12.02.2015 17:38:34

TERMIN-ÜBERSICHT/Bei diesen Hauptversammlungen wird es spannend

   Bei manchen Aktionärstreffen ist die spannendste Frage, was am Buffet für die Aktionäre abfällt. Doch trotz Rekordständen an den Börsen herrscht nicht bei allen Aktionärstreffen durchweg eitel Sonnenschein. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) geht davon aus, dass neben übergeordneten Themen wie Vorstandsvergütung, Ausblick und Dividendenpolitik bei einigen Unternehmen vor allem hausgemachte Probleme heiß diskutiert werden dürften.

   Bei den folgenden Hauptversammlungen dürfte es in den kommenden Wochen besonders spannend und aufregend werden - die Reihenfolge ist allein dem Alphabet geschuldet:

Adidas (07.05.2015) Herbert Hainer muss kritischen Aktionären eine überzeugende Strategie für den Sportartikelhersteller liefern. Die Sanktionen gegen Russland und der fallende Rubelkurs setzen dem Sportartikelhersteller zu, zudem läuft das Geschäft in den USA nicht wie erhofft. Zwei Gewinnwarnungen innerhalb von zehn Monaten machen den Aktionären Sorgen. Commerzbank (30.04.2015) Auch die etwas besser als erwartet ausgefallenen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr verdecken nicht die Probleme bei Deutschlands zweitgrößter Bank: Operativ brummt das Geschäft längst nicht so sehr, wie es der Vorstand geplant hat. Die zum Mittelpunkt der Bank erkorenen Bereiche Privatkunden und Mittelstandsbank wachsen zwar, aber Rückstellungen für Prozessrisiken fressen Teile dieser operativen Verbesserungen auf. Gleichzeitig will die Bank mehr Geld in ihr mobiles Angebot stecken und die Neuerungen aus dem Privatkundengeschäft in die Mittelstandsbank übertragen. Schafft das Unternehmen dabei noch die von Vorstandschef Martin Blessing selbst als "ambitioniert" bezeichneten Ziele für Ende 2016? Deutsche Bank (21.05.2015) Die Deutsche Bank hat das vergangene Jahr überraschend mit einem Milliardengewinn beendet - ein Befreiungsschlag ist das jedoch nicht. Zu schaffen machen dem Finanzhaus weiterhin hohe Kosten und Prozesse. Zudem ist eine neue Strategie in Arbeit, bei der es um die elementare Frage geht, ob die Deutsche Bank zukünftig eine reine Investmentbank wird, für die etwa das Privatkundengeschäft der Postbank keine Rolle mehr spielt. Ergebnisse der Strategieüberprüfung soll es im zweiten Quartal geben. Deutsche Börse (13.05.2015) Bei der Deutschen Börse bricht ein neues Zeitalter an. Mit Carsten Kengeter übernimmt ein Investmentbanker das Ruder von dem langjährigen Vorstandschef Reto Francioni, dessen Amtszeit vor allem auch von gescheiterten Bemühungen gekennzeichnet ist, durch eine Fusion oder Übernahme im Ausland zu wachsen. Von daher wird sich auf der Hauptversammlung auch die Frage nach der Perspektive des Unternehmens stellen. Deutsche Lufthansa (29.04.2015) Die DSW fasst es treffend zusammen: "Egal, ob Kabine, Boden oder Cockpit, irgendjemand streikt anscheinend immer." Im vergangenen Jahr wurde die Lufthansa von insgesamt zehn Arbeitskämpfen getroffen, dabei entstand ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 200 Millionen Euro. Doch die Airline muss in den Verhandlungen mit ihrem Personal hart bleiben, denn der Zwang zum Sparen ist angesichts des starken internationalen Wettbewerbs unumgänglich. Oberflächlich geht es bei den Gesprächen um Themen wie die Vorruhestandsregelung der Piloten. Hinter den Kulissen schwelt jedoch vor allem der Streit um die künftige Billigsparte der Airline und um die Frage, wie die Angestellten in diesem Bereich künftig bezahlt werden. Deutsche Telekom (21.05.2015) Einige Problemfelder sind zuletzt gelöst worden: In Großbritannien verkaufte die Deutsche Telekom ihren Anteil am britischen Mobilfunk-Joint-Venture Everything Everywhere an den britischen Telekomriesen BT. Im Gegenzug erhalten die Deutschen neben Geld einen 12-prozentigen Anteil und einen