Konkurs |
10.01.2024 17:00:00
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SIGNA-Gruppe weiter im Zerfall - Insolvenz der Hospitality GmbH bekanntgegeben
Die SIGNA REM Transactions fungierte als Service-Gesellschaft innerhalb der SIGNA Real Estate-Gruppe und erbrachte für die SIGNA Prime Selection AG, die SIGNA Development Selection AG sowie deren jeweiligen Konzerngesellschaften Leistungen im Zusammenhang mit Akquisitionen und Verkäufen. Betroffen vom Konkursverfahren sind wie bereits am Montag bekannt gegeben rund 25 Dienstnehmer und 41 Gläubiger. Die Verbindlichkeiten hat das Unternehmen mit 5,4 Mio. Euro beziffert.
Bei der SIGNA Hospitality liegen die Aktiva bei 174.000 Euro. Eine Fortführung des Unternehmens ist nicht geplant, teilten die Gläubigerverbände AKV und KSV1870 am Mittwoch mit. SIGNA Hospitality hat der Schließung bereits im Konkursantrag zugestimmt. Neben den zwei Mitarbeitern sind auch 12 Gläubiger von der Pleite betroffen. Die SIGNA Hospitality war für die Konzeption und Entwicklung von Immobilienprojekten sowie für Akquise im Bereich Hotelprojekte zuständig. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der SIGNA Real Estate Management, die wiederum eine Tochter der SIGNA Prime ist.
Bei der SIGNA Holding dürfte indessen die Fortführung des Betriebs vorerst gesichert sein. Von den 3 Mio. Euro, die Rene Benko hierfür bereits im Dezember zugesichert hat, seien bereits zwei Drittel, also 2 Mio. Euro, abgerufen und bezahlt worden, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung des Insolvenzverwalters der SIGNA-Holding.
Zudem läuft die Verwertung des nicht erforderlichen Anlage- und Umlaufvermögens der Holding weiter. Derzeit wird Büro-Inventar aus dem Teilbetrieb der SIGNA Holding im Wiener Palais Harrach versteigert. Der Verkehrswert des gesamtem Inventars liegt laut einem Gutachten bei 2,8 Mio. Euro, derzeit wird aber nur ein Teil dessen über die Auktionsplattform Aurena angeboten.
Benkos Hochglanzreich SIGNA Prime Selection vergilbt insolvenzbedingt
Die SIGNA Prime Selection packte schon marketinggerecht in ihren Namen, was sie im Benko-Firmenkonstrukt darstellen sollte: Die Créme de la Créme der SIGNA-Immobilien als größte SIGNA-Gesellschaft in diesem Bereich. Doch auch diese Hochglanzgesellschaft ist nun insolvent. Zur Prime Selection gehören beispielsweise das Goldene Quartier mit dem Luxushotel Park Hyatt, das Kunstforum und das derzeit als Rohbau dastehende Möchtegern-Luxuskaufhaus Lamarr in Wien.Das "Gross Asset Value", also die Summe der Immobilienwerte, wurde auf der Homepage zuletzt mit 20,4 Milliarden Euro angegeben. In Medienberichten war jedoch von teils deutlich überbewerteten Immobilien die Rede - etwa in Berlin beim Upper West. Neben der ruhenden Lamarr-Baustelle in Wien steht beispielsweise auch der Bau des Wolkenkratzers Elbtower in Hamburg still. Fokus laut Firmenangaben: Investition und langfristiges Halten außergewöhnlicher Immobilien in besten Innenstadtlagen. Seit 2010 habe man sich zu einer der größten Immobiliengesellschaften Europas entwickelt. Nun kam die Pleite, in der die Fortführung mit einer Sanierung gelingen soll.
Vorstandssprecher wurde schon zuletzt der Sanierer Erhard Grossnigg. Sein Vorgänger Timo Herzberg wurde per sofort als CEO enthoben, was dieser auch bei der zweiten besonders großen SIGNA-Immobiliengesellschaft Development Selection gewesen war. Aufsichtsratsvorsitzender beider dieser Gesellschaften ist Ex-Bundeskanzler und -SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dessen Stellvertreter ist der Ex-Generaldirektor der Casinos Austria, Karl Stoss.
Herzeige-Projekte finden sich auch in deutschen Metropolen wie Düsseldorf (Carsch-Haus), München (Karstadt am Bahnhofplatz, Oberpollinger, Alte Akademie), Hamburg (Elbtower, Kaufmannshaus, Alster-Arkaden, Gänsemarktpassage) und Berlin (KaDeWe, Upper West, Karstadt Hermannplatz, P1). In kleineren Städten wie Innsbruck und Bozen gehören das Kaufhaus Tyrol bzw. das Museumsquartier am Virgl zur Prime.
In Wien ist auch der Austria Campus beim Nordbahnviertel Teil der Prime Selection. Das Meinl-Haus am Graben wurde schon zuletzt laut "trend" um angeblich 80 Mio. Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer verkauft. Auch die Postsparkasse gehört zum insolvenzbedingt momentan vergilbenden Benko-Hochglanzreich.
Die gesamte Eigentümerstruktur der SIGNA Prime Selection ist sehr verschachtelt - elf Gesellschaften mit weiteren unterschiedlichen Besitzern, die zum Teil internationalen Milliardären zuzurechnen sind -, eine wichtige Rolle spielt die Familie Benko Privatstiftung. Die Mitaktionärin SIGNA Holding hält knapp 20 Prozent und soll im Rahmen ihres bereits eröffneten Insolvenzverfahrens saniert werden. Aufgrund der gesetzlichen Darstellungspflichten rund um Privatstiftungen im Rahmen des WiEReG (Wirtschaftliche Eigentümer-Gesetz) führt der Wirtschafts-Compass bei der Prime Selection zwar Ingeborg Benko, Rene Benko, TPA-Steuerberaterin Karin Fuhrmann sowie Marcus Mühlberg als berechnete wirtschaftliche Eigentümer an. Laut TPA ist Fuhrmann aber weder mittelbar noch unmittelbar beteiligt und auch keine "berechnete" wirtschaftliche Eigentümerin. Die TPA habe auch nie SIGNA-Gesellschaften geprüft. Mühlberg ist neben Christoph Stadlhuber Geschäftsführer der bereits Ende November insolvent gewordenen SIGNA Holding.
Aus Medienberichten ging hervor, dass die SIGNA-Gruppe in den vergangenen Jahren viel Energie dahin gesteckt hat, eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden. Die Firma habe gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen innerhalb der Gruppe ganz bewusst so gestaltet, dass keine gesetzliche Konsolidierungspflicht entsteht, Unterstützerin war die Kanzlei TPA, zeigten Unterlagen, die "News" kürzlich veröffentlichte.
Zuletzt (2022) waren die Zahlen bereits tiefrot, das EGT war mit rund 1,2 Mrd. Euro negativ. Die Mitarbeiterzahl der Prime-Gruppe belief sich auf 313, nachdem es im Jahr 2021 noch 467 gewesen waren, zeigt der Wirtschafts-Compass.
bel/cri
bel/tpo
(APA)
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