Problem-Tochter |
18.05.2022 18:06:00
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Siemens Gamesa-Aktie ziehen kräftig an: Siemens Energy will Siemens Gamesa komplett übernehmen - Auch andere Energietitel gesucht
Wie das im MDAX notierte Unternehmen am Mittwochvormittag kurz nach Börsenbeginn in München mitteilte, erwägt das Management ein Kaufangebot in bar. Im Anschluss könnte die Tochter Siemens Gamesa dann von der Börse genommen werden. Offen sei indes das Ergebnis dieser Überlegungen. Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Zudem gebe es keine Gewissheit, ob es zu einem Deal kommen werde oder nicht, hieß es weiter.
Siemens Energy besitzt bereits gut zwei Drittel der Gamesa-Anteile, das Unternehmen mit Hauptsitz in Spanien wird bisher an der Börse mit etwa 9,6 Milliarden Euro bewertet. Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine mögliche Übernahme. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte wenige Stunden zuvor unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen über entsprechende Überlegungen berichtet.
Mit einer Komplettübernahme will Siemens Energy ein neues Kapitel aufschlagen und die andauernden Probleme bei der Windkraft-Tochter nun in eigener Regie lösen. Denn in den vergangenen Monaten war Siemens Energy infolge der anhaltend schwachen Entwicklung der Tochter in Mitleidenschaft gezogen worden.
Für die Aktionäre dürfte bei dem Vorhaben laut dem Bloomberg-Bericht eine kleine Prämie anfallen, das durchschnittliche Kursziel von Analysten lag zuletzt bei etwas über 18 Euro. Seit Jahresbeginn hatte die Aktie bis dato ein Drittel an Wert eingebüßt.
Siemens Energy hatte seine Prognose infolge der anhaltend schwachen Entwicklung bei Gamesa vergangene Woche nach unten geschraubt. Umsatz und operatives Ergebnis dürften nun am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen ausfallen, hieß es. Unter dem Strich erwartete das Management um Konzernchef Christian Bruch anhaltend hohe Verluste. "Die Situation bei Gamesa hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft", sagte Bruch. Zum vierten Mal in Folge hatte Gamesa das Quartalsergebnis der Mutter verdorben.
Turbinenhersteller müssen sich derzeit auf steigende Kosten für Energie, Stahl und Kupfer gefasst machen. Die anhaltenden Lieferengpässe zermürben die Profitabilität. Im spezifischen Fall von Siemens Gamesa sollen Preiserhöhungen und eine selektive Auswahl von Aufträgen helfen. Zudem sollen die Probleme mit der neuen Landturbine 5.X angegangen werden, die offenbar noch tiefergehend sind als zunächst vermutet, wie der erst seit Anfang März amtierende Konzernchef Jochen Eickholt zuletzt sagte.
Siemens Gamesa-Aktie steigt kräftig
Gamesa-Aktien gewannen in Madrid letztlich 12,6 Prozent auf 15,91 Euro, nachdem die Aktien zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt worden waren. Die Aktien von Siemens Energy legten im XETRA-Handel um 1,34 Prozent auf 17,03 Euro zu. Wegen Lieferkettenproblemen, hoher Kosten sowie anhaltender Probleme mit ihrer neuen Land-Turbine war Siemens Gamesa zuletzt in die Verlustzone gerutscht. Auch die Aktien des Windkraft-Anlagenbauers bekamen das zu spüren. Seit dem Rekordhoch von über 39 Euro im Januar 2021 hatte der Kurs zuletzt um bis zu zwei Drittel nachgegeben. Im laufenden Jahr steht auch nach dem Kurssprung an diesem Mittwoch noch ein Verlust von einem Viertel zu Buche.
Ein neuer Impuls für die Windkraft-Branche und speziell Gamesa könnte am Nachmittag von einem in Dänemark anstehenden europäischen Windenergie-Gipfel kommen. Auf diesem soll es um den Ausbau der Windenergie in der Nordsee gehen. In Medienberichten ist die Rede davon, dass Dänemark, Deutschland, Belgien und die Niederlande das Ziel formulieren könnten, bis 2050 eine Kapazität von 150 Gigawatt aufzubauen. Siemens Gamesa ist nach eigenen Angaben globaler Marktführer im Bereich der Hochsee-Windkraft.
Laut dem JPMorgan-Experten Akash Gupta ist Siemens Energy dazu bereit, einen "kleineren Bewertungsaufschlag" zu zahlen. Möglich sei, dass die Offerte in der kommenden Woche auf dem ersten Kapitalmarkttag seit der Abspaltung von Siemens bekannt gegeben wird. "Es wäre ein viel spekulierter Zug, um den strauchelnden Windturbinen-Hersteller wieder in die Spur zu bringen", sagte ein Händler. Eine Übernahme mache strategisch Sinn für Siemens Energy. Er glaubt, dass solch ein Schritt auch dem Energietechnikkonzern etwas Auftrieb verleihen kann.
Gamesa-Übernahmepläne treiben ganze Energiebranche an
Aktien aus dem Bereich Erneuerbarer Energien sind am Mittwoch der generell guten Branchenstimmung in Europa gefolgt. Fantasie für langfristige Windkraftziele auf hoher See und ein Milliardenplan der EU für die Unabhängigkeit von russischer Energie galten als Treiber. Hinzu kommt, dass von Siemens Energy eine Komplettübernahme von Siemens Gamesa geplant wird.
In Deutschland zogen Aktien des Gamesa-Wettbewerbers Nordex um letztlich um 1,26 Prozent auf 11,67 Euro an. Jene des Solar- und Windpark-Betreibers ENCAVIS gewannen 3,28 Prozent auf 19,99 Euro und RWE verbuchte ein Kursplus von 3,15 Prozent auf 42,55 Euro. Aktien des Energiekonzerns erreichten das höchste Kursniveau seit 2011.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen präsentierte am Mittwoch einen Plan, um unabhängiger von russischer Energie zu werden und die Energiewende zu beschleunigen. Nach Einschätzung der EU-Kommission müssen zu diesem Zweck bis 2030 bis zu 300 Milliarden Euro investiert werden. Von der Leyen schlug vor, das Energiesparziel bis dahin von 9 auf 13 Prozent und den Anteil erneuerbarer Energien dann von 40 Prozent auf 45 Prozent zu erhöhen.
Von der Leyen ist anlässlich eines europäischen Gipfels in Dänemark. Dort geht es auch um den Ausbau der Windenergie in der Nordsee. In Medienberichten ist die Rede davon, dass Dänemark, Deutschland, Belgien und die Niederlande auf dem Gipfel das Ziel formulieren könnten, bis 2050 eine Offshore-Kapazität von 150 Gigawatt aufzubauen.
Siemens Gamesa gilt im Bereich der Windkraft auf hoher See als Marktführer, auch dies könnte am Mittwoch positiv auf die Aktie wirken. Mit Blick auf Nordex sagte ein Händler aber, der deutsche Konzern habe kaum Offshore-Geschäft. Außerdem wären solche Pläne sehr längerfristig zu sehen, betonte er.
MÜNCHEN / FRANKFURT(dpa-AFX)
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