Weniger Profitabilität |
29.01.2020 17:58:42
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Software AG schwächelt zum Jahresabschluss - Aktie verliert zweistellig
Brahmawar krempelt die Darmstädter seit seinem Amtsantritt im August 2018 um. Der von IBM gekommene Vorstandschef tauschte nach und nach das gesamte Management aus. Zuletzt kündigte auch der seit 18 Jahren amtierende Finanzchef Arnd Zinnhardt seinen Abschied an. "Dank unserer stabilen Finanzlage können wir in die Bereiche des Helix-Programms investieren, die unser Wachstum im Jahr 2020 unterstützen werden", sagte Zinnhardt. Spätestens Ende 2020 übernimmt Matthias Heiden vom Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland das Finanzressort in Darmstadt.
Die operative Marge wird mit den neuen Maßnahmen im gerade begonnenen Jahr nun spürbar sinken. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) dürfte 2020 nur noch zwischen 20 und 22 Prozent vom Umsatz erreichen, hieß es. Analysten hatten rund 26 Prozent auf dem Zettel, vergangenes Jahr hatte der Softwarehersteller noch 29,2 Prozent erreicht. Brahmawar hatte bereits vor längerem bemängelt, in früheren Zeiten sei zu wenig in die Vertriebspower in Amerika investiert worden. Nun sollen auch die Teams in Asien und Europa aufgestockt werden, was laut Zinnhardt vor allem das Ergebnis im ersten Quartal treffen wird, wie er in einer Telefonkonferenz sagte.
Ursprünglich hatte Brahmawar in Aussicht gestellt, dass der Schwenk hin zum Erlösmodell mit Abonnements und weiteren Maßnahmen die Marge 2020 um rund 2 Prozentpunkte schmälern würde. Das seit rund einem Jahr laufende Umbauprogramm bestärkt den Manager jedoch, die Anstrengungen auszuweiten. "Die Erfahrungen, die wir 2019 gemacht haben, helfen uns, neue Investitionen so einzusetzen, dass sie unser Wachstum unterstützen und sicherstellen, dass wir aus den Chancen, die vor uns liegen, das Beste machen", sagte Brahmawar.
Die zusätzlichen Investitionen sollen in der mittleren Frist ein stärkeres Wachstum liefern, das Digitalgeschäft mit Software zur Integration verschiedener IT-Systeme soll im Schnitt jährlich um 15 statt um bisher angepeilte gut 10 Prozent wachsen. Insgesamt dürfte der Konzernumsatz demnach 2023 den Wert von einer Milliarde Euro knacken, das wären gut 12 Prozent mehr als 2019 mit 890,6 Millionen Euro Erlös.
Aber auch auf mittlere Sicht müssen Anleger 2023 mit weniger Profitabilität rechnen, die operative Marge dürfte sich nur zwischen 25 und 30 Prozent bewegen statt bei über 30 Prozent.
In diesem Jahr peilt das Unternehmen im Auftragseingang der Digitalsparte bei den herkömmlichen Produkten ein Plus von 10 bis 15 Prozent gegenüber Vorjahr an, bei den zukunftsträchtigeren Geschäften mit der Cloud und der Vernetzung von Maschinen (IoT) einen Anstieg von 40 bis 60 Prozent. Bisher formulierte der Konzern die Prognose auf Basis von Umsätzen - das sei mit dem Forcieren von Abonnements nicht mehr wirklich aussagekräftig, sagte Zinnhardt, weil Umsätze erst nach und nach gebucht werden könnten. Analyst Sven Merkt von Barclays merkte an, die neue Prognosekennzahl sei schwieriger zu interpretieren.
Zum Jahresabschluss offenbarte das Unternehmen in diesem Wachstumsfeld auch alte Schwächen. Unter anderem weil sich ein größerer Vertragsabschluss ins neue Jahr verzögerte, verfehlte der MDAX-Konzern seine Jahresprognose in dem Bereich genauso wie auch die Erwartungen von Analysten. Brahmawar räumte in einer Telefonkonferenz ein, dass der mittlerweile unterschriebene Vertrag mit dem Aufzughersteller Schindler auch nur den "Großteil" der Lücke zur Jahresprognose erfüllt hätte, wäre er noch im vierten Quartal abgeschlossen worden.
