27.10.2021 20:45:00

Schramböck sieht "keine Alternative" zum "Chips Act" der EU

Österreichs Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat sich nach einem Arbeitsbesuch bei EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Berlin am Montag und einem Treffen mit EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton am Mittwoch für den von der EU geplanten "Chips Act" zur Stärkung der strategischen Unabhängigkeit im Bereich der Halbleiter stark gemacht. "Es gibt keine Alternative", sagte sie angesichts des globalen Chipmangels.

Sie habe heute die österreichischen Forderungen zum "Chips Act" Breton übergeben, denn es gelte die heimische Industrie in diesem Kontext zu positionieren. Laut Schramböck soll die europäische Produktion mit einer zweigleisigen Strategie wiederbelebt werden: Mit einer Stärkung jener Chips, die bereits produziert werden, aber als zweiten Punkt durch einen "sehr raschen Einstieg in die kleinen Nanometer-Chips" - und das wären "zwei Schritte, die durchaus zeitlich miteinander in Verbindung stehen müssen". Es geht hier um jene fünf bis sieben Nanometer dünnen Chips, die für Massenprodukte notwendig, aber derzeit Mangelware sind.

Um bei letztgenannten Unterfangen erfolgreich zu sein, müssten aber auch die Beihilferegeln für die IPCEI-Projekte ("Important Project of Common European Interest") in der EU flexibler werden und eine Ko-Finanzierung ermöglichen. Die Firmen für diese Chips seien alle verschwunden, "wir müssen jetzt dahin gehend unterstützen, dass die Produktion wieder zurückkehrt", also eine Anschubfinanzierung sicherstellen. "Ich sehe das nicht als Protektionismus", so Schramböck. Es bestehe "keine Reziprozität" was den Zugang von beispielsweise chinesischen Firmen zum europäischen Markt betrifft, es gelte hier die Naivität abzulegen. Am Ende gelte: "Von Dienstleistungen alleine kann Europa nicht leben, wir müssen in den Spitzentechnologien vorne sein". Vorstellbar sei etwa ein Konsortium mit Firmen aus Taiwan oder den USA, "um die nächsten technologischen Schritte zu gehen".

Der Mangel an Halbleitern sei bereits vor der Corona-Pandemie eine Tatsache gewesen, und von dieser dann wie "von einem Turbo" weiter angefacht worden . Ohne Chips, dem "Öl des 21. Jahrhunderts", werde es nicht nur keine Haushaltsgeräte oder Smartphones geben, sondern auch keine automatisierte Fertigung, künstliche Intelligenz und selbst das Gesundheitswesen wäre von einer Abwesenheit der Siliziumplättchen betroffen. Forschung und Entwicklung (F&E) würden im Halbleitersegment zwar eine wesentlich Rolle spielen und Europa müsse hier vorne dabei sein, aber F&E alleine sei nicht genug: "Wir haben einen Fehler gemacht, die Produktion in den 80er- und 90er-Jahren auszulagern", sagte Schramböck, die damals in ihren Führungsfunktionen bei IT-Unternehmen wie Alcatel, NextiraOne und Nachfolger Dimension Data Austria diese Veränderungen selbst miterlebt hat. Gegenwärtig sehe man die negativen Effekte in der Automobilbranche und anderen Bereichen. "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Lieferketten funktionieren", - das könne wie jetzt eine Pandemie sein, oder zukünftig etwa Auswirkungen des Klimawandels.

In Österreich habe man die "Hausaufgaben" gemacht, so Schramböck unter Hinweis auf "Silicon Alps", den Mikroelektronik-Cluster in Kärnten und der Steiermark. Auch beim EU-Projekt "Important Project of Common European Interest" (IPCEI) sei man rechtzeitig aufgesprungen. Österreich ist im Bereich Mikroelektronik mit drei, und sechs Unternehmen am IPCEI Batteries beteiligt. "Einzigartig in Europa" seien die beiden Werke von AT & S in der Steiermark und Infineon in Villach in Kärnten.

Kritisch beobachtet Schramböck indes die Fusion des deutschen Zulieferers Siltronic mit seinem taiwanischen Rivalen GlobalWafers wie auch die Veräußerung des britischen Chipdesigners Arm Holdings an den US-Grafikkartenspezialisten Nvidia. Beides bedeute eine weitere Schwächungen der europäischen Position.

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(APA)

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