Schicksalsjahr für Tesla 05.01.2018 22:11:00

Tesla-Pläne 2018: Das hat Elon Musk im neuen Jahr vor

Tesla-Pläne 2018: Das hat Elon Musk im neuen Jahr vor

Tesla ist selbstverständlich weit mehr als nur der schillernde Konzernchef Elon Musk. Doch ohne den Tech-Milliardär würde der Stern des Elektroautobauers am Silicon-Valley-Himmel wohl deutlich weniger hell glühen. So wie Tesla von der Strahl- und Überzeugungskraft von Musk profitiert, wird das Unternehmen allerdings auch zeitgleich von dieser belastet. 2018 müssen Tesla und Musk endlich liefern - sonst droht der Konzern, seinen Vorsprung einzubüßen.

Model 3: Zum Erfolg verdammt

Im neuen Jahr wird Tesla den Fokus primär auf den neuen Hoffnungsbringer Model 3 legen müssen. Denn das als Hoffnungsträger gefeierte erste Massenmarktmodell der Kalifornier muss auch kommerziell ein Erfolg werden.

Dabei stehen die Zeichen dafür, dass künftig weltweit Model 3 zum alltäglichen Straßenbild gehören, eigentlich gut. Denn schon vor dem Marktstart hatten 400.000 Kunden einen Model 3 vorbestellt - und zwar ohne konkrete Informationen über Ausstattung oder Liefertermin zu haben. Die Erwartungen an den bislang günstigsten Tesla sind hoch - die riesige Zahl an Vorbestellungen muss Tesla nun zunächst abarbeiten.

Und tatsächlich dürfte sich genau dies als schwierig herausstellen, denn der Autobauer wird wohl nur einen Bruchteil der Nachfrage erfüllen können. Für 2018 hat Elon Musk ein Produktionsziel von 100.000 Model 3 ausgegeben - nur ein Viertel der Vorbesteller wird in den kommenden zwölf Monaten also die Schlüssel für einen Model 3 ausgehändigt bekommen. Und das auch nur im besten Fall, denn der Produktionsstart des Volks-Tesla verlief 2017 derart holprig, dass der Konzern bereits jetzt mit seinem Auslieferungsziel massiv im Rückstand ist. Dennoch zeigt sich Konzernchef Musk zuversichtlich, die selbst gesteckten Ziele erfüllen zu können: Das Ziel, Ende des ersten Jahresviertels 5.000 Model 3 pro Woche vom Band rollen zu lassen, steht. Spätestens nach dem ersten Quartal wird sich also zeigen, ob Tesla die frühen Produktionsprobleme in den Griff bekommen hat.

Konkurrenz holt immer weiter auf

Sollte die Zahl der produzierten Fahrzeuge deutlich unter der anvisierten Stückzahl liegen, droht dem Konzern nicht nur Ungemach von Aktionärsseite, wo es trotz immer wieder gerissener Ziele in den vergangenen Monaten relativ ruhig geblieben ist. Schlimmer dürfte sich der Vertrauensverlust der Kunden auswirken. Viele Vorbesteller könnten ihre Order zurückziehen und sich nach Alternativfahrzeugen auf dem Markt umschauen. Denn die Konkurrenz schläft nicht: Neben den chinesischen Konkurrenten BYD und Geely, die sich auf dem angestammten Heimatmarkt von Tesla breitmachen, haben auch zahlreiche etablierte Autoriesen wie Volkswagen, Opel oder BMW inzwischen marktfähige Elektroautos in der Pipeline. Hinzu kommen auch alte Hasen im Elektroauto- oder Hybridgeschäft: Der Leaf 2 von Nissan, der Nachfolger des meistverkauften Elektroautos, geht im Februar 2018 in Europa in die Auslieferung. Und auch die Japaner von Toyota legen bei ihren Elektroautoplänen einen Zahn zu und wollen 2030 jedes zweite Auto mit Elektroautoantrieb ausstatten. Bereits 2020 soll der erste reine Stromer von Toyota auf den Markt kommen, nachdem die Japaner bereits mit Hybridfahrzeugen große Verkaufserfolge feiern konnten.

Geld verdienen wird zur Priorität

Ein Verkaufserfolg des Model 3 dürfte Tesla auch bei einem anderen Jahresziel weiterhelfen: Denn 2018 muss der Konzern auch auf Bilanzseite abliefern. Noch immer schreibt Tesla rote Zahlen, die Ausgaben und Investitionen übertreffen die Summe deutlich, die das Unternehmen mit seinen Produkten verdient. Zwar kennen Anleger die Strategie "Wachstum vor Gewinn" bereits von anderen Wall-Street-Riesen - bestes Beispiel dürfte in diesem Zusammenhang der Handelskonzern Amazon sein - doch auch die geduldigsten Aktionäre wollen irgendwann Erfolge sehen. Zumal Tesla im Jahr 2017 angesichts des Produktionsstarts beim Model 3 deutlich mehr Geld ausgegeben hat als jemals zuvor und die Barbestände des Unternehmens empfindlich geschrumpft sind.

