Auftragseingang steigt |
12.02.2019 17:51:00
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thyssenkrupp-Aktie unter Druck: thyssenkrupp-Gewinn fällt wie erwartet
Zwar verbuchten alle Geschäftsbereiche steigende Umsätze, ihre Erträge entwickelten sich aber aus unterschiedlichen Gründen und teils deutlich rückläufig. Eine Ausnahme machte lediglich der kleinste Bereich Marineschiffbau, der eine schwarze Null einfuhr. Die bereinigte operative Marge aller fortgeführten Geschäfte insgesamt sank um 130 Basispunkte auf 2,1 Prozent.
Dabei fuhr der nicht ausgelastete Anlagenbau besonders wegen niedrigmargiger Projekte einen kleinen Verlust - übrigens zum vierten Mal in Folge. Auch in der ertragsstarken Aufzugssparte sank bei erhöhten Rohstoffkosten in China und Zöllen in den USA trotz deutlichen Wachstums die Marge. Aufzüge und Rolltreppen trugen mit 204 Millionen Euro jedoch den Löwenanteil zum operativen Gewinn bei.
Im Autokomponenten-Geschäft fiel anders als erwartet zwar der Umsatz nicht, Anlaufkosten bei Kundenprojekten und Schwächen im Geschäft mit Federn und Stabilisatoren drückten den Gewinn aber deutlich. Im Rohstoffhandel sorgten sinkende Preise für ein mehr als halbiertes Ergebnis.
Schwäche zeigte nach etlichen Quartalen mit starken Zahlen auch das europäische Flachstahlgeschäft, das der Konzern mit dem der indischen Tata-Steel-Gruppe zusammenführen will. Hier sorgten Lieferausfälle als Folge des Rhein-Niedrigwassers und eine rückläufige Nachfrage im Zuge der WLTP-Abgasnormen in der Autobranche für eine Viertelung des Gewinns.
Während der operative Gewinn also sank, stand unter dem Strich ein Nettogewinn, der mit 136 Millionen Euro nach Minderheiten, um mehr als die Hälfte besser ausfiel, als vor Jahresfrist. Damals hatte die US-Steuerreform von Präsident Trump das Ergebnis massiv belastet. Der Umsatz stieg im fortgeführten Geschäft um 3 Prozent auf 7,94 Milliarden Euro und im Konzern um 2 Prozent auf 9,74 Milliarden Euro.
An der Prognose für das Gesamtjahr 2018/19 hielt thyssenkrupp fest: Im fortgeführten Geschäft soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern auf mehr als 1 Milliarde Euro steigen. Ohne das Stahlgeschäft verbuchte der Konzern hier zuletzt 706 Millionen Euro. Besser als im Vorjahr, wenn auch weiterhin negativ, soll auch der Free Cash Flow vor Zu- und Verkäufen ausfallen.
Im ersten Quartal zeigte er sich mit minus 1,6 Milliarden Euro deutlich schlechter als im Vorjahr (minus 1,1 Milliarden). Hier wirkte sich die erhöhte Mittelbindung im Rohstoffhandel und wegen der Lieferschwierigkeiten auch im Stahlgeschäft negativ aus.
Ein echter Lichtblick ist der Auftragseingang. Er zeigte in allen Geschäften nach oben. Im Gesamtkonzern wurde mit 10,1 Milliarden Euro 8 Prozent mehr Neugeschäft verbucht als vor Jahresfrist.
Vorstandschef Guido Kerkhoff, wertete das Wachstum bei Auftragseingang und Umsatz als Zeichen dafür, dass die "fundamentalen Wachstumstreiber... intakt" seien. Ergebnisseitig müsse thyssenkrupp mit seinen Effizienzprogrammen aber noch nachlegen, räumte der Manager ein, erwartet dabei aber "erkennbare Fortschritte" noch im laufenden Geschäftsjahr.
thyssenkrupp sieht bereinigtes EBIT in 2Q erneut unter Vorjahr
Bei thyssenkrupp ist kurzfristig keine Besserung der operativen Zahlen zu erwarten. Auch im zweiten Geschäftsquartal, das bis Ende März läuft, erwartet der Industriekonzern im fortgeführten Geschäft - also ohne den zur Fusion mit Tata ausgegliederten Stahlbereich - ein im Jahresvergleich rückläufiges bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Das geht aus einer Präsentation für Analysten auf der Homepage des Unternehmens hervor, die mit der Zwischenbilanz zum ersten Quartal veröffentlicht wurde. Zum Jahresauftakt war der bereinigte operative Gewinn um mehr als ein Drittel eingebrochen.
