Steigende Unsicherheit |
11.05.2022 16:06:00
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Siemens Energy-Aktie fällt: Siemens Energy mit vorsichtigerem Ausblick
An der Börse kamen die Nachrichten von Siemens Energy schlecht an.
Die endgültigen Resultate des Energietechnikkonzerns zum zweiten Geschäftsquartal hätten nicht überrascht, kommentierte Analyst Simon Toennessen von Jefferies. Gleichwohl peilten das Geschäftsfeld Gas and Power (GP) und auch der Konzern insgesamt nunmehr nur das untere Ende der Prognosespannen für das Gesamtjahr an. Die Markterwartung für das operative Ergebnis von GP könnte deutlich sinken.
"Die Situation bei Gamesa hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft", sagte Siemens-Energy-Chef Bruch. Man arbeite eng zusammen, um die Situation zu verbessern. Das hat auch personell einen immer stärkeren Niederschlag. Nachdem Anfang März mit Jochen Eickholt ein ehemaliger Vorstand aus München den Chefsessel bei Siemens Gamesa übernahm, gibt es dort seit vergangener Woche mit dem neuen Chief Operating Officer Tim Dawidowsky einen weiteren Topmanager, der von Siemens Energy kommt.
Eickholt zufolge sei die Lage schwieriger als gedacht, sagte Bruch in einer Telefonkonferenz. Dennoch bekannte er sich zum Windkraftgeschäft als wichtigem Wachstumsmarkt - und zwar sowohl zum solide laufenden Geschäft mit Anlagen auf dem Meer als auch zum problematischen Bereich mit Windrädern an Land. "Alles, was wir im Moment sehen, sind Probleme, die man lösen kann", betonte er.
Siemens Energy wird nun für das Gesamtjahr vorsichtiger: Für Umsatz und Gewinnmarge erwartet der Konzern nur noch Ergebnisse am unteren Rand seiner bisherigen vorhergesagten Spannen. Siemens Energy hat bislang eine vergleichbare Umsatzentwicklung von minus zwei bis plus drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht gestellt, dazu eine bereinigte operative Marge (Ebita) von zwei bis vier Prozent. Und unter dem Strich haben sich die Aussichten klar verschlechtert: Vor drei Monaten hatte Siemens Energy noch auf eine deutliche Verbesserung gehofft. Nun erwartet das Unternehmen einen Verlust auf Vorjahresniveau - also im Bereich um 560 Millionen Euro.
Die auf Energieübertragung sowie Technik und Service für konventionelle Kraftwerke ausgerichtete Sparte Gas and Power lieferte dagegen erneut solide Zahlen ab. Dies sei trotz heftigen Gegenwinds gelungen, lobte Bruch. Dabei legte die Sparte bei allen Kennziffern zu. Allerdings bekommt der Bereich die Auswirkungen des Krieges Russlands in der Ukraine zu spüren. Gas and Power hat sein Neugeschäft in Russland zu Beginn des Krieges gestoppt. Für das Gesamtjahr rechnet Siemens Energy mit Umsatzverlusten von etwa 300 Millionen bis 400 Millionen Euro. Den fehlenden Ergebnisbeitrag sieht Bruch im hohen zweistelligen bis gering dreistelligen Millionenbereich.
Die bereits im April vorgelegten vorläufigen Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende September) für den Konzern bestätigte Siemens Energy. So sank der Umsatz auf vergleichbarer Basis, also ohne Währungs- und Portfolioeffekte, um 1,7 Prozent und belief sich auf knapp 6,6 Milliarden Euro. Nominal erreichte der Konzern ein leichtes Plus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) rutschte mit einem Fehlbetrag von 77 Millionen Euro in den roten Bereich, nachdem im Vorjahresquartal noch ein operativer Gewinn von 197 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte. Unter dem Strich stand ein Verlust von 252 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch 31 Millionen Euro betragen. Dabei habe es "erste geringfügige" negative Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gegeben, hieß es.
So reagiert die Siemens Energy-Akite
Die Aktien von Siemens Energy haben am Mittwoch nach Zahlen deutlich nachgegeben. Mit einem Abschlag von 3,09 Prozent bei 16,17 Euro blieben sie auf der Jagd nach Negativrekorden: 15,67 Euro bedeuteten im Tagestief den niedrigsten Stand seit der Abspaltung von Siemens 2020. Der Energietechnikkonzern wird für das laufende Geschäftsjahr vorsichtiger wegen Problemen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa und dem schwierigen Marktumfeld.
Es ist das zweite Mal allein in diesem Geschäftsjahr, dass Siemens Energy bei der Prognose zurückrudern muss. Die Gamesa-Probleme sind schon länger bekannt, die Papiere der Tochter kamen am Mittwoch denn auch mit einem Abschlag von 1,6 Prozent weniger stark unter Druck. Sie bewegen sich mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit März 2020. Die andere große Sparte Gas and Power habe im zweiten Quartal die zuvor bereits angedeutete Stärke gezeigt, urteilte Andreas Willi von JPMorgan.
Durchaus kritisch äußerte sich derweil aber der Jefferies-Experte Simon Toennessen zu Gas and Power, dem robusten Gegenpol zu Gamesa. Die Kraftwerkssparte peile nun genauso wie der Gesamtkonzern nur noch "Ergebnisse in Richtung des unteren Endes der jeweiligen Prognosespanne" an, hob er hervor. Der Grund dafür seien das Russland-Geschäft und Lieferkettenprobleme. Laut dem Experten könnten die Markterwartungen für das operative Ergebnis der Sparte damit deutlich sinken.
/nas/ruc/mne/stk
MÜNCHEN/BERLIN (dpa-AFX)
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