Frist ausgelaufen |
01.02.2022 18:03:39
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Siltronic-Aktie dennoch freundlich: Siltronic-Übernahme durch GlobalWafers geplatzt
"Bis zum Ablauf dieser Frist konnten nicht alle notwendigen Prüfungsschritte im Rahmen der Investitionsprüfung abgeschlossen werden", erklärte eine Ministeriumssprecherin. "Das betrifft insbesondere die Prüfung der erst in der letzten Woche erfolgten kartellrechtlichen Genehmigung durch die chinesischen Behörden." GlobalWafers reagierte mit Enttäuschung.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Übernahme zwar seit ungefähr einem Jahr geprüft. Doch die chinesische Wettbewerbsaufsicht hatte die Genehmigung für die knapp 4,4 Milliarden Euro schwere Transaktion erst vor Kurzem, am 21. Januar, erteilt. Die Behörde verhängte dabei Auflagen: Demnach hätte GlobalWafers binnen sechs Monaten sein Geschäft rund um das sogenannte Zonenziehverfahren verkaufen müssen - eine Herstellungsvariante für Siliziumwafer. Zudem sollte der Konzern weiterhin chinesische Kunden beliefern. Diese Bedingungen hätte das Ministerium genauer untersuchen wollen.
Für die Übernahme wäre eine so genannte außenwirtschaftliche Unbedenklichkeitsbescheinigung in Deutschland erforderlich gewesen. Dabei prüft das Bundeswirtschaftsministerium, ob durch ausländische Investitionen in inländische Unternehmen eine Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit für die Bundesrepublik zu erwarten ist.
Damit ist der Übernahmeversuch fürs Erste geplatzt. Das Prüfverfahren sei mit Ablauf der Frist rechtlich gegenstandslos geworden, erklärte die Sprecherin des Ministeriums. "Sollte das Unternehmen einen neuen Anlauf nehmen für einen neuen Erwerb, dann wird die Investitionsprüfung selbstverständlich erneut vorgenommen." "Angesichts unserer Bemühungen um eine für beide Seiten akzeptable Lösung und unserer langen und erfolgreichen Geschichte in Europa ist dieses Ergebnis sehr enttäuschend", sagte GlobalWafers-Unternehmenschefin Doris Hsu laut einer Pressemitteilung des Unternehmens.
"Wir werden selbstverständlich weiterhin eng mit unseren europäischen Kunden zusammenarbeiten, von denen viele die vorgeschlagene Transaktion unterstützt haben. Wir werden die Nicht-Entscheidung der deutschen Regierung analysieren und ihre Auswirkungen auf unsere künftige Investitionsstrategie prüfen." GlobalWafers will nach eigenen Angaben am Sonntag über die Pläne für die alternative Verwendung der für die Transaktion vorgesehenen Mittel informieren.
Grundlage für die Prüfverfahren des Ministeriums ist die im vergangenen Jahr verschärfte Außenwirtschaftsverordnung. Seitdem gibt es neue Meldepflichten für Investitionen in Hoch- und Zukunftstechnologiesektoren. Dazu gehören zum Beispiel die Bereiche künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Robotik, Halbleiter, Cybersicherheit, Luft- und Raumfahrt oder Nukleartechnologie. Die Zahl der Investitionsprüfungen steigt nach Angaben aus Ministeriumskreisen seit Jahren an. Demnach gab es im vergangenen Jahr 306 solcher Verfahren, nach 160 im Jahr 2020, 106 im Jahr 2019 und 78 im Jahr 2018.
Vertreter von Regierung und Opposition begrüßten die ausgebliebene Genehmigung. Der Vize-Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Hannes Walter (SPD), steht nach eigenen Angaben hinter der Entscheidung. "Technologische Souveränität gewinnen wir nicht dadurch, dass wir unser Tafelsilber veräußern", sagte Walter dem "Handelsblatt" (Dienstag). Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner, sagte der Zeitung: "Deutschland ist ein attraktiver Investitionsstandort. Gerade deswegen ist es richtig, dass wir auch unsere Sicherheitsinteressen im Blick halten."
Die Münchner Siltronic gehört zu den führenden Herstellern von Siliziumscheiben (Wafer) für Halbleiter und Chips. Vorstand und Aufsichtsrat hatten das Übernahmeangebot begrüßt. Letzte Hürde wäre die Unbedenklichkeitserklärung des Bundeswirtschaftsministeriums gewesen. Siltronic beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter und produziert unter anderem im sächsischen Freiberg. Das größte Werk steht in Singapur.
GlobalWafers ist nach eigenen Angaben der größte Wafer-Lieferant in Europa. Vorstandschefin Doris Hsu hatte vor Kurzem erklärt, ihr Unternehmen habe weitreichende Absicherungen angeboten. "Allein das zeigt deutlich, dass wir kein ausländischer Käufer von Schlüsseltechnologien sind, sondern - ebenso wie Taiwan - ein starker Partner für die europäische Halbleiterindustrie." Sollte die Übernahme scheitern, würde GlobalWafers andere Investitionspläne außerhalb Europas verfolgen, hatte sie angekündigt.
