Wasserstoffgeschäft stockt 15.05.2024 17:58:00

thyssenkrupp nucera-Aktie deutlich schwächer: thyssenkrupp steigert Umatz - dennoch rote Zahlen

thyssenkrupp nucera-Aktie deutlich schwächer: thyssenkrupp steigert Umatz - dennoch rote Zahlen

Der Wachstumskurs des zuletzt stark gelaufenen Wasserstoffgeschäfts des Elektrolysespezialisten thyssenkrupp nucera gerät ins Stocken. Beim Neugeschäft bekam das zum Industriekonzern thyssenkrupp gehörende Unternehmen eine zunehmende Investitionszurückhaltung in dem Bereich zu spüren. nucera senkte daher am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal die Erwartungen für das Wasserstoffgeschäft für das laufende Geschäftsjahr sowie für 2024/25. Für den Konzern wurde der Umsatzausblick konkretisiert.

Der Finanzmarkt zeigte sich überrascht. Für die Deutsche Bank kommt die Entwicklung dagegen nicht gänzlich unerwartet. Die Senkung sei allerdings nicht in den Konsensschätzungen eingepreist. Daran schloss sich Erwan Kerouredan von der Investmentbank RBC an, lobte aber zugleich grundsätzlich gute Fortschritte.

thyssenkrupp verlor mehr als sieben Prozent. Zwischenzeitlich fielen die Scheine fast auf ihr Rekordtiefniveau. Der Industriekonzern hat am selben Tag durchwachsene Zahlen vorgelegt und wegen der Konjunkturschwäche den Ausblick für Umsatz und Konzernergebnis gesenkt.

Es zeigten sich immer deutlicher Verzögerungen bei der finalen Investitionsentscheidung bei vielen potenziellen Kunden, teilte thyssenkrupp nucera mit. "Derzeit beobachten wir in Europa und Nordamerika eine Diskrepanz zwischen ursprünglich geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen über die notwendigen Elektrolyse-Kapazitäten", kommentierte der Leiter des Bereichs, Christoph Noeres. Viele Investoren warteten zudem die Gestaltung von regulatorischen Auflagen ab. Noeres monierte auch das Tempo der Förderzusagen und forderte den Abbau solcher "Investitionshemmnisse".

Im zweiten Quartal (per Ende März) sank der Auftragseingang daher um 42 Prozent auf 75,3 Millionen Euro, wobei dafür alleine das Wasserstoffgeschäft mit einem Minus im Neugeschäft von 86 Prozent beitrug. nucera senkt seine Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr auf 500 Millionen bis 550 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen 600 bis 700 Millionen in Aussicht gestellt. Auch im kommenden Geschäftsjahr 2024/25 geht nucera von weniger Umsatz als gedacht aus: 700 bis 800 Millionen Euro stehen nun auf dem Zettel, nach ursprünglich geplanten 850 bis 950 Millionen. Und auch das Erreichen der Gewinnschwelle steht im kommenden Geschäftsjahr auf der Kippe. Dem will nucera nur noch "nahekommen".

Die schwächeren Aussichten für das Wasserstoffgeschäft machen sich auch im Konzernumsatz bemerkbar: Hier konkretisierte das Unternehmen seine Prognose für das laufende Jahr und erwartet 820 bis 900 Millionen Euro. Das liegt unter den Analystenerwartungen. Bislang hatte nucera einen Anstieg im mittleren zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Hohe Anlaufkosten für den Hochlauf des Wasserstoffgeschäfts dürften voraussichtlich zu einem Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich führen, bekräftigte nucera.

Im zweiten Quartal konnte das Unternehmen seinen Wachstumskurs fortsetzen. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 168 Millionen Euro, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Investitionen in den Ausbau der Wasserelektrolyse sorgten im Quartal für einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 10,6 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 2,3 Millionen im Vorjahr. Dank eines besseren Finanzergebnisses lag das Minus unter dem Strich bei 7,2 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 3,6 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten hatten sich bessere Zahlen erhofft.

So reagiert die Aktie

Stockende Wasserstoffprojekte haben im Kurs von thyssenkrupp nucera am Mittwoch tiefe Spuren hinterlassen. Die Aktien sackten im SDAX letztlich um 10,91 Prozent auf 11,92 Euro ab. Denn finale Investitionsentscheidungen der Kunden lassen auf sich warten.

Im Falle von Nucera bezeichnete es der Deutsche-Bank-Experte Michael Kuhn als Hauptthema, dass die Wachstumserwartungen an das Geschäft mit Alkalischer Wasserelektrolyse (AWE) vom Unternehmen reduziert wurden. Dies überrasche ihn selbst zwar nicht, spiegele sich aber in den Konsensschätzungen noch nicht wider.

"Derzeit beobachten wir in Europa und Nordamerika eine Diskrepanz zwischen ursprünglich geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen über die notwendigen Elektrolyse-Kapazitäten", kommentierte der Leiter des Bereichs, Christoph Noeres. Laut dem Analysten Kuhn warten viele Kunden mit ihren Entscheidungen auch darauf, dass der finale rechtliche Rahmen steht. Er merkte allerdings auch an, dass es durchaus Fortschritte mit einigen Projekten gebe.

Sowohl die Aktien von thyssenkrupp als auch von nucera kommen mit der jüngsten Schwäch weiter nicht auf die Beine, gehören sie doch in ihren Indizes MDAX und SDAX in diesem Jahr bislang zu den größten Verlierern. Während die Titel von thyssenkrupp bislang ein Viertel eingebüßt haben, bewegen sich jene von nucera 2024 mit einem Drittel in der Verlustzone.

thyssenkrupp hält an nucera nach dem Börsengang noch die Hälfte der Anteile, während rund ein Viertel bei dem italienischen Partner Industrie De Nora liegt. Der an der Börse gehandelte Streubesitz fällt damit relativ gering aus.

DORTMUND / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: thyssenkrupp nucera

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