Um sich Geld zu beschaffen, hat Tesla in der Vergangenheit bereits Kapitalerhöhungen durchgeführt. Bekommt der Konzern seine Ausgaben 2018 nicht in den Griff, droht ein erneutes Anzapfen des Kapitalmarktes, was die Tesla-Aktie zusätzlich verwässern würde. Insbesondere Altaktionären dürfte dies nicht gefallen.

Auch Elon Musk hat offenbar erkannt, dass er den Tesla-Anteilseignern eine weitere Kapitalerhöhung nicht zumuten kann und schlägt in Sachen Geldbeschaffung nun einen alternativen Weg ein: Im November kündigte er eine modernisierte Version des Roadster an, mit dem insbesondere Hardcore-Tesla-Anhänger angesprochen werden sollen. Denn wer eines der wohl nicht vor 2019 oder 2020 lieferbaren Fahrzeuge sein eigen nennen will, muss 50.000 US-Dollar anzahlen - rund ein Viertel des anvisierten Verkaufspreises. Das dürfte zusätzliches Geld in die klammen Konzernkassen spülen, ohne dass die Tesla-Anteile verwässert werden. Ob dieser Mittelzufluss reicht, um die hohen Ausgaben zu decken, bleibt abzuwarten. Ob unter dem Strich ein Plus stehen wird, wohl erst recht.

Neuigkeiten zu Tesla Semi und Model Y

Angesichts der Priorität für die Produktion des Model 3 dürfte ein anderes in 2017 vorgestelltes Tesla Modell, der E-Truck Semi, in den Hintergrund treten. Zumal der Marktstart für den ersten Elektro-Lastwagen von Tesla erst für 2019 angepeilt wurde. Anleger können sich aber in diesem Jahr möglicherweise auf weitere Details zum Tesla Semi freuen. Spätestens wenn die Vorbestellerzahlen aktualisiert werden, wird sich zeigen, ob der Bedarf für einen vollektrischen LKW tatsächlich vorhanden ist und welche Unternehmen Interesse bekunden und Tesla damit einen Vertrauensvorschuss erweisen.

Darüber hinaus wird es 2018 wohl nähere Einzelheiten zum geplanten Model Y geben, mit dem Tesla seine S.3.X.Y-Serie vervollständigen will. Das Crossover-Fahrzeug könnte bereits 2019 oder 2020 in Serie gehen - eine offizielle Präsentation des Modells wäre dann für dieses Jahr zu erwarten.

Produktionsstandorte sind der Schlüssel

Ob der Model 3 ein Erfolg wird und für klingelnde Kassen sorgt, steht und fällt mit den Produktionsstandorten. Teslas Gigafactory wird 2018 geplant ihre volle Kapazität erreichen, die Produktionsziele für alle Fahrzeuge stehen und fallen mit dem vollständigen Ausbau des Produktionssstandortes in der Wüste von Nevada. Darüber hinaus plant Elon Musk noch eine Reihe weiterer Fabriken - zwischen zwei und vier zusätzliche Standorte peile man für 2018 an, so der Konzernchef. Gehen diese Pläne auf, steht der Massenproduktion des Model 3 nichts im Weg.

Doch dafür braucht Tesla vor allem eins: Geld. Sollten die Einnahmen aus den Roadster-Vorbestellungen nicht reichen und auch eine Kapitalerhöhung nicht zur Debatte stehen, wird Musk sich auf alternative Wege zur Geldbeschaffung verlegen müssen. Dass er dabei erfinderisch ist, hat Musk in der Vergangenheit bewiesen: So soll der umtriebige Milliardär allein durch den Verkauf von Cappies mit dem Firmennamen seiner "Boring Company" 300.000 US-Dollar verdient haben. Zwar soll das Geld nicht in die klammen Tesla-Kassen gespült, sondern für die Weiterentwicklung seiner Tunnelbohrpläne verwendet werden, möglicherweise lässt sich ein derartiges Geschäftsmodell aber auch auf den Elektroautokonzern übertragen. Pünktlich vor Weihnachten lieferte Elon Musk bereits einen kleinen Vorgeschmack: Im Online-Shop brachte Tesla diverse Merchandising-Artikel unters Fanvolk, darunter einen Mini-Supercharger und eine Tesla Powerbank. Ob Tesla sich auf diesem Weg eine stabile Einnahmequelle sichert, um die hohen Investitionen zu decken, ist fraglich. Doch der Erfolg der neuen Produkte beweist: Wenn einer in der Lage ist, neue Möglichkeiten zur Geldbeschaffung zu finden, dann ist es Elon Musk.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Jason Merritt/Getty Images for Tesla,Phil Stafford / Shutterstock.com,VCG/VCG via Getty Images,James Devaney/WireImage/Getty Images

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