Kretinsky erwirbt Anteil |
26.04.2024 17:57:00
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thyssenkrupp-Aktie zieht kräftig an: thyssenkrupp und Kretinsky mit Partnerschaft für Stahlgeschäft
thyssenkrupp-Stahl-Arbeitnehmer skeptisch zu Einstieg von: Energiefirma
Arbeitnehmervertreter haben sich kritisch zum geplanten Einstieg der EP Corporate Group bei Deutschlands größtem Stahlhersteller thyssenkrupp Steel geäußert. Die Nachricht komme überraschend, erklärte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Mutterkonzerns thyssenkrupp, Jürgen Kerner, am Freitag laut einer Mitteilung. "Die Mitbestimmung hat nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit von der Entscheidung erfahren. Das ist kein guter Stil und kein guter Start." Kerner ist auch stellvertretender IG Metall-Vorsitzender.
thyssenkrupp hatte am Freitagmorgen mitgeteilt, dass das Unternehmen EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky zunächst 20 Prozent der Stahlsparte übernehmen wird. Ziel ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem thyssenkrupp und EPCG je 50 Prozent halten. Dass thyssenkrupp mit Kretinsky über einen Einstieg verhandelt, war bekannt.
Die Arbeitnehmerseite habe sich nie prinzipiell gegen einen Investor ausgesprochen. "Aber wir erwarten Beteiligung der Mitbestimmung auf Augenhöhe und verbindliche Zusagen", forderte Kerner. Nötig sei jetzt ein tragfähiges Zukunftskonzept für den weiteren Umbau Richtung grünen Stahl und eine "Rückkehr zum Respekt vor der Mitbestimmung". Das Verhältnis zwischen Arbeitnehmervertretern und dem Management um Vorstandschef Miguel López gilt schon länger als belastet.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol, sieht Klärungsbedarf: "Nach der Ankündigung des Stahl-Vorstands vor zwei Wochen, die Rohstahlkapazitäten von 11,5 auf 9,5 Millionen Jahrestonnen zu senken und dabei Personal abzubauen, stellen sich mit dem geplanten Einstieg von der EPCG nun noch mehr Fragen." Welche Absichten habe EPCG-Eigentümer Kretinsky? Wie sehe sein Konzept aus? Beides werde man sorgfältig und kritisch bewerten. "Eine Zerschlagung oder Schrumpfkur lehnen wir ab", betonte Nasikkol.
Der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, forderte die Einhaltung des Tarifvertrags, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende März 2026 ausschließt. Diese müssten auch über 2026 hinaus ausgeschlossen werden. Auch müssten Standortgarantien gegeben werden. Außerdem brauche es ein Zukunftskonzept für den Stahlhersteller HKM in Duisburg, an dem die thyssenkrupp-Stahlsparte zu 50 Prozent beteiligt ist.'
thyssenkrupp ziehen an - Lösung für Stahlgeschäft beflügelt
Die sich abzeichnende Lösung für das Stahlgeschäft hat den Aktien am Freitag eine Erholungsrally beschert. Auch bei Analysten stieß die Nachricht vom Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky auf Beifall.
Letztendlich zogen die Titel des Industrie- und Stahlkonzerns als Spitzenreiter im freundlichen MDAX um 6,17 Prozent auf 4,733 Euro an. Damit machten sie zudem die Hälfte des Verlusts wieder wett, den sie im Zuge des Abwärtstrends der vergangenen zwei Wochen erlitten hatten. Die Anteilsscheine des Stahlkonkurrenten Salzgitter zogen im Nebenwerte-Index SDAX zuletzt um überdurchschnittliche 2,8 Prozent an.
Seit Jahresbeginn steht bei Thyssenkrupp aber immer noch ein Minus von rund 23 Prozent zu Buche, womit die Aktien zu den größten Verlierern im Index der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen gehören. Ähnlich sieht es bei Salzgitter mit einem bisherigen Jahresverlust von 16 Prozent aus.
Thyssenkrupp teilte nach monatelangen Verhandlungen mit, man habe sich mit Kretinsky darauf geeinigt, dass dessen Holding EPCG zunächst 20 Prozent an der Sparte Thyssenkrupp Steel Europe übernehme. Über die Konditionen der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. Zudem wird über die Übernahme von weiteren 30 Prozent am Stahlgeschäft verhandelt. Ziel sei weiterhin die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent hielten.
Moses Ola von der US-Bank JPMorgan sprach von einem ersten Schritt für das angestrebte gleichberechtigte Joint Venture. Die damit verbundene, vollständige unternehmerische Eigenständigkeit des Bereichs wäre der beste Weg für Thyssenkrupp, dessen Wert zu heben, die eigene Bilanz zu stärken und den Abfluss von Barmitteln zu stoppen. Da Thyssenkrupp Steel Europe bis dahin voll in der Bilanz konsolidiert werde, rechne er aktuell aber nicht mit Veränderungen bei den Konsensschätzungen.
Morgan-Stanley-Experte Alain Gabriel hob hervor, mit der Transaktion könne Thyssenkrupp die künftigen Kosten für die Restrukturierung des Unternehmens und für die Verringerung von CO2-Emissionen reduzieren. Die mögliche künftige Partnerschaft würde den Duisburgern zudem helfen, sich erneuerbare Energien in Form von Wasserstoff und "grünem" Strom zu sichern. Dies sei entscheidend für die Dekarbonisierung des Stahlgeschäfts.
Der Schritt sei ein weiterer Beweis, dass das Unternehmen auch mutige Maßnahmen ergreife, um seine Ziele zu erreichen, lobte Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Sollten nach den massiven Abschreibungen im Schlussquartal 2023 nun keine neuen dazukommen, dürfte der Konzern von Kretinsky 350 bis 400 Millionen Euro für die Veräußerung des 20-Prozent-Anteils erhalten. Indes steige jetzt der Druck, zusammen mit dem neuen Partner, eine langfristige Strategie zu definieren. Es blieben noch viele Fragen unbeantwortet, und der weitere Weg werde nicht einfach.
FRANFKURT/MÜNCHEN/DUISBURG/ESSEN (Dow Jones Newswires / dpa-AFX)
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