Nach gutem Geschäftsjahr 19.11.2015 09:04:41

ThyssenKrupp wegen Sorgen um Konjunktur mit vorsichtiger Prognose

ThyssenKrupp kämpft auf seinem Erholungskurs mit einem immer stärkeren Gegenwind. Zwar steigerte das Unternehmen im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um gut ein Viertel auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Angesichts wachsender Sorgen über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und des neuerlichen Verfalls der Stahlpreise wagte das Management am Donnerstag in Essen aber nur eine auch nach eigenem Bekunden vorsichtige Prognose. Bei der Dividende hält sich der Konzern stärker zurück als erwartet.

Die Aussichten für Thyssenkrupp verdüsterten sich zuletzt deutlich. So legte der Umsatz im vergangenen Berichtsjahr nur dank des schwachen Euro um vier Prozent auf 42,8 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang wäre ohne die günstigen Wechselkurse sogar deutlich gesunken. Hintergrund ist der heftige Verfall der Stahlpreise weltweit wegen der massiv gestiegenen Ausfuhren aus China. Zudem sammelte der Großanlagenbau wegen der niedrigen Rohstoffpreise weniger Aufträge ein.

ERSTMALS SEIT NEUN JAHREN KEIN GELD VERBRANNT

Unter dem Strich blieb ein Überschuss von 309 Millionen Euro übrig, das ist fast die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor. Dabei profitierte der Ruhrkonzern auch vor allem von milliardenschweren Einsparungen. Zudem legte das Aufzugsgeschäft kräftig zu. Der Konzern hatte lange vor allem unter Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke in Übersee gelitten. Zwischenzeitlich waren Milliardenverluste angefallen.

Erstmals seit neun Jahren nahm Thyssenkrupp nun im laufenden Geschäft wieder mehr Geld ein als der Konzern ausgab. Der Geldzufluss aus dem Tagesgeschäft sei ein Meilenstein im Veränderungsprozess von Thyssenkrupp, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. "Wir haben geliefert, was wir versprochen haben." der Konzern habe sich weiter stabilisiert.

VORSTAND MIT DIVIDENDE NICHT ZUFRIEDEN

Allerdings hatten Analysten mit stärkeren Zahlen gerechnet. Vor allem die geplante Erhöhung der Ausschüttung an die Aktionäre von 11 auf 15 Cent pro Anteilsschein liegt unter den Erwartungen. "Die Dividende kann uns mittelfristig nicht zufrieden stellen", sagte Hiesinger. "Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung, der auch unsere bilanziellen Erfordernisse berücksichtigt." Damit sprach er die weiter im Vergleich zu anderen Dax-Konzernen dünne Eigenkapitalausstattung an, die sich nur leicht auf 3,3 Milliarden Euro verbesserte. Die Schulden sanken um sieben Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Im neuen Jahr soll der operative Gewinn nun zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro landen. Damit ist das mittelfristige Ziel von zwei Milliarden noch etwas entfernt. Entscheidend sei vor allem die weitere Entwicklung der Stahlpreise. Einen wichtigen Beitrag von 850 Millionen Euro zum Gewinn sollen weitere Einsparungen liefern. "Gerade vor dem Hintergrund des tendenziell immer unsicherer werdenden Umfeldes müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst in der Hand haben", sagte Hiesinger. Unter dem Strich rechnet Thyssenkrupp mit einem kräftigen Anstieg des Überschusses sowie des Mittelzuflusses aus dem operativen Geschäft.

BRASILIEN BLEIBT EIN PROBLEM

Ein Problemfall bleibt das Stahlwerk in Brasilien. Es blieb erneut tief in den roten Zahlen stecken. Dabei machte sich die Wirtschaftskrise im Land ebenso bemerkbar wie neuerliche Probleme in der Produktion. Wegen Wasserknappheit konnte die Anlage teilweise nicht voll laufen. Zudem musste Thyssenkrupp wegen der Abwertung der brasilianischen Währung Steuerguthaben herunterschreiben. Zusammen mit dem Bau eines Werks in den USA hatte die Anlage den Konzern in die tiefe Krise gestürzt und zu Milliardenverlusten geführt. Während die Anlage in den USA seit fast zwei Jahren verkauft ist, versucht ThyssenKrupp, die brasilianische Fabrik in eigener Regie profitabel zu machen.

ESSEN (dpa-AFX)

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