Siltronic ziehen an - Globalwafers schlägt Übernahmetür nicht zu
Nach verhaltenem Start sind die Papiere von Siltronic zuletzt um 3,88 Prozent auf 120,50 Euro geklettert. In der Nacht war die Übernahme durch Globalwafers nach Verstreichen einer Genehmigungsfrist durch das Bundeswirtschaftsministerium geplatzt.
Inzwischen habe der taiwanesische Chip-Zulieferer einem Bericht zufolge aber seine Meinung offenbar geändert und wolle das Ziel noch nicht aufgegeben, sagte ein Börsianer. Eine neue Offerte werde nun nicht mehr ausgeschlossen.
WACKER CHEMIE sucht neuen Käufer für Siltronic-Anteile
Der Siltronic-Großaktionär WACKER CHEMIE sucht einen neuen Käufer für seinen 31-Prozent-Anteil an dem Münchner Halbleiter-Zulieferer. Die milliardenschwere Übernahme von Siltronic durch den Konkurrenten Globalwafers in Taiwan war in der Nacht zum Dienstag gescheitert. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Frist für die notwendige Genehmigung verstreichen lassen.
WACKER CHEMIE-Vorstandschef Christian Hartel sagte am Dienstag, er bedaure die Entscheidung des Wirtschaftsministeriums. Der Zusammenschluss wäre "im besten Interesse nicht nur der beiden Unternehmen, sondern auch der deutschen und europäischen Halbleiterindustrie gewesen". Dadurch wäre "ein führender Anbieter der Industrie mit starken europäischen Wurzeln entstanden".
WACKER CHEMIE wolle seine Beteiligung an Siltronic weiter abgeben. Dabei stehe sein Konzern aber nicht unter Zeitdruck, sagte Hartel. Siltronic sei "technologisch hervorragend aufgestellt und arbeitet sehr profitabel".
Siltronic stellt seine Jahresbilanz 2021 am Mittwoch vor. Globalwafers hatte den Aktionären im Zuge der Übernahmepläne rund 4,4 Milliarden Euro geboten. Mehr als 70 Prozent der Anteilseigner hatten bereits zugesagt. Siltronic stellt Siliziumscheiben für Halbleiter und Mikrochips her, beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter und produziert unter anderem im sächsischen Freiberg. Das größte Werk steht in Singapur, eine neue Fabrik für zwei Milliarden Euro ist dort in Bau.
Globalwafers scheitert nach Siltronic-Schlappe auch vor Gericht
Der taiwanische Chip-Zulieferer Globalwafers ist vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, eine Genehmigung der Übernahme des Münchner Elektronikunternehmens Siltronic zu erzwingen. Das Verwaltungsgericht Berlin hat den Eilantrag von Globalwafers abgewiesen, wie das Gericht am Dienstag mitteilte, ohne die Namen der beteiligten Unternehmen zu nennen.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die außenwirtschaftliche Genehmigung für die Übernahme nicht erteilt. Da Globalwafers dies schon vor über einem Jahr beantragt hatte, warf das Unternehmen dem Bundeswirtschaftsministerium Untätigkeit vor. Laut Gericht können nach Außenwirtschaftsverordnung sowohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung als auch eine Freigabeentscheidung als erteilt gelten, wenn die Behörde für einen bestimmten Zeitraum untätig geblieben ist.
Diesen Hebel ließ das Verwaltungsgericht jedoch im Fall Siltronic nicht gelten. Der Fall werfe schwierige Rechtsfragen auf, die in der sehr kurzen Zeit nicht geklärt werden könnten, hieß es in der Mitteilung. Die Verwaltungsrichter beriefen sich dabei auf die Sorge, dass die öffentliche Sicherheit durch die Übernahme gefährdet sein könnte.
Siltronic-Chef trotzt gescheiterter Übernahme: 'Sind guter Dinge'
Trotz der gescheiterten Übernahme durch den taiwanischen Konkurrenten Globalwafers blickt der Siltronic-Chef optimistisch in die Zukunft. "Siltronic steht besser da als zuvor", sagte Christoph von Plotho der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwochausgabe). Das Marktumfeld sei sehr positiv, "wir arbeiten unter Volllast und sind guter Dinge". Man habe mit Kunden Lieferverträge über mehrere Milliarden Euro.
Einem möglichen neuen Angebot seitens Globalwafers steht der Chef des Halbleiterzulieferers deshalb auch selbstbewusst gegenüber: "Das hängt vom Inhalt des Angebotes ab. Es hat sich viel geändert. Wafer sind knapp und Preise steigen", sagte er. Man baue derzeit eine riesengroße Fabrik in Singapur und sei technologisch stärker als Globalwafers."Ein unverändertes Angebot ist aus heutiger Sicht wenig attraktiv", sagte er. Die milliardenschwere Übernahme des Münchner Waferherstellers Siltronic durch den taiwanischen Konkurrenten war in der Nacht zu Dienstag an der fehlenden Genehmigung aus dem Bundeswirtschaftsministerium gescheitert.
/hrz/DP/zb
BERLIN (dpa-AFX)
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