'SZ': Bilfinger braucht noch mehr Zeit für neue Strategie

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Lage beim kriselnden Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger ist einem Zeitungsbericht zufolge viel komplizierter als erwartet. Deshalb werde der neue Vorstandschef Per Utnegaard an diesem Donnerstag (15. Oktober) nicht wie ursprünglich geplant eine neue Strategie für Bilfinger verkünden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ/Mittwoch). "Wir sind noch nicht soweit", zitiert die Zeitung einen Aufsichtsrat. "Wir brauchen noch Zeit."

Diese Zeit räume auch der schwedische Großinvestor Cevian den Mannheimern ein. "Auf ein paar Monate bis zur Verkündung der neuen Strategie kommt es denen nicht an", zitiert die Zeitung Investorenkreise. Die Investmentfirma hatte 2014 den Rausschmiss von Roland Koch betrieben, den Vorstand erneuert und mit Eckhard Cordes den neuen Aufsichtsratschef etabliert. Ein Bilfinger-Sprecher sagte am Mittwoch lediglich: "Der Bilfinger-Vorstand wird am Donnerstag das Ergebnis der Analyse des Geschäfts vorstellen."

Zuletzt war es für Bilfinger vor allem bergab gegangen. Innerhalb eines Jahres hatte das Management die Aktionäre mit sechs Gewinnwarnungen verschreckt. Der Aktienkurs hatte im Sommer 2014 zum Sturzflug angesetzt und im ersten Halbjahr 2015 war ein Verlust von 439 Millionen Euro entstanden. Für das gesamte Jahr rechnet Utnegaard mit tiefroten Zahlen. Bereits Mitte Juni hatte der Bilfinger-Chef die Reißleine gezogen und das Kraftwerksgeschäft, das 2014 noch für ein Fünftel der Konzernleistung stand, zum Verkauf und alle anderen Geschäfte auf den Prüfstand gestellt.

In den vergangenen Jahren hatte Bilfinger noch eine ganz andere Strategie verfolgt und sein Servicegeschäft rund um Kraftwerke und Industrieanlagen durch Zukäufe ausgebaut. Zudem hatte der Konzern das stark schwankende und weniger einträgliche Baugeschäft zum Großteil abgestoßen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Das Kraftwerksgeschäft entpuppte sich nach der Energiewende in Deutschland als Dauer-Sorgenkind./mne/stw/fbr