Schwächer erwartet werden die Zahlen im zweiten Quartal im Autokomponentengeschäft und im Rohstoffhandel. Die übrigen Industriegeschäfte können dies nicht kompensieren, ihre Ergebnisse dürften nach Einschätzung des Konzerns auf Vorjahresniveau liegen.
Erst im zweiten Halbjahr sollen die thyssenkrupp-Ergebniszahlen wieder nach oben zeigen. Im Autozuliefergeschäft und im Anlagenbau dürften dann die eingeleiteten operativen Maßnahmen greifen. Allerdings hilft auch ein Basiseffekt. Im Vorjahr waren die Zahlen von negativen Einmaleffekten belastet worden.
thyssenkrupp-Anleger zurückhaltend
thyssenkrupp bereitet seinen Anlegern weiterhin Sorgen: Nach der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen drehten die Aktien am Dienstagvormittag schnell ins Minus. Die thyssenkrupp-Papiere sackten im Handelsverlauf zwischenzeitlich um über 4 Prozent ab. Zum Handelsende wiesen die Titel noch einen Abschlag von 1,95 Prozent auf 14,34 Euro aus. Experten äußerten sich ernüchtert. Das Stahlgeschäft in Europa spüre weiteren Gegenwind, was auf Konzernebene den Barmittelzufluss bremse, urteilte etwa der Fachmann Seth Rosenfeld vom Analysehaus Jefferies.
Angesichts der schwachen Barmittel-Entwicklung haben laut Analyst Luke Nelson von der US-Bank JPMorgan auch die Nettoschulden beträchtlich zugenommen. Nelson betonte gleichwohl, dass die Jahresziele bestätigt worden seien. thyssenkrupp warnte auch vor zunehmenden konjunkturellen und politischen Unsicherheiten. Der Grundtenor des Ausblicks klinge nun vorsichtiger und spiegele die gestiegenen Risiken im Geschäftsumfeld wider, schrieb Analyst Eugene King von Goldman Sachs.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer sehen die Experten der Bank Morgan Stanley: Der zuletzt erheblich gestiegene Auftragseingang impliziere eine gute Umsatzdynamik. Es müsse aber zunächst abgewartet werden, ob dies auch tatsächlich in höhere Gewinne münde.
Mit den Kursverlusten an diesem Dienstag setzten die Anteilsscheine von thyssenkrupp erst einmal ihre monatelange Talfahrt fort. Seit dem Zwischenhoch im Juni 2018 bei gut 24 Euro geht es mit den Papieren tendenziell nach unten. Nach einer Gewinnwarnung im November hat sich die Talfahrt noch einmal beschleunigt.
In den vergangenen zwölf Monaten sind die Papiere von thyssenkrupp um fast 40 Prozent eingeknickt. Der DAX hat in diesem Zeitraum lediglich rund 9 Prozent verloren.
Aktuell bewegen sich die Anteilsscheine wieder auf dem Niveau von Februar 2016. Um den Abwärtstrend zu stoppen, soll thyssenkrupp nun in ein Industriegüter- und ein Werkstoffunternehmen aufgespalten werden. Die Essener erhoffen sich davon eine Wertsteigerung der einzelnen Geschäfte, etwa durch die Hebung stiller Reserven im Aufzuggeschäft. Zudem sollen die Unternehmen einzeln wettbewerbsfähiger werden und schnellere Entscheidungen treffen können.
FRANKFURT (Dow Jones) / dpa-AFX
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