Brasilienwerk belastet 20.11.2013 14:31:33

ThyssenKrupp-Aktie im Minus trotz Verhandlungen über US-Werk

Das Unternehmen befinde sich in exklusiven Verhandlungen über den Verkauf der Fabrik im US-Bundesstaat Alabama, teilte es am späten Dienstagabend mit. Dafür verschob der Konzern sogar überraschend die für diesen Donnerstag geplante Vorlage der Bilanz des Geschäftsjahrs 2012/13 auf Anfang Dezember. Analysten schließen daraus, dass eine Einigung unmittelbar bevorsteht. Bereits grundsätzlich verständigt hat sich der Konzern mit der Deutschen Bahn auf Schadenersatzzahlungen wegen unerlaubter Preisabsprachen bei Schienen.

Bei den Verhandlungen über die amerikanische Stahlsparte zeichnet sich nun zumindest eine kleine Lösung ab. Denn in den exklusiven Verhandlungen geht es nur noch um den Verkauf des Weiterverarbeitungswerks in Alabama - und nicht des Problemwerks in Brasilien. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX handelt es sich bei dem Kaufinteressenten um ein von Weltmarktführer ArcelorMittal angeführtes Konsortium. Die Unternehmen dementierten das nicht. ArcelorMittal selbst bestätigte sein anhaltendes Interesse an dem Werk. Der Preis könnte sich zwischen 1,5 und 2 Milliarden US-Dollar bewegen.

AKTIE VERLIERT - PROBLEMWERK IN BRASILIEN KÖNNTE BLEIBEN

Die Rohstahlfabrik in Brasilien, bislang das Hauptproblem in der amerikanischen Stahlsparte, würde ThyssenKrupp aber behalten. Um die Auslastung dieses Werks zu sichern und eine neuerliche Abschreibung zu vermeiden, will der Ruhrkonzern allerdings den Käufer der US-Anlage zu einer langfristigen Abnahme des Stahls aus Brasilien verpflichten. Dadurch solle eine "wertsichernde Lösung" für das brasilianische Werk erreicht werden, hieß es.

An der Börse rutschte ThyssenKrupp mit einem Minus von mehr als 2 Prozent ans DAX-Ende. Marktteilnehmer bezweifeln, dass der Konzern ohne neue Wertberichtigungen auskommt. Die Übersee-Stahlwerke stehen derzeit noch mit rund 3,4 Milliarden Euro in den Büchern, allein die Investitionskosten beliefen sich auf rund 12 Milliarden Euro. Zudem bedauerten einige Analysten, dass ein Verkauf des Problemwerks in Brasilien nun vorerst vom Tisch zu sein scheint.

NOCH KEINE ENTSCHEIDUNG ZU KAPITALERHÖHUNG

Die Stahlwerke in Übersee haben den Konzern in eine tiefe Krise gestürzt. Große Teile des Eigenkapitals wurden aufgezehrt, die Schulden schwollen bereits auf mehr als 5 Milliarden Euro an - weshalb eine Kapitalerhöhung nicht mehr ausgeschlossen ist. Eine Entscheidung darüber will ThyssenKrupp aber erst treffen, wenn mehr Klarheit über den Verkauf der Übersee-Stahlwerke und bei den offenen Kartellfällen herrscht, wie ein Sprecher erklärte. Analysten gehen davon aus, dass eine zehnprozentige Kapitalerhöhung zusammen mit einer Hybridanleihe bis zu 1,8 Milliarden Euro in die Kassen des Konzerns spülen könnte.

Mit einem blauen Auge kommt ThyssenKrupp nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp aus dem Kartellstreit mit der Deutschen Bahn. Beide Unternehmen bestätigten am Mittwoch eine grundsätzliche Einigung. Zur Höhe der Zahlung von ThyssenKrupp an die Bahn wollten sie sich aber nicht äußern. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor 150 Millionen Euro genannt. Die Bahn hatte vor rund einem Jahr Klage gegen ThyssenKrupp und andere am sogenannten Schienenkartell beteiligte Unternehmen erhoben und allein von ThyssenKrupp gut 550 Millionen Euro plus Zinsen gefordert. Die jetzt getroffene Einigung muss noch von den zuständigen Gremien bei den Unternehmen bestätigt werden.

Darüber hinaus laufen gegen ThyssenKrupp und andere Unternehmen Ermittlungen des Bundeskartellamts wegen möglicher verbotener Preisabsprachen bei Autoblechen. Ein Ende sei hier derzeit noch nicht abzusehen, erklärte ein Behördensprecher./enl/nmu

FRANKFURT (dpa-AFX)

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