Auf dem Prüfstand |
07.10.2024 17:53:00
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thyssenkrupp-Aktie im Minus: thyssenkrupp könnte Pläne für 'grünen Stahl' offenbar auf Eis legen
Die Regierung habe unterdessen aus Sorge an der Rückzahlungsfähigkeit der Sparte Gespräche mit dem im MDAX notierten Mutterkonzern aufgenommen, hieß es weiter unter Berufung auf Regierungskreise.
Neben dem möglichen Stopp des Projekts prüfe der Konzern drei weitere Optionen. Dabei könnte der Betrieb auf andere Ofentypen umgestellt werden. Ein thyssenkrupp-Sprecher geht auf Nachfrage des "Handelsblatts" derzeit davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den bekannten Bedingungen realisiert werde. Der Konzern möchte an seiner Transformation festhalten.
Der Vorstand habe den Aufsichtsrat unterdessen über eine zu erwartende Kostensteigerung informiert. Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte ein Sprecher, dass mögliche Zusatzkosten beim Bau der Anlage keine Auswirkungen auf die von Bund und Ländern versprochenen Subventionen habe.
thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlerzeuger. 27.000 Menschen sind dort früheren Angaben nach beschäftigt, allein 13.000 davon arbeiten in Duisburg. Die Sparte leidet seit Langem unter der Konjunkturschwäche und Billigimporten. Der Konzern sucht deshalb derzeit nach der Lösung für diesen Bereich. thyssenkrupp hat zuletzt unter anderem mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky einen Investor für die Sparte an Bord geholt.
Ende August war der Streit um die Zukunft der Sparte eskaliert. Drei Stahlvorstände und vier Aufsichtsratsmitglieder warfen hin, darunter auch Chefaufseher Sigmar Gabriel und Stahlchef Bernhard Osburg. Gabriel sieht die Verantwortung für die Rücktritte vor allem bei thyssenkrupp-Chef Miguel López. Dieser habe eine "beispiellose Kampagne" gegen den Stahlvorstand öffentlich in Gang gesetzt. Dies sei ein "schwerer Vertrauensbruch". "Offenbar war es das Ziel, den Vorstand zur Aufgabe zu bewegen."
López hatte dem Stahlvorstand im Zusammenhang mit dessen Plänen für die Neuaufstellung Anfang August öffentlich "Schönfärberei" vorgeworfen. Der Stahlvorstand solle endlich einen langfristig tragfähigen Geschäftsplan für die Neuausrichtung der Stahlsparte vorlegen, hatte López gefordert.
Die Stahltochter erklärte auf Anfrage: "Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den gegebenen Rahmenbedingen realisiert werden kann." Das Unternehmen bestätigte jedoch eine Überprüfung der Pläne. Der in Überarbeitung befindliche Businessplan solle auch Erkenntnisse zur weiteren "grünen Transformation" des Stahlbereichs liefern. Es werde technologie- und ergebnisoffen geprüft, "was die besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen unter den jeweils gegebenen Rahmenbedingungen sind, um den Stahlbereich von thyssenkrupp langfristig klimaneutral aufzustellen", heißt es in einer Stellungnahme.
Ende 2026 soll nach den bisherigen Plänen die etwa 3 Milliarden Euro teure Anlage in den Betrieb gehen, es drohen jedoch deutliche Kostensteigerungen. Der Stahlvorstand habe den Aufsichtsrat "über zu erwartende Kostensteigerungen informiert", heißt es in der Stellungnahme weiter. Auf dieser Basis werde die Situation derzeit bewertet.
Zwischen Stahltochter und Mutterkonzern gibt es derzeit heftigen Streit um die finanzielle Mitgift, die das Stahlgeschäft für ihre Verselbstständigung bekommen soll. Dabei soll der tschechische Geschäftsmann Daniel Kretinsky als Partner die Hälfte von thyssenkrupp Steel kontrollieren. Mit 20 Prozent ist er bereits beteiligt. Die thyssenkrupp-Aktie verlor im XETRA-Handel letztlich 2,63 Prozent auf 3,33 Euro.
ESSEN (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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