Aktienverkauf mit Verlust |
15.05.2013 17:15:00
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Staat beginnt Ausstieg aus Commerzbank
Für Konzernchef Martin Blessing, der nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass er den Staat als größten Anteilseigner gerne wieder loswerden würde, ist das eine gute Nachricht. Doch für den Soffin - und damit letztlich für den Steuerzahler - war die Platzierung von Aktien im Volumen von 625 Millionen Euro bei institutionellen Investoren ein riesiges Verlustgeschäft. Der Soffin wurde die Papiere zum Stückpreis von gerade einmal 7 Euro los. Gezahlt hatte der Fonds im Schnitt 34,70 Euro.
PLATZIERUNG KOMMT AN DER Börse GUT AN
An der Börse kam die Platzierung dennoch gut an. Der Preis lag am obersten Ende der zuvor genannten Spanne von 6,60 bis 7,00 Euro. Das spreche für eine hohe Nachfrage, erklärten Händler. Der Kurs der am Mittwoch im Zuge der eingeleiteten Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht gehandelten Aktie legte zu. Die Summe von Aktie und Bezugsrecht ergab bis zum Nachmittag ein rechnerisches Plus fast 16 Prozent.
Um den angestrebten Verkaufserlös zu erzielen, musste der Soffin mit rund 90 Millionen Aktien mehr Papiere als ursprünglich einmal geplant verkaufen. Dadurch sackt der Staatsanteil an der Commerzbank vorübergehend auf 10 Prozent ab. Nach Abschluss der laufenden Kapitalerhöhung wird der Soffin aber wieder rund 17 Prozent der Anteile halten.
ZUM ERSTEN MAL REDUZIERT DER STAAT SEINEN ANTEIL
Der Bankenrettungsfonds war nach der Lehman-Pleite Mitte September 2008 in zwei Schritten bei der Commerzbank eingestiegen. Diese hatte kurz zuvor mitten in der Finanzkrise die mit etlichen Altlasten behaftete Dresdner Bank vom Versicherer Allianz übernommen. Insgesamt flossen 18,2 Milliarden Euro staatliche Hilfsgelder: 16,4 Milliarden Euro als Stille Einlage, der Rest ging in die Aktienbeteiligung. Die Sperrminorität sollte die Stille Einlage absichern.
Es ist das erste Mal seit dem Einstieg des Staates bei der Commerzbank, dass er seine direkte Beteiligung reduziert hat. In den vergangenen Jahren hatte er bei den zahlreichen Kapitalerhöhungen der Commerzbank immer voll mitgezogen, um seinen Anteil nicht verwässern zu lassen. Dafür wandelte der Staat immer wieder einen Teil der Stillen Einlage in hartes Eigenkapital und erhöhte damit seine Investitionen in die Aktien.
Langfristig will der Staat weitere Commerzbank-Aktien verkaufen. Grundsätzlich verfolge man die ordnungspolitische Ausrichtung, den Anteil "sukzessive und marktschonend" zu reduzieren, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Auf die Frage, ob Vorstandschef Blessing noch den Rückhalt der Bundesregierung habe, sagte die Sprecherin: "Personalspekulationen kommentieren wir nicht."
STAAT IST WEIT VON EINEM GEWINN ENTFERNT
Den Löwenanteil der Rettungsmilliarden hatte die Commerzbank mit einer Kapitalerhöhung vor zwei Jahren getilgt. Mit der jetzigen Kapitalerhöhung will die Bank bei Investoren 2,5 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln. Damit soll die restliche direkte Staatshilfe (1,6 Mrd Euro) und die Stille Einlage der Allianz (750 Mio Euro) zurückgezahlt werden. Um Investoren anzulocken, bietet das Institut die neuen Papiere mit einem hohen Abschlag auf den Aktienkurs vom Dienstag an. Die Aktienzahl wird fast verdoppelt, was Anteile von Alteigentümern noch stärker als erwartet verwässert.
Der künftige Staatsanteil an der Commerzbank von 17 Prozent wird noch gemessen am aktuellen Kurs etwa 1,5 Milliarden Euro wert sein. Zum rechnerischen Einstiegskurs waren es rund 5 Milliarden Euro - der Staat hatte allerdings im Laufe der Jahre auch Zinsen und andere Zahlungen bekommen, so dass er zuletzt noch rund 3,7 Milliarden Euro bei der Bank im Feuer hatte. Der Kurs der Commerzbank-Aktie müsste sich also mehr als verdoppeln, damit der Staat zumindest ohne Verluste aus seinem Engagement herauskommt.
/enl/ben/zb/kja/enl
FRANKFURT (dpa-AFX)
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