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23.09.2020 14:02:39
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TRATON steigt bei US-Start-Up Tusimple ein und nimmt Marken stärker in die Pflicht - VW- und TRATON-Aktien legen zu
In einem ersten gemeinsamen Projekt will die VW-Marke Scania mit den Amerikanern eine Lieferstrecke zwischen den schwedischen Städten Södertälje und Jönköping in Betrieb nehmen. Die Lkw sollen dabei weitgehend automatisch fahren, dem sogenannten "Level 4". Auf dieser Stufe des autonomen Fahrens ist zwar noch ein Fahrer an Bord, überlässt das Fahren aber weitgehend der Software.
"Innovative Zukunftstechnologien, die unseren Kunden Mehrwert bieten, sind ein wesentlicher Teil unserer Strategie", sagte TRATON-Vorstandschef Matthias Gründler. Tusimple habe seine Technologie seit 2017 bereits mit mehreren Millionen Testkilometern auf öffentlichen Straßen erprobt, hieß es. Ziel von TRATON sei es, in Schweden, Deutschland und weiteren Ländern Lkw-Flotten auf der Straße zu erproben, die ohne Fahrer auskommen. Damit lasse sich mittelfristig der zunehmende Mangel an Fahrern abschwächen. Zudem sollen autonom fahrende Lkw die Gesamtauslastung der Kapazitäten verbessern.
Pikant am Einstieg bei den US-Amerikanern: Im Juli erst hatte der US-Truckhersteller Navistar ebenfalls seinen Einstieg bei Tusimple über eine Minderheitsbeteiligung bekannt gemacht. VW und TRATON halten bereits fast 17 Prozent an Navistar und wollen die restlichen Anteile derzeit für 3,6 Milliarden US-Dollar komplett übernehmen. Doch den restlichen Eigentümern, darunter US-Starinvestor Carl Icahn, ist das Angebot aus Wolfsburg noch nicht gut genug.
Traton nimmt Marken stärker in die Pflicht
TRATON erhöht den Druck auf den Münchner Lkw- und Buskonzern MAN. Die Markenvorstände von MAN, Scania und Volkswagen Caminhoes e Onibus bekämen jetzt mehr Handlungsfreiheit, "um ihre Profitabilitätsziele zu erreichen", sagte der neue Traton-Chef Matthias Gründler am Mittwoch auf der Hauptversammlung in München. Er führt die Gruppe seit Juli. MAN "ist heute nicht da, wo es sein könnte. Um das zu schaffen, ist eine Restrukturierung des Unternehmens unumgänglich", sagte Gründler. Mit dem Betriebsrat wolle er so schnell wie möglich eine grundlegende Neuausrichtung von MAN vereinbaren.
Auch bei der Entwicklung neuer Technologien müssten sich die Marken stärker fokussieren, um schneller und effizienter zu werden. Welche Marke welche Kompetenz am effektivsten aufbaue, werde gerade überprüft. "Alle aktuellen Entwicklungsprojekte werden in den nächsten Monaten hinterfragt und neu priorisiert", sagte Gründler. Zudem müssten die Einkäufe besser gebündelt werden, "hier haben wir noch Luft nach oben".
MAN will 9500 Arbeitsplätze streichen - jeden vierten der weltweit 36 000. Scania plant 5000 Stellen abzubauen. MAN hat im ersten Halbjahr 387 Millionen Euro operativen Verlust gemacht, die Traton-Gruppe insgesamt 220 Millionen. Das Branchenklima sei "von einer nachhaltigen Erholung noch weit entfernt", sagte Gründler.
Traton halte trotzdem an seinem Ziel fest, bis 2025 eine Milliarde Euro in die Elektrifizierung der Lastwagen und Busse zu investieren. "Ab jetzt bringt Scania jedes Jahr weitere Elektro-Fahrzeuge auf den Markt. Auch für Baustellen-Lkw und die Langstrecke." MAN baue einen mittelschweren E-Lkw in Kleinserie.
Zur geplanten Übernahme des US-Lastwagenbauers Navistar gab es auf der Hauptversammlung keine Neuigkeiten. Traton hatte sein Angebot Mitte September aufgestockt, aber die Navistar-Aktionäre reagierten sehr skeptisch. Gründler betonte, Traton habe derzeit keinen Zugriff auf den großen profitablen US-Markt.
Die TRATON-Aktie legt via XETRA zeitweise um 2,21 Prozent auf 17,48 Euro zu. Für die VW-Scheine geht es derweil um 2,40 Prozent auf 138,06 Euro nach oben.
/men/eas/jha/
MÜNCHEN/SAN DIEGO (dpa-AFX)
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