Dividende halbiert |
29.04.2020 17:58:00
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STRABAG baute Leistung und Gewinn aus - Aktie zieht an
Der Gewinn je Aktie (EPS) stieg im Jahresabstand von 3,45 auf 3,62 Euro. Angesichts der Coronakrise soll die Gewinnausschüttung von 1,80 Euro auf 90 Cent je Aktie halbiert werden. Und auch die reduzierte Ausschüttung steht unter Vorbehalt. Durch die Ausschüttung dürfen die liquiden Mittel des Bauriesen aber nicht unter 1 Mrd. Euro sinken, heißt es in der entsprechenden aufschiebenden Bedingung.
"Die kurzfristigen, signifikanten Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf unser Geschäft dürften überstanden sein", so STRABAG-Chef Thomas Birtel. Aber viele Branchen wie der Tourismus oder der stationäre Handel seien stark betroffen. Deshalb müsse die STRABAG nun die mittelfristigen Auswirkungen bewerten und auch ein Augenmerk auf ihre Produktivität haben. "Wir müssen mit Nachfragerückgänge aus dem privaten Sektor rechnen, doch könnten die durch öffentliche Wirtschaftsimpulse bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden", erwartet der CEO.
Eine verlässliche Einschätzung der Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Geschäftszahlen 2020 sei "nach wie vor nicht möglich". Jedenfalls gibt's naturgemäß Abstriche beim Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2020: Aus heutiger Sicht rechnet das Management mit einem Rückgang der Leistung um 10 Prozent gegenüber den bisherigen Erwartungen.
Die Prognose für die Bauleistung wird von ursprünglich mehr als 16 Mrd. Euro auf 14,4 Mrd. Euro zurückgeschraubt. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) werde "auf einem niedrigeren Niveau" zu liegen kommen. Die EBIT-Marge soll "zumindest 3,5 Prozent" erreichen, nach 3,8 Prozent im Jahr 2019.
Im vergangenen Jahr erhöhte sich der konsolidierte Umsatz der STRABAG um 3 Prozent auf 15,7 Mrd. Euro. In der gleichen Dimension vergrößerte sich der Auftragsbestand, der per Ende Dezember bei 17,4 Mrd. Euro lag. Der Konzern baute seinen Personalstand um 2 Prozent auf weltweit 76.919 Mitarbeiter aus.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen überschritt der Gewinn (EBITDA) erstmals in der Konzerngeschichte die 1-Milliarden-Euro-Marke. Die EBITDA-Marge verbesserte sich - unter Erstanwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 16 Leasing - um 6,3 Prozent auf 7,1 Prozent. Zieht man das im Vorjahr um einen nicht-operativen Aufwertungsgewinn in Höhe von 55,31 Mio. Euro bereinigte EBITDA zum Vergleich heran, ergibt sich eine Zunahme um 24 Prozent.
Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen seien um 29 Prozent gewachsen. Mit den IFRS-Leasingstandards waren Nutzungsrechte aus Leasingverträgen abzuschreiben und der entsprechende Leasingaufwand war nicht mehr unter der Position Sonstige betriebliche Aufwendungen zu berücksichtigen.
Der operative Gewinn (EBIT) der STRABAG stieg 2019 um 8 Prozent auf 602,6 Mio. Euro, die EBIT-Marge von 3,7 auf 3,8 Prozent. Um einen nicht-operativen Aufwertungsgewinn in Höhe von 55,31 Mio. Euro bereinigt hätte der Zuwachs bei der Marge 20 Prozent betragen.
STRABAG-Chef: Coronakrise ist beherrschbar
Österreichs größter Baukonzern war im Zuge der Coronavirus-Epidemie nur kurzzeitig lahmgelegt. "In Österreich fehlt uns schlicht ein Monat, von Mitte März bis Mitte April", sagte Konzernchef Thomas Birtel am Mittwoch im Gespräch mit der APA. "Der Einfluss der Coronakrise auf die Bauindustrie müsste im laufenden Jahr beherrschbar sein", so die Einschätzung des CEO.Die STRABAG selbst rechnet für 2020 mit einem Einbruch der konzernweiten Bauleistung um zehn Prozent auf 14,4 Mrd. Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war diese noch um 3 Prozent auf 16,6 Prozent gestiegen. "Unsere Auftragspipeline ist voll - das gibt uns diese Zuversicht für das laufende Jahr", betonte Birtel. Per Ende Dezember stapelten sich bei dem Unternehmen Orders im Volumen von 17,4 Mrd. Euro.