Sitz im Board von BT. Auch in den USA laufen die Geschäfte inzwischen besser, aber die Zukunft von T-Mobile US ist weiterhin ungeklärt. Gleichzeitig kämpft die Telekom wie alle Unternehmen der Branche mit dem Problem, dass die Investitionen in den Netzausbau wegen der immer größer werdenden Datenmengen steigen müssen. Die Aktionäre werden von der Geschäftsführung einige Antworten erwarten. Fraport (29.05.2015) Für den Flughafenbetreiber ist Frankfurt seit langem der mit Abstand wichtigste Standort. Allerdings sind dem Wachstum am Heimatflughafen enge Grenzen gesetzt, die Aktionäre interessiert deshalb vor allem, ob die Bauarbeiten am neuen Terminal 3 im Sommer wie erhofft beginnen können. Daneben steht das wachsende Auslandsgeschäft im Mittelpunkt. In Griechenland hat man im November den Zuschlag zum Betrieb von 14 Regionalflughäfen erhalten. Bislang macht man sich in Frankfurt trotz des Regierungs- und Kurswechsels in Athen keine Sorgen um das Projekt -- die Aktionäre werden trotzdem Fragen stellen. Lanxess (13.05.2015) Der neue Vorstandschef Matthias Zachert will den Konzern umkrempeln. LANXESS ist seit längerem in der Krise. Das Unternehmen ist stark von der Automobil- und Reifenindustrie abhängig. Etwa 40 Prozent erlöste der Konzern 2013 mit Kunden aus diesen Industriezweigen. Wegen des Überangebots an Kautschuk in den Märkten sind die Preise stark gefallen. Experten gehen davon aus, dass der Preisverfall noch ein bis zwei Jahre anhalten wird, weil immer neue Kapazitäten auf den Markt drängen. Lanxess hat deshalb im vergangenen Jahr unter anderem angekündigt, Allianzen zu prüfen, um die starke Abhängigkeit vom Kautschukgeschäft abzumildern. Erste Fortschritte sind sichtbar - über den Berg ist Lanxess aber noch lange nicht. Rhön Klinikum (10.06.2015) Der Gesundheitsdienstleister ist dabei, sich neu auszurichten, nachdem der Konzern etwa zwei Drittel seines Klinikportfolios für gut 3 Milliarden Euro an den Gesundheitskonzern Fresenius verkauft hat. In Zukunft will sich die Klinikkette, zu der auch die Uniklinik Gießen-Marburg gehört, auf Krankenhäuser konzentrieren, die medizinische Spitzentechnik bieten oder an denen auch universitäre Forschung betrieben wird. Auf der Hauptversammlung werden die Aktionäre wissen wollen, wie nach dem verbitterten Übernahmekampf zwischen Fresenius, Asklepios und B. Braun Melsungen die Zukunft für den verbliebenen Geschäftsbereich von Rhön Klinikum aussieht. RWE (23.04.2015) und E.ON (07.05.2015) Beide Versorger stehen nach dem Atomausstieg der Bundesregierung unter Druck und sind auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell. E.ON geht dabei einen radikalen Schritt: Der Konzern will die konventionelle Stromerzeugung und das Handelsgeschäft abspalten. Welchen Weg der Konkurrent RWE einschlägt, ist noch unklar. Derzeit prüft das Unternehmen die Zusammenführung der Ökostromsparte und der konventionellen Stromerzeugung. Die Anleger dürften beiden Unternehmen auf der Hauptversammlung unangenehme Fragen stellen. SGL Carbon (30.04.2015) Der Graphitspezialist schreibt schon seit Jahren wegen des rapiden Preisverfalls im Kerngeschäft mit Graphitelektroden und der schwachen Auslastung bei den Carbonfaseraktivitäten Verluste. Trotz eines verschärften Sparkurses hat das Unternehmen 2014 erneut ein deutlich rückläufiges operatives Ergebnis (EBIT) erzielt. Die Anteilseigner werden auf der Hauptversammlung aber vor allem wissen wollen, ob das Unternehmen mehr als nur Kosteneinsparungen zu bieten hat. Eine weitere Frage wird sein, wer denn künftig bei SGL der maßgebliche Großaktionär sein wird: Bislang gehören etwa 27,5 Prozent der Anteile der Quandt-Erbin Susanne Klatten, knapp 18,5 Prozent BMW und fast 10 Prozent VW.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   February 12, 2015 11:07 ET (16:07 GMT)

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