Zollstreit 12.03.2025 15:59:00

Trump verhängt Stahl- und Aluminiumzölle - EU droht mit Gegenmaßnahmen - Stahlaktien gespalten

Trump verhängt Stahl- und Aluminiumzölle - EU droht mit Gegenmaßnahmen - Stahlaktien gespalten

Auch bisher geltende Ausnahmen für Waren aus Ländern der Europäischen Union und anderen Staaten werden laut einer Anordnung des Republikaners von Februar, die nun gilt, ausgesetzt. Die Europäische Union hat bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht - ein großer Handelskonflikt bahnt sich an. Trump argumentiert, exzessive Stahl- und Aluminiumimporte bedrohten die nationale Sicherheit der USA. Außerdem wirft er China vor, den weltweiten Markt mit billigem Metall zu fluten.

Kanada als Hauptquelle für Stahl und Aluminium

Jüngsten Daten zufolge wird rund ein Viertel des von der Industrie in den USA verwendeten Stahls importiert. Bei Aluminium liegt der Wert bei mehr als 40 Prozent. Bei Sekundäraluminium, das aus recyceltem Material stammt, ist der Wert noch einmal deutlich höher.

Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten. Zudem stammt das meiste Aluminium, das in die USA importiert wird, aus Kanada.

Kanada und die USA legen Stromstreit vorerst bei

Trump hatte zuletzt immer wieder verbal scharf gegen den Nachbarn im Norden geschossen. Kurz dem Inkrafttreten der Stahl- und Aluminiumzölle legte er nach und kündigte an, dass er angewiesen habe, auf die Stahl- und Aluminiumimporte aus Kanada Zölle von weiteren 25 Prozent zu erheben, so dass der Gesamtzoll von Mittwochfrüh an 50 Prozent betrage. Dies sei eine Antwort darauf, dass Kanada eine Preiserhöhung für Stromexporte in die USA um 25 Prozent erhebt, so Trump. Ontario setzte seine Stromerhöhungen nach Verhandlungen mit US-Handelsminister Howard Lutnick dann aber aus. Das Weiße Haus gab daraufhin bekannt, dass für Kanada die ursprünglichen 25 Prozent bei Zöllen gälten.

Trump hatte bereits vergangene Woche pauschale Zölle in Höhe von 25 Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko verhängt. Kurz nach ihrem Inkrafttreten gewährte er jedoch einen einmonatigen Aufschub für bestimmte Produkte. Konkret geht es dabei um Waren, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Stahl und Aluminium fallen eigentlich unter bestimmten Bedingungen auch unter dieses Abkommen. Es ist offen, wie sich das nun konkret in der Praxis gestalten wird. US-Medien zufolge herrscht auch bei den betroffenen Firmen große Unsicherheit.

Auch die Europäische Union betroffen

Auch die EU wird die Auswirkungen der neuen Zölle zu spüren bekommen. Rund 10 Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte in die USA kommen jüngsten Daten zufolge aus der EU. Beim Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl hieß es, die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Die EU drohte nach Trumps Zollankündigung im Februar mit Gegenmaßnahmen.

Die neuen Zölle wecken böse Erinnerung an einen Handelskonflikt zwischen der EU und den USA während Trumps erster Amtszeit. Als Trump damals Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt hatte, reagierte die EU mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Während der Amtszeit von Joe Biden wurde ein Stillhalteabkommen geschlossen, das die Zölle entschärfte.

Weitere Zölle gegen EU im April

Die nun von der US-Regierung eingeführten Stahl- und Aluminiumzölle sind die ersten in Kraft tretenden Strafmaßnahmen seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit, die die EU direkt ins Visier nehmen. Trumps eigentlicher Zoll-Rundumschlag gegen die europäischen Partner soll aber erst am 2. April folgen. Dann will der Republikaner seine sogenannten wechselseitigen Zölle vorstellen. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben werden, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.

Trump hatte in der Vergangenheit betont, mit diesen Zöllen das Handelsungleichgewicht korrigieren zu wollen und warf anderen Handelspartnern - insbesondere der EU - vor, die Vereinigten Staaten unfair zu behandeln. Das Weiße Haus machte deutlich, noch andere Handelshemmnisse ins Visier zu nehmen. Dazu gehörten die Mehrwertsteuer, staatliche Subventionen oder Vorschriften, die US-Unternehmen daran hinderten, im Ausland Geschäfte zu machen.

Trump macht mit Zöllen Politik

Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie das importierende Unternehmen. Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am meisten trifft. Auch die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen, die auf ausländische Waren angewiesen sind, kann unter den Zöllen wegen der höheren Produktionskosten leiden.

