Dank Visa-Verkauf 03.08.2016 17:16:40

Société Générale und Crédit Agricole überraschen mit großem Gewinnplus

In der vergangenen Woche hatte bereits Branchenprimus BNP Paribas mit einem stabilen Milliardengewinn überrascht.

Dabei profitierten die Institute auch von einem kräftigen Sondergewinn aus dem Verkauf ihrer Anteile am europäischen Teil des Kreditkartenanbieters Visa. Analysten hatten mit schwächeren Gewinnen der französischen Institute gerechnet. SocGen-Aktien legten am Mittwochvormittag rund 4,5 Prozent zu, Crédit-Agricole-Papiere um 2,7 Prozent.

Bei SocGen wuchs der Quartalsüberschuss um acht Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Dazu trug der Visa-Effekt allein 725 Millionen Euro bei. Damit machte die Bank auch neue Rückstellungen für Rechtsrisiken von 200 Millionen Euro mehr als wett. Im französischen Privatkundengeschäft ging der Überschuss angesichts der niedrigen Zinsen um fünf Prozent auf 403 Millionen Euro zurück, während das Privatkundengeschäft im Ausland dank einer niedrigeren Risikovorsorge deutlich mehr verdiente. Um ein Drittel sackte wegen der großen Unruhe an den Kapitalmärkten der Gewinn im Investmentbanking ab.

Crédit Agricole steigerte den Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sogar um gut ein Viertel auf 1,16 Milliarden Euro. Dabei trotzte Crédit Agricole mit einem kräftigen Gewinnzuwachs im Investmentbanking der branchenweiten Talfahrt. Dagegen konnte sich die Bank dem Druck durch die niedrigen Zinsen in den Privatkundensparten nicht entziehen. Allein 328 Millionen Euro zum Gewinn steuerte der Verkauf der Visa-Anteile bei.

Dieser Sondergewinn hilft derzeit praktisch allen europäischen Banken. Denn das europäische Visa-Geschäft gehörte lange einer Gruppe von mehr als 3000 Geldhäusern. Ende 2015 hatte sich der US-Kreditkartenanbieter mit diesem Konsortium auf einen Rückkauf seines Europa-Geschäfts verständigt. Davon profitieren die französischen Banken stärker als ihre deutsche Konkurrenz, weil sich deren Anteile auf weniger Institute verteilen.

Daran lässt sich erkennen, dass der deutsche Bankenmarkt weiter von vielen kleinteiligen Instituten geprägt ist. Manche Beobachter sehen in dem daraus folgenden Wettbewerbsdruck einen der wichtigsten Gründe für die schwierigere Lage der Banken im Vergleich zu ihren französischen Rivalen. Bei der Deutschen Bank (Deutsche Bank) war der Gewinn im zweiten Quartal um 98 Prozent auf gerade noch 20 Millionen Euro eingebrochen, bei der Commerzbank ging es um ein Drittel auf 209 Millionen Euro nach unten.

Allerdings herrscht auch im Nachbarland nicht nur eitel Sonnenschein um die Banken. So wurde die Société Générale im europäischen Bankenstresstest heftig durchgeschüttelt. Die harte Kernkapitalquote rutschte im Krisenszenario auf 7,5 Prozent ab und lag damit nur knapp über der der Commerzbank mit 7,4 Prozent. Dagegen hängten BNP mit 8,5 Prozent und Crédit Agricole mit 10,5 Prozent auch die Deutsche Bank mit ihren 7,8 Prozent ab.

PARIS (dpa-AFX)

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