"Doch je längerer man in die Zukunft schaut, desto unsicherer ist es", räumte der STRABAG-Chef mit Blick auf die weitere Entwicklung der Nachfrage etwa von Kunden aus der Automobilindustrie, im Hotel- und Einkaufszentrumsbereich ein. "Da sehen wir Zurückhaltung." Betreffend weiterer Aufträge aus dem Infrastruktursektor ist er aber zuversichtlich. "Wir glauben auch, dass der Wohnbau weiter intakt bleibt", erwartet der CEO. Wer Liquidität anlegen müsse, werde auch anlegen wollen. "Da ist der Liquiditätsdruck auf Anlagen, sodass Rückgänge in manchen Bereichen durch Zuwächse in anderen aufgefangen werden."
"Die Dynamik, die die Coronakrise in Europa angenommen hat, hat mich persönlich schon überrascht", erinnerte sich Birtel. "Insofern bin ich froh, dass wir gut damit umgehen konnten." Jetzt laufen alle Baustellen wieder. Zum Start der Coronakrise war es zu einem kompletten Shutdown gekommen. Die Bauarbeiter aus dem Ausland dürfen nun auch wieder ins Land. "Für die ausländischen Mitarbeiter haben die Pendlerregelungen gegriffen", so der Konzernchef.
Zu Beginn der Krise hatte die STRABAG ihre 11.000 Mitarbeiter in Österreich per 1. März bis 31. Mai zur Kurzarbeit angemeldet, in Deutschland sind es den Angaben zufolge 29.000 Anmeldungen. "De facto ist nur ein Bruchteil in Kurzarbeit", strich Birtel hervor. In Deutschland seien es 1.500, in Österreich dürften es auch so um die 5 Prozent sein. "Das liegt daran, dass wir in Österreich tatsächlich alle Baustellen wieder am Laufen haben", erklärte der CEO. Die Anmeldungen zur Kurzarbeit seien zu einem Zeitpunkt erfolgt, da alle Baustellen eingestellt werden mussten, also Mitte März. "Das werden wir nur in einem ganz geringen Ausmaß tatsächlich in Anspruch nehmen, bei der einen oder anderen Baustelle."
Die STRABAG betreibt ständig rund 11.500 Baustellen konzernweit, knapp 2.000 davon in Österreich. Zu den etwa 11.000 Mitarbeitern im Inland addieren sich rund weitere 25 Prozent aus dem umliegenden Ausland, die für die STRABAG über Subunternehmen tätig sind. Das Hochlaufen der Baustellen habe "gut funktioniert", es gebe lediglich "nicht nennenswerte Störungen in der Lieferkette".
Für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten galten in den einzelnen Ländern unterschiedliche Vorschriften. "Wir haben uns dann dazu entschlossen, länderbezogen zu managen - wir haben die Krisenstäbe länderweise eingerichtet, die nach wie vor tagen, anfangs täglich", berichtete Birtel. "Wir haben minimale Infektionsraten im Konzern und die Zahlen senken sich kontinuierlich - und zum Glück kenne ich auch keinen Todesfall."
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung werde "entscheidend davon abhängen, ob die Lockerungen der von der Regierung verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie greifen". Es dürfe auch zu keinem erneuten Hochschnellen der Infektionsraten kommen. "Wenn sich ein 'Singapur-Effekt' vermeiden lässt, bin ich zuversichtlich, dass sich die Dinge besser darstellen, als das heute kolportiert wird", sagte Birtel.
Für die STRABAG-Aktie ging es in Wien schließlich 2,98 Prozent auf 25,95 Euro nach oben.APA
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