26.11.2024 15:37:38
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Standortschließung: Betriebsrat geht mit Thyssenkrupp-Vorstand hart ins Gericht
KREUZTAL (dpa-AFX) - Die geplante Schließung des thyssenkrupp-Stahlwerks in Kreuztal im Siegerland stößt vor Ort auf massiven Widerstand. Das sei "betriebswirtschaftlicher Schwachsinn", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werks, Helmut Renk, der Deutschen Presse-Agentur. Das Management möchte den Standort Kreuztal-Eichen dichtmachen, um Kosten zu sparen. In dem Werk arbeiten rund 600 Menschen.
Der Standort sei in den vergangenen Jahren meistens profitabel gewesen, moniert Renk, der auch stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Thyssenkrupp Steel ist. Er betonte, dass dem Werk auch strategisch eine Schlüsselrolle zukomme, da man nicht so stark von der schwächelnden Autoindustrie abhängig sei wie andere Konzernbereiche.
In Kreuztal-Eichen werden nach Angaben des Betriebsrats Stahlprodukte beschichtet und verzinkt, die später nicht nur in Autos, sondern auch in Haushaltsgeräten verbaut werden. Auch Garagentore werden hergestellt und andere Produkte für die Bauindustrie. "Wir sind eigentlich ein Bereich, den Thyssenkrupp erhalten muss - und nun wird ein Bereich kaputtgemacht, wo wir eine Chance haben, den Markt vielleicht noch weiter auszubauen."
Harsche Kritik am Vorstand
Renk warf dem Vorstand Konzeptlosigkeit vor. "Ich habe noch nie so einen schwachen, zerbrechlichen Vorstand erlebt." Der Betriebsrat kündigte einen harten Konflikt mit dem Management an. "Wenn Sie nicht zurückweichen, werden wir nicht miteinander reden - wir werden nicht verhandeln, dann haben wir eine harte Auseinandersetzung." Über das Verhalten des Vorstands sagte er: "Bei Thyssenkrupp haben Achtung und Anstand den Raum verlassen."
Auf die Frage, ob er noch an den Fortbestand des Stahlwerks in Kreuztal glaube, erklärte Renk: "Als Stahlarbeiter müssen Sie immer glauben." Es gebe gute Ansätze, damit der Standort auch künftig eine Chance habe.
Betriebsversammlung im Werk
Bei einer Betriebsversammlung auf dem Werksgelände im Siegerland hatte die Belegschaft ihrem Frust Luft gemacht, die Stimmung war angespannt. Laut IG Metall waren knapp 500 Menschen dabei gewesen - und zwar der Großteil des betroffenen Standorts sowie Kolleginnen und Kollegen eines anderen, etwa 400 Arbeitsplätze umfassenden Standorts in einem anderen Ortsteil von Eichen. Am Mittwoch wiederum treffen sich die Betriebsräte aus verschiedenen Stahlstandorten von Thyssenkrupp in Duisburg, um die Lage zu beraten. Dabei wird auch der Vorstand erwartet.
Warnung vor Domino-Effekt
Sollte Kreuztal-Eichen tatsächlich dichtgemacht werden, würden vermutlich nicht nur die 600 jetzigen Arbeitsplätze des Werks verschwinden, sondern auch Jobs anderer Firmen, etwa Zulieferer, Speditionen und Handwerksbetriebe, die keine Aufträge mehr bekämen. Circa 2.400 Menschen - also eine Vervierfachung der Beschäftigtenzahl am Werk - könnten insgesamt betroffen sein, schätzte Renk.
Der IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler warnt ebenfalls vor einem Dominoeffekt - und zwar nicht nur in Kreuztal, sondern für den Standstandort NRW insgesamt. "Der Stahl ist sozusagen der Grundstoff, wovon das ganze Ruhrgebiet, das ganze Siegerland und Sauerland lebt", sagte der Gewerkschafter im Deutschlandfunk. "Gerade die mittelständische Industrie hängt von dem Stahl ab", betonte Giesler, der auch Vize-Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel ist. Deshalb müssten der Stahl-Standort, die Arbeitsplätze und die Wertschöpfungskette gesichert werden.
Wie das Unternehmen mitgeteilt hatte, soll die Zahl der Arbeitsplätze innerhalb von sechs Jahren um 11.000 schrumpfen. Von jetzt 27.000 Stellen sollen dann noch 16.000 übrig sein. Giesler bekräftigte "die roten Linien" der Gewerkschaft: "Keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Standortschließungen". Man wisse, dass die Restrukturierung notwendig sei. "Aber eine Restrukturierung muss Sinn machen." Die bislang vorgestellten Pläne seien unsinnig. Zur Lage des Unternehmens hatte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem Thyssenkrupp-Betriebsrat telefoniert. Man habe vereinbart, im Gespräch zu bleiben, hieß es aus Regierungskreisen./beg/wdw/DP/men
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