Trump fuhr seit Amtsantritt einen Schlingerkurs in seiner Zollpolitik. In den vergangenen Tagen machte sich das bereits an der Wall Street bemerkbar, die Aktienkurse fielen.

EU kündigt Vergeltung für neue US-Zölle an

Die EU will mit Gegenzöllen auf US-Waren im Milliardenwert die neuen amerikanischen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte kontern. Wie die zuständige Europäische Kommission mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an Produkte wie Bourbon-Whiskey, Spielkonsolen, Motorräder, Boote und Erdnussbutter betroffen sein.

Weitere Gegenmaßnahmen sind dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten für Mitte April geplant. Sie sollen Unternehmen treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse in die EU verkaufen. Zudem soll es auch EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte wie Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte geben.

Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen

Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. "Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen", hieß es.

Die EU-Gegenmaßnahmen sollen dies nun ausgleichen. Nach Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von 26 Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen.

"Die Europäische Union muss handeln, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Gegenmaßnahmen, die man ergreife, seien weitreichend, aber verhältnismäßig.

Die deutsche Spitzenpolitikerin kritisierte die Zollentscheidung von US-Präsident Donald Trump scharf. "Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen - in Europa und in den Vereinigten Staaten", sagte sie.

US-Handelsbeauftragte: EU handelt realitätsfern

Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer verurteilte die Entscheidung der EU. Die Strafmaßnahmen ließen die nationalen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten - und auch die internationale Sicherheit - völlig außer Acht. Sie seien ein weiteres Indiz dafür, dass die Handels- und Wirtschaftspolitik der EU realitätsfern sei, teilte er mit. "Wenn die EU so schnell gehandelt hätte, um die weltweiten Überkapazitäten zu beseitigen, wie sie es tut, um die Vereinigten Staaten zu bestrafen, wären wir heute wahrscheinlich in einer anderen Situation."

EU sieht Spielraum für Verhandlungen

Zugleich betonte von der Leyen, dass sie weiter bereit sei, mit der US-Regierung an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. "Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist, unsere Volkswirtschaften mit Zöllen zu belasten", sagte sie. Sie habe Handelskommissar Maroš Šefcovic damit beauftragt, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen zu erarbeiten.

Bourbon-Whiskey könnte teurer werden

US-Präsident Donald Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 Sonderzölle die Einfuhr von Stahl- und Aluminiumprodukten angeordnet und dies "mit Interessen der nationalen Sicherheit" begründet.

Die EU reagierte damals bereits mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Motorräder und Jeans.

Im Herbst 2021 einigte sich die EU dann allerdings mit der Regierung von Trumps demokratischem Nachfolger Joe Biden auf ein Stillhalteabkommen, das zur Folge hatte, dass die Zölle weitestgehend ausgesetzt wurden. Nach seiner Wiederwahl geht Trump nun aber wieder auf Konfrontationskurs. Er hat auch angekündigt, auf Autos und andere Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen. Damit will er die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen.

Zu den neuen geplante EU-Zusatzzöllen auf US-Produkte wird es nach Angaben der EU-Kommission nun bis zum 26. März Konsultation mit Interessengruppen geben. Dann sollen die Mitgliedstaaten eingeladen werden, die vorgeschlagenen Maßnahmen zu billigen, bevor sie verabschiedet werden. Das Inkrafttreten ist nach Angaben von Kommissionspräsidentin von der Leyen zum 13. April vorgesehen.

Wirtschaftsvertreter mahnten Augenmaß bei den Reaktionen an. Gegenmaßnahmen müssten mit Bedacht und strategischem Weitblick gewählt werden, um den Schaden für unsere eigene Wirtschaft in Grenzen zu halten, kommentierte Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Zölle und Gegenzölle dürften nicht in einer Spirale münden - in Handelskriegen gebe es nur Verlierer.

Stahlwerte profitieren nur mäßig von Zöllen

Unter den Einzelwerten profitieren Stahlwerte vom Inkrafttreten der US-Importzölle sehr unterschiedlich. Nucor tendieren an der NYSE 0,66 Prozent tiefer bei 129,04 US-Dollar, US Steel verlieren 0,23 Prozent auf 36,98 US-Dollar. Steel Dynamics ziehen an der NASDAQ derweil 1,57 Prozent auf 122,66 US-Dollar an. Die Kurse der Aluminiumkocher Alcoa und Century Aluminum steigen um 2,16 Prozent auf 32,65 US-Dollar bzw. 4,8 Prozent auf 18,98 US-Dollar (NASDAQ).

WASHINGTON (dpa-AFX) / Dow Jones

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Bildquelle: Ralph Freso/Getty Images,John Moore/Getty Images,James Devaney/Getty Images

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