreicht, bevor sie innerhalb einer halben Stunde fast ihre kompletten Gewinne einbüssten. Die Anteilsscheine hielten sich dann noch eine Weile im Plus, bevor sie am frühen Nachmittag unter Druck gerieten und bis zu 7,6 Prozent verloren. Zum Handelsschuss hin erholten sie sich aber spürbar und beendeten den Tag 0,06 Prozent im Minus bei 6,83 Euro.

Börsianer lobten zwar die guten Quartalszahlen von TUI und eine ermutigende Buchungsentwicklung. Analysten aber wiesen auch auf die Anfälligkeit des Unternehmens für das wirtschaftliche Umfeld und die geopolitischen Risiken hin, was Beobachtern zufolge für einen nervösen Handel gesorgt hat.

Analystin Jaina Mistry von der Bank Jefferies merkte an, der Reisekonzern habe im ersten Quartal überraschend profitabel gewirtschaftet. Die Trends bei den Buchungen für die Wintersaison 2023/24 und die Sommersaison 2024 blieben "ermutigend", schrieb die Expertin. Zudem sei die Nettoverschuldung im Jahresvergleich zurückgegangen.

Während Branchenexperten beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) im ersten Geschäftsquartal einen Verlust von 64 Millionen Euro erwartet hätten, habe TUI einen Gewinn von 6 Millionen Euro erzielt, schrieb Analyst Cristian Nedelcu von der Bank UBS. Die Buchungen für die Sommersaison seien im Jahresvergleich um acht Prozent gestiegen - bei gleichzeitig gestiegenen Durchschnittspreisen.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: Dafinchi / Shutterstock.com,TUI

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