13.01.2025 13:42:38
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Studie: Weniger Wohneigentümer in Deutschland - Politik schuld?
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der ohnehin im europäischen Vergleich sehr niedrige Anteil der Wohnungseigentümer in Deutschland ist nach einer neuen Studie weiter gesunken. Im Jahr 2022 wohnten nur noch 43,6 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden, gut ein Prozentpunkt weniger als 2011, meldete das Pestel-Institut unter Berufung auf im vergangenen Jahr veröffentlichten Mikrozensus-Zahlen. Der langsame, nahezu kontinuierliche Anstieg der Wohneigentumsquote in den vorangegangenen Jahrzehnten ist demnach gestoppt.
Vorwurf an den Bund: Chance auf Wohneigentum "gleich null"
Im Vergleich unter 19 europäischen Ländern liegt Deutschland der Studie zufolge auf dem vorletzten Platz - im Verhältnis noch weniger Wohnungseigentümer gibt es demnach nur in der Schweiz. Chef-Ökonom Matthias Günther machte "politisches Versagen" für die Trendwende verantwortlich: "Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null." Auftraggeber der auf der Münchner Messe "Bau" veröffentlichten Studie war der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).
Österreich besser als Deutschland
Auf dem ersten Platz der 19 europäischen Länder liegt die Slowakei, dort leben laut Studie gut 90 Prozent im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Was die deutschsprachigen Länder betrifft, schneidet Österreich am besten ab: Dort liegt die Wohneigentumsquote zumindest deutlich über der Hälfte.
Deutsches Schlusslicht Leipzig - immense regionale Unterschiede
Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es laut Pestel-Institut immense regionale Unterschiede: Schlusslicht ist demnach Leipzig mit einer Eigentumsquote von nur gut 13,3 Prozent. An der Spitze steht mit 72,3 Prozent der an Frankreich angrenzende Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz. Unter den Bundesländern liegt das Saarland mit 58,6 Prozent vor Rheinland-Pfalz (53,5 Prozent) an der Spitze, auch Baden-Württemberg und Niedersachsen liegen mit jeweils gut 50 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Schnitt. Am Ende der Tabelle belegt Berlin mit 15,8 Prozent den letzten Platz noch hinter Hamburg (21,2).
Generell ist die Wohneigentumsquote in den Städten mit 25 Prozent weniger als halb so hoch wie in ländlichen Regionen: Der durchschnittliche Eigentümeranteil in den Landkreisen liegt laut Pestel-Institut bei 52,2 Prozent.
Mietanstieg trägt zur Altersarmut bei
Die Autoren kritisieren die Entwicklung scharf; nicht zuletzt, weil die stetig steigenden Mieten in den Städten zur Altersarmut beitragen. "Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur K.O.-Miete", sagte Studienleiter Matthias Günther mit Blick auf ältere Mieter, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und deswegen umziehen müssen.
In einer Modellrechnung vergleicht das Institut zwei Haushalte mit identischem Durchschnittseinkommen aus je einer Vollzeit- und einer Halbtagsstelle und identischer 100-Quadratmeter-Wohnung. Beim Erreichen des Rentenalters würden demnach einem Eigentümerhaushalt nach Abzug aller Kosten 2200 Euro netto zum Leben verbleiben, einem Mieterhaushalt nur 1450 Euro. "Die Miete zwingt die Menschen dazu, im Alter den Gürtel erheblich enger zu schnallen", sagte Günther dazu.
Forderung: Bund soll Eigentumserwerb fördern
Der Baustoff-Bundesverband als Auftraggeber forderte ebenso wie das Pestel-Institut eine verlässliche Förderung des Bundes für den Erwerb der eigenen Wohnimmobilie. "Das Bundesbauministerium hat bislang zielsicher am Wohnungsmarkt und damit am Leben der Menschen vorbei gefördert", kritisierte BDB-Präsidentin Katharina Metzger.
Die deutschen Daten des Pestel-Instituts stammen aus dem Mikrozensus 2022. Die Erhebungen von Immobilienverbänden, Banken und Kreditvermittlern deuten darauf, dass sich die Lage sowohl für Mieterinnen und Mieter als auch für Kaufinteressenten für in den vergangenen zwei Jahren verschärft und nicht verbessert hat.
Lage für Mieterinnen und Mieter seit 2022 mutmaßlich noch schwieriger geworden
Ein Beispiel: Nach Zahlen des Immobilienverbands Deutschland Süd sind die Neuvertragsmieten in München allein von Frühjahr bis Herbst 2024 um 4,4 Prozent gestiegen, obwohl der Preisrückgang bei zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien noch nicht gänzlich gestoppt war. Der Neubau von Eigentumswohnungen und -häusern ist seit 2022 stark zurückgegangen, weil der gleichzeitige Anstieg von Zinsen und Baukosten den Kauf für viele Interessierte unerschwinglich gemacht hat. Etliche Fachleute und Ökonomen erwarten in diesem Jahr einen weiteren Rückgang des Wohnungsbaus. Da der Wohnungsbedarf in den Städten unverändert hoch ist, werden die Mieten voraussichtlich weiter steigen./cho/DP/nas
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