Spinoff |
26.05.2020 15:16:46
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Siemens will Energiegeschäft zu 55 Prozent an Aktionäre abgeben
Von den bei Siemens verbleibenden 45 Prozent sollen 9,9 Prozent an den Pensionsfonds übertragen werden, die restlichen 35,1 Prozent will Siemens innerhalb von 12 bis 18 Monaten "deutlich" abschmelzen - und dabei Kasse machen. Genauer wollte sich das Unternehmen dazu nicht äußern. Damit ist offen, ob Siemens langfristig mit einer Sperrminorität beteiligt bleiben wird.
Die Trennung von dem seit Jahren margenschwachen Geschäfte mit der Kraftwerkstechnik, der Stromübertragung sowie der Technik für die Öl- und Gasindustrie ist der letzte Teil der von Joe Kaeser verfolgten Strategie, Siemens durch Abspaltungen wertvoller zu machen. Der Trend zu erneuerbaren Energien hatte die Renditen im Kraftwerksgeschäft in den vergangenen Jahren gedrückt.
Genau wie der Mutterkonzern will Siemens Energy 40 bis 60 Prozent des jährlichen Überschusses als Dividende auszahlen. Für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr ist jedoch noch keine Ausschüttung zu erwarten.
Siemens Energy beschäftigt - inklusive dem Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa - weltweit 91.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete auf Pro-forma-Basis im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 28,8 Milliarden Euro Umsatz ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBITA) von 1,3 Milliarden Euro. Das entspricht einer operativen Marge von gerade einmal 4,5 Prozent
Der Konzern geht mit einem Auftragsbestand von 77 Milliarden Euro (per Ende September) und einer Eigenkapitalquote von fast 38 Prozent an den Start. Finanziell ist Siemens Energy gut ausgestattet. Nach der Tilgung von Verbindlichkeiten über 4,1 Milliarden Euro werden Ende September rund 2,1 Milliarden Euro in der Kasse sein. Zusätzlich verfügt die neue Tochter, die von dem früheren Linde-Manager Christian Bruch geführt wird, über eine Kreditlinie von 3 Milliarden Euro. Damit sei das neue Unternehmen ausreichend mit Geld und Liquidität versorgt, um bei den Ratingagenturen eine Investmentgrade-Bewertung zu bekommen, heißt es in der Mitteilung.
Mit der konzerninternen Ausgliederung der Geschäfte mit der Kraftwerkstechnik, der Stromübertragung sowie der Technik für die Öl- und Gasindustrie hat Siemens bereits wesentliche Voraussetzungen für den Spinoff erbracht. Siemens Energy hält auch die 67-prozentige Beteiligung am Windkrafthersteller Siemens Gamesa mit Sitz in Bilbao. Die Kosten für Carve-out und Spin-off veranschlagt Siemens mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Alleine 110 Millionen Euro dürfte dabei die Börsennotierung kosten. Demgegenüber wird ein steuerlicher Ertrag stehen, der bislang aber noch nicht beziffert wurde.
Verbindungen zwischen Siemens und Siemens Energy wird es auch weiter geben. So nutzt das Tochterunternehmen in erheblichem Maße Dienstleistungen der Konzernmutter - rund 330 Millionen Euro werden hier jährlich fällig. Ferner werden Lizenzgebühren für den Markennamen fällig, die sich an Umsatz und Ergebnis orientieren und im laufenden Geschäftsjahr wohl einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag ausmachen werden. Ferner kann Siemens Energy bei der Refinanzierung auf die Dienste und Konditionen von Siemens Financial Services zurückgreifen, muss dies aber nicht.
Allerdings wird der Mutterkonzern keinen beherrschenden Einfluss mehr auf das Energiegeschäfts ausüben. Dazu wurde ein Entherrschungsvertrag geschlossen, der zum Zeitpunkt des Spin-offs wirksam wird. Überdies stellt München maximal 3 von 10 Aufsichtsratsvertretern der Kapitalseite. Den Vorsitz des Kontrollgremiums wird der scheidende Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser übernehmen. Überdies wurden so bekannte Personen wie der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel und die Präsidentin der Autolobby VDA, Hildegard Müller, für den Aufsichtsrat gefunden.
Unklar ist bislang, wo der Vorstand sein Hauptquartier aufschlägt. Berlin und München sind hier in der engeren Wahl. Jursitisch sitzt das Unternehmen in München. Der neue Konzern gilt als möglicher Aspirant für eine Notierung mindestens im MDAX. Der anfängliche Streubesitz liegt bei knapp 65 Prozent.
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