Der Umsatz wuchs mit Cloud- und Maschinensoftware 2019 zwar um 39 Prozent, angepeilt hatte Brahmawar jedoch zwischen 75 und 125 Prozent. Bei der Software AG hing die Erfüllung von Prognosen und Erwartungen schon in der Vergangenheit sehr stark von einzelnen, großen Vertragsabschlüssen ab - was auch oft daneben ging. Das ist auch ein Grund dafür, warum die Kunden künftig mehr über Abos bezahlen sollen: Die Geschäfte sind weitaus besser planbar.
Insgesamt kletterte der Konzernumsatz im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf 890,6 Millionen Euro, wobei maßgeblich auch Währungseffekte halfen. Die Digitalsparte ohne Cloud- und Maschinensoftware musste dabei einen Umsatzrückgang verkraften, die Datenbanksoftware legte einmal mehr zu. Das operative Konzernergebnis ging um 5 Prozent auf 260,3 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn um 6 Prozent auf 155,3 Millionen Euro. Mit den Werten schnitt das Unternehmen auf Konzernebene wie von Analysten erwartet ab.
Cloud-Schwäche verschreckt die Software AG-Aktionäre
Eine laut Händlern "schockierende" Entwicklung im zukunftsträchtigen Cloud-Bereich hat am Mittwoch die Aktien der Software AG mächtig unter Druck gesetzt. Im frühen Handel knickte der Aktienkurs um bis zu 14,20 Prozent auf 28,28 Euro auf ein Tagestief ein. Zum Handelschluss notierte das Papier noch 12,29 Prozent schwächer bei 28,91 Euro.
Laut Stacy Pollard von JPMorgan war das Cloud-Geschäft im vierten Quartal allein dafür verantwortlich, dass die Markterwartungen verfehlt wurden. Sie wies zugleich in einer ersten Reaktion am Mittwoch auf massiv gesenkte Margenprognosen für 2020 als sehr negativen Aspekt hin, der die Aktie wohl stark belasten dürfte. Der Konzern rechnet für 2020 mit einer operativen Ergebnismarge (Ebita) zwischen 20 und 22 Prozent. Der Konsens liege bislang bei fast 26 Prozent.
Laut Händlern enttäuschen die Ziele für das Jahr 2020 auch im Cloud-Geschäft, für das der Konzern mit einem Auftragseingang um 40 bis 60 Prozent über dem Vorjahreswert rechnet. Händlern zufolge würde damit der Schwung gegenüber dem Vorjahr deutlich nachlassen. Einem Börsianer zufolge steht mehr und mehr in Frage, ob die Darmstädter ihre hohen Versprechungen in diesem zukunftsträchtigen Geschäft jemals erreichen werden.
Analyst Gregory Ramirez vom Investmenthaus Bryan Garnier kündigte am Mittwoch eine Überarbeitung seines Kurszieles an. Er nahm jedoch die jüngsten Entwicklungen bei dem Softwarekonzern in einer ersten Reaktion zum Anlass, um seine bisherige Kaufempfehlung für die Papiere aufzugeben. Er rät wegen zu erwartender Belastungen durch weitere Investitionen und voraussichtlich sinkender Margen nur noch zum "Halten".
Für die zuletzt wieder mutiger gewordenen Aktionäre der Software AG ist der Kursrutsch am Mittwoch ein herber Rückschlag. In den vergangenen Monaten hatten sich die Papiere Schritt für Schritt von ihrem Tief seit 2015 erholt. Dieses hatten sie im August erreicht, als sie kurzzeitig für weniger als 23 Euro zu haben waren. Dann aber konnten sie wieder um etwa die Hälfte zulegen, in der vergangenen Woche bis auf ein Hoch seit Februar 2019.
/men/zb
DARMSTADT (dpa-AFX)
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