Quartalsbericht |
10.08.2023 15:08:00
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thyssenkrupp-Aktie dennoch stärker: thyssenkrupp leidet unter niedrigeren Stahlpreisen
Nach einer Mitte Juli begonnenen Durststrecke haben die Aktien von thyssenkrupp am Donnerstag wieder den Vorwärtsgang eingelegt. Die thyssenkrupp-Aktie legt via XETRA zeitweise 4,2 Prozent auf 6,94 Euro zu. Zuvor hatten sie vom jüngsten Hoch vor vier Wochen mehr als elf Prozent eingebüßt. Die 200-Tage-Linie bei aktuell 6,60 Euro hatte am Dienstag als Unterstützung gehalten.
Anleger waren also mit Vorsicht in den Quartalsbericht des Industriekonzerns gegangen. Dieser kam bei Moses Ola von JPMorgan gut an. Sowohl aus Sicht der einzelnen Sparten als auch hinsichtlich des Zahlungsmittelzuflusses (Cashflow) seien die Zahlen stark. Das Stahlgeschäft in Europa habe mit dem operativen Gewinn die Markterwartung fast um ein Fünftel überboten.
Der Free Cashflow sei derweil mehr als zweimal so hoch wie erwartet. Er habe von einer Auflösung von Betriebskapital in Höhe von fast 300 Millionen Euro profitiert, so der Experte.
thyssenkrupp habe sich im Quartal robust entwickelt, kommentierte der neue Konzernchef López die Zahlen. Auch die Transformation des Unternehmens komme deutlich voran. So hob er etwa den Börsengang der Wasserstofftochter thyssenkrupp nucera hervor. Dieser habe einen Bruttoerlös von rund 526 Millionen Euro für Nucera erbracht, der in weiteres Wachstum gesteckt werden soll. thyssenkrupp fließen durch die Ausübung der Mehrzuteilungsoption zusätzliche 52 Millionen Euro zu. Beide Beträge werden sich den Angaben zufolge im vierten Quartal positiv auf das Netto-Finanzguthaben des Konzerns auswirken.
Die Verbesserung der Performance des Unternehmens habe allerhöchste Priorität, so López. Derzeit werde ein neues, "ganzheitlich angelegtes Performance-Programm" erarbeitet, mit dem Ziel, die operative Leistungsfähigkeit der Geschäfte zu verbessern. Im Fokus stehe eine deutlichere Ausrichtung aller Bereiche am Wettbewerbsniveau. Zudem soll es strengere Rendite- und Wertschöpfungskriterien für Investitionsentscheidungen geben. Damit soll das Unternehmen auch befähigt werden, "wieder verlässliche Dividendenzahlungen leisten zu können", sagte López in einer Telefonkonferenz.
Mit Details hielt sich der Manager noch zurück. Ob es im Zuge dessen zu einem weiteren Stellenabbau oder gar betriebsbedingter Kündigen kommen werde, könne er derzeit nicht kommentieren, sagte López. Das Programm soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. Was die Zukunft des Stahlgeschäfts sowie von Marine Systems angeht, hält er die Verselbständigung beider Bereiche weiter für die beste Option.
Die niedrigeren Stahlpreise belasteten thyssenkrupp unterdessen auch im dritten Geschäftsquartal. Steigende Ergebnisse bei Industriekomponenten, im Autozuliefergeschäft sowie bei Marine Systems konnten die Rückgänge in der Stahl- sowie der Handelssparte nicht ausgleichen, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. In den Monaten April bis Juni sank der Konzernumsatz um 12 Prozent auf rund 9,6 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuer (Ebit) lag mit 243 Millionen deutlich unter dem Vorjahreswert von 721 Millionen Euro.
Dagegen verbesserte sich der bei Analysten viel beachtete frei Mittelzufluss vor Fusionen und Übernahmen und lag bei 347 Millionen Euro. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Im Vorjahresquartal hatte thyssenkrupp noch einen Mittelabfluss verzeichnet. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 83 Millionen Euro sieben Prozent mehr.
Die Prognose für das Geschäftsjahr 2022/23 bestätigte thyssenkrupp. Lediglich beim bereinigten Ebit zeigte sich der Konzern etwas optimistischer und erwartet nun einen Wert im hohen dreistelligen Millionen Euro-Bereich und damit am oberen Ende der bisher ausgegeben Spanne, die als Untergrenze einen mittleren dreistelligen Betrag vorsah. Analysten haben dies in ihren Schätzungen bereits antizipiert und erwarten ein entsprechendes Ergebnis von im Schnitt 843 Millionen Euro. Im Vorjahr erreichte thyssenkrupp dank höherer Stahlpreise noch ein operatives Ergebnis von 2,1 Milliarden Euro.
ESSEN (dpa-AFX)
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