Restrukturierung 21.11.2019 17:52:00

thyssenkrupp-Aktie bricht ein: thyssenkrupp streicht Dividende und erwartet höhere Verluste - Umbau wird vorangetrieben

thyssenkrupp-Aktie bricht ein: thyssenkrupp streicht Dividende und erwartet höhere Verluste - Umbau wird vorangetrieben

Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) stieg der Fehlbetrag um ein Vielfaches von 62 Millionen auf 304 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Dabei belasteten schlechte Stahlgeschäfte, Verluste im Anlagenbau, Restrukturierungskosten sowie Rückstellungen für ein Kartellverfahren. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank um 44 Prozent auf 802 Millionen Euro, wobei das zur Disposition stehende Aufzuggeschäft den Löwenanteil beitrug.

Die Zahlen fielen noch etwas schwächer aus, als von Analysten erwartet. Zudem hatten die Marktexperten auf eine unveränderte Dividende von 0,15 Euro je Aktie gehofft.

Besserung ist für das laufende Jahr nicht zu erwarten. thyssenkrupp geht im Stahlgeschäft von einer schwächeren Entwicklung aus. Das bereinigte Ebit soll daher das Niveau des Vorjahres erreichen. Höhere Restrukturierungskosten würden zu einem deutlich höheren Verlust führen als im Vorjahr, kündigte das Unternehmen an. Analysten hatten dagegen im Vorfeld mit einem Anstieg des bereinigten Ebit sowie der Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet.

Wegen der schwachen Konjunktur sowie der laufenden Restrukturierung verschob thyssenkrupp zudem seine Mittelfristziele für 2020/21. Der "Anspruch" bleibe dabei erhalten, die Geschäfte würden ihre Ziele jedoch "zu unterschiedlichen Zeitpunkten" erreichen.

thyssenkrupp treibt Umbau voran - Partner für Anlagenbau gesucht

Der angeschlagene Industriekonzern thyssenkrupp treibt seinen Umbau voran. Im Zentrum stehe neben einer möglichen Trennung vom Aufzuggeschäft der Anlagenbau sowie Autokomponenten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Essen mit. Der Anlagenbau, der zur Zeit Verluste schreibt, soll operativ wieder auf Vordermann gebracht werden. Gleichzeitig prüft thyssenkrupp die Möglichkeit, das Geschäft mit Partnern oder unter einem neuen Dach weiterzuentwickeln, hieß es.

Derzeit stelle thyssenkrupp Informationen zusammen, um "zeitnah" Gespräche mit möglichen Interessenten aufnehmen zu können. Der Anlagenbau hatte sich zuletzt mit einigen Projekten verhoben. Wegen der mauen Konjunktur kämpft der Bereich mit einer zu geringen Auslastung, Großaufträge fehlen.

Auch im Autozuliefergeschäft will die neue Chefin Martina Merz umbauen. Im Geschäftsfeld System Engineering, dass vor allem Komponenten rund um die Themen Karosserie und Antriebsstrang für die Automobilindustrie fertigt sowie Automatisierungslösungen für elektrische Speicher- und Antriebssysteme anbietet, sollen etwa 640 Stellen abgebaut werden. Insgesamt hat thyssenkrupp für Restrukturierungen im laufenden Geschäftsjahr einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag vorgesehen.

Auch die Zentrale soll verschlankt werden. So sollen beim Komponentengeschäft sowie beim Anlagenbau die Führungsgesellschaften weitgehend aufgelöst werden. Damit bestätigte thyssenkrupp frühere Spekulationen in diese Richtung. In der Zentrale soll die Zahl der zentralen Funktionen von 15 auf 10 reduziert werden. Die Zahl der knapp 800 Mitarbeiter werde auf etwa 430 in den kommenden 12 Monaten reduziert.

Nichts Neues gab es zum Zukunftskonzept der Stahlsparte. Dieses sei "in Arbeit", hieß es. Es soll im Dezember dem Aufsichtsrat des Bereichs vorgestellt und mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden. Das Stahlgeschäft leidet unter Überkapazitäten, Preisdruck und hohen Rohstoffkosten. Nachdem die Fusion mit dem europäischen Geschäft von Tata Steel in diesem Jahr geplatzt war, arbeitet das Management an einem Restrukturierungsplan, der auch den Abbau von 2000 Stellen vorsieht.

thyssenkrupp fährt bei Aufzügen weiter zweigleisig

Der Industriekonzern thyssenkrupp hat sich bei seinem zur Disposition stehenden Aufzuggeschäft noch nicht für entweder Verkauf oder Börsengang entschieden. Das Unternehmen fahre weiter zweigleisig, teilte thyssenkrupp am Donnerstag mit.

So lägen dem Konzern einerseits indikative Angebote von strategischen Investoren sowie von Finanzinvestoren vor. Nach einer Due Diligence erwarte thyssenkrupp bindende Angebote als Basis für potenzielle Verhandlungen im neuen Jahr, hieß es. Namen nannte der Konzern keine. Zugleich treibt thyssenkrupp einen möglichen Börsengang der Sparte voran. Die internen Vorbereitungen sollen bis Jahresende abgeschlossen werden, teilte der der Konzern weiter mit. Eine Entscheidung für eine der Optionen soll voraussichtlich im ersten Quartal 2020 fallen.

Zuletzt soll für einen Kauf noch ein Konsortium aus den Investoren Blackstone, Carlyle und dem Canada Pension Plan Investment Board sowie ein weiteres aus Advent, Cinven und Abu Dhabi Investment Authority im Rennen gewesen sein. Interesse hat auch der finnische Wettbewerber Kone bekundet, dieser könnte sich dabei ebenfalls mit Finanzinvestoren zusammen tun, dabei wurde über CVC und zuletzt auch über die asiatische Hillhouse Capital spekuliert. Analysten trauen dem Aufzuggeschäft einen Wert von bis zu 17 Milliarden Euro zu.

Die thyssenkrupp-Aktie befand sich am Donnerstag im Sinkflug: Bis zum Handelsschluss verlor sie via XETRA 13,62 Prozent auf 11,67 Euro.

/nas/he/fba

ESSEN (dpa-AFX)

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Bildquelle: thyssenkrupp AG

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