Stahlgeschäft beflügelt |
15.05.2018 11:08:00
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thyssenkrupp-Aktie fällt nach Zahlen im Rahmen der Erwartungen
"Wir können gut und sicher die Prognose bestätigen", sagte Finanzvorstand Guido Kerkhoff in einer Telefonkonferenz. So soll das bereinigte EBIT in diesem Jahr auf 1,8 bis 2,0 Milliarden Euro zulegen. 944 Millionen davon hat der Konzern nach sechs Monaten bereits im Sack. Es sei das beste erste Halbjahr seit Beginn des Konzernumbaus, sagte Kerkhoff. Trotzdem gebe es einige belastende Effekte, weshalb er wenig Hoffnungen machte, dass die Prognose in nächster Zeit angehoben werden könnte.
Marktbeobachter äußerten sich angesichts der soliden Zahlen enttäuscht, dass es nicht zu mehr gereicht habe. Die Analysten von Jefferies etwa lagen mit ihrer Schätzung von 2,13 Milliarden Euro bereits über der von thyssenkrupp vorgegebenen Spanne. Die Aktie wird mit einem Abschlag von 5 Prozent gehandelt und ist damit schwächster Wert im DAX.
Fusionsvertrag wird bis Ende Juni unterzeichnet
Die stärkste Entwicklung verzeichnete wie schon zum Jahresauftakt das europäische Flachstahlgeschäft, das der Essener Konzern mit dem der indischen Tata-Steel-Gruppe zusammenführen will. Hier verdoppelte sich der Gewinn nach Maßnahmen zur Leistungsteigerung.
Bis zum Juni soll der endgültige Fusionsvertrag mit Tata Steel unterzeichnet sein, bestätigte Kerkhoff. Dadurch würde der nach Arcelormittal zweitgrößte Stahlkonzern Europas geschmiedet. Kerkhoff äußerte sich zuversichtlich, dass bis dahin auch der britische Wettbewerber eine Vereinbarung mit seiner Belegschaft erzielt, wie sie thyssenkrupp bereits zum Jahresende ausgehandelt hat.
Zuletzt gab es hier Sand im Getriebe, weil die Beschäftigten des Tata-Werks im profitablen niederländischen Werk Ijmuiden auf eine Sonderrolle pochten. Die IG Metall reagierte mit massivem Protest. Auch Kerkhoff machte deutlich, dass dies inakzeptabel sei: "Wir wollen eine einheitliche Steuerung über das gesamte Joint Venture", sagte er. Daran wird die Fusion nach seiner Einschätzung aber nicht scheitern.
Keine Garantien wollte Kerkhoff abgeben, dass die Fusion wie geplant bis zum Jahresende vollzogen werden kann. Da hänge man vollkommen von den Regulierungsbehörden ab, sagte er. Allerdings habe die EU-Kommission mit der kürzlich genehmigten Arcelor-Ilva-Fusion einen guten Marktüberblick. Über möglicherweise nötige Zugeständnisse wollte er nicht spekulieren: "Was die Behörden haben wollen, wird man dann sehen."
Industriegütergeschäfte schwächeln
Schwächen zeigten ansonsten erneut die Industriegütergeschäfte und hier besonders der Anlagenbau. Industrial Solutions machte anders als vor Jahresfrist einen leichten Verlust. Die eingeleitete Sanierung dürfte sich im zweiten Halbjahr in einem spürbar besseren Ergebnis niederschlagen, hieß es vom Unternehmen. Die Aufzugssparte hielt den Gewinn nahezu, im Komponentengeschäft ging er wegen geringer Nachfrage nach Teilen für Windkraftanlagen zurück.
Der Konzernumsatz ermäßigte sich im zweiten Quartal um 2 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Bereinigt um den Umsatzbeitrag des inzwischen verkauften Bereichs Steel Americas sowie Wechselkurseffekte verzeichnete thyssenkrupp ein Wachstum von 5 Prozent. Der Auftragseingang ging deutlicher, nämlich um 12 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro zurück. Vor Jahresfrist waren im Anlagenbau einige Großaufträge gewonnen worden, die diesmal fehlten.
Unter dem Strich stand ein den Aktionären zustehender Gewinn von 243 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte eine Abschreibung von 900 Millionen Euro auf das verkaufte brasilianische Stahlgeschäft noch einen Fehlbetrag von 879 Millionen Euro hinterlassen.
Deutliche Fortschritte machte thyssenkrupp beim bereinigten Free Cashflow. Er fiel mit 168 Millionen Euro positiv aus, nachdem zu Jahresbeginn noch ein Mittelabfluss von gut 1,5 Milliarden Euro verzeichnet worden war. Im Gesamtjahr will der Konzern einen positiven Wert erreichen.
Keine Neuigkeiten gabe es zur zukünftigen Konzernstartegie, die die Konzernführung nach Vertragsunterzeichnung mit Tata beschließen will. Ob es dabei als nächstes zu einem Verkauf des Werkstoffhandels kommen wird, wie bereits spekuliert wird, wollte Kerkhoff nicht sagen. Auch zum Zeitpunkt der Vorstellung der neuen Strategie gab er sich äußerst schmalllippig.
FRANKFURT (Dow Jones)
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