Laborausrüster |
19.10.2022 17:53:00
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Sartorius-Aktie tiefrot: Im 3. Quartal verfehlt Sartorius die Erwartungen leicht - Warburg Research belässt Sartorius auf 'Buy'
An der Börse vertrieb der gedämpftere Ausblick die Anleger: Nach zuvor deutlicher Kurserholung rutschten die Sartorius-Vorzüge zur Wochenmitte im XETRA-Handel auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli ab. Als DAX-Schlusslicht notierten sie letztlich 18,49 Prozent tiefer bei 315,70 Euro. Auch die Papiere der französischen Tochter Sartorius Stedim Biotech gaben an der EURONEXT in Paris um 16,71 Prozent auf 290,00 Euro nach.
Der Konzern hatte durch die Pandemie eine rund zweijährige Sonderkonjunktur erlebt und die Aktie war daher auch bei den Investoren lange gefragt gewesen. Doch inzwischen lässt der Corona-Rückenwind nach, vom noch im Dezember 2021 erreichten Rekord bei 631,60 Euro ist die Aktie inzwischen mit rund 330 Euro weit entfernt.
Ein Händler bemängelte nunmehr das gedämpftere Umsatzziel, zudem erschienen Umsatz und Auftragseingang "einen Hauch" geringer als erwartet, wie er sagte. Analyst Odysseas Manesiotis von der Privatbank Berenberg schrieb, der Umsatz habe bereinigt um Währungseffekte ebenso wie der Gewinn je Aktie die Erwartungen verfehlt.
Grund für die vorsichtigere Umsatzprognose ist die Biotechnologiesparte. Nach dem Boom durch Corona normalisiere sich die entsprechende Nachfrage dort zügig, hieß es von Sartorius. Entsprechend lag der Auftragseingang im vergangenen Quartal in der Sparte unter dem Vorjahreswert, konzernweit bedeutete das ein Minus um 14 Prozent auf 952 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr war die Nachfrage nach Sartorius-Produkten noch stark durch Hersteller von Corona-Impfstoffen angetrieben worden. Zudem hatten Kunden ihr Bestellverhalten geändert und gleich größere Aufträge vergeben und weiter im Voraus platziert als üblich. Nun bauten die Kunden ihre Lagerbestände wieder ab, erläuterte Konzernchef Joachim Kreuzburg in einer Videokonferenz mit Journalisten. Auch die Lieferzeiten normalisierten sich nach Angaben des Managers.
Für das hauptsächlich unter dem Dach von Sartorius Stedim Biotech betriebene Biotechnologiegeschäft dämmte der Konzern das Umsatzziel daher ebenfalls auf den unteren Bereich der Spanne ein. Bereits zum Halbjahr war der Vorstand zurückgerudert - statt wie im Vorjahr rund eine halbe Milliarde Euro aus coronabezogenem Geschäft wird für 2022 nur noch mit der Hälfte der Einnahmen gerechnet.
Abseits der Pandemie brummen die Geschäfte der Göttinger jedoch. Vor allem der Bereich der Bioanalytik sei zuletzt sehr stark gelaufen, hieß es. Und auch im Laborgeschäft mit Produkten wie etwa Pipetten und Waagen läuft es zurzeit rund, weshalb der Konzern sich hier mittlerweile ein Wachstum am oberen Ende der 2022er-Zielspanne zutraut. Insbesondere in den USA entwickele sich das Segment "erfreulich dynamisch", erläuterte Kreuzburg.
Konzernweit kletterte der Umsatz somit von Juli bis September im Vorjahresvergleich um gut 17 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro, wozu auch Übernahmen in gewissem Maße beitrugen. Positive Wechselkurseffekte bei der Umrechnung in Euro begünstigten das Wachstum deutlich, währungsbereinigt betrug das Umsatzplus noch rund neun Prozent. Die pandemiebedingten Beschränkungen in China sowie Einschränkungen im Russland-Geschäft hätten das Wachstum hingegen in nur geringem Umfang beeinträchtigt.
Der Konzern profitiert aktuell nach eigenen Angaben von einer sehr innovativen Phase in der Pharmaindustrie, in der neue wissenschaftliche Ansätze wie etwa Gen- und Zelltherapien oder die mRNA-Technologie die Nachfrage antreiben. Sartorius hat deshalb in den vergangenen Jahren sein entsprechendes Produktportfolio stetig durch Übernahmen verbreitert. Allein in diesem Jahr sind drei neue Unternehmen hinzugekommen. "Wir schauen uns auch weiterhin nach Gelegenheiten für Zukäufe um", betonte Kreuzburg. Finanziell bleibe der Konzern trotz eines zuletzt durch den Zukauf der britischen Firma Albumedix gestiegenen Verschuldungsgrads gut ausgestattet.
Unterdessen sind die in vielen Branchen noch immer anhaltenden Lieferkettenprobleme bei Sartorius zwar ein Thema, bremsen aber kaum: "Unsere Teams haben zwar alle Hände voll zu tun, Knappheiten auszubügeln, das gelingt aber", sagte Kreuzburg. Zudem habe Sartorius bei kritischen Vorprodukten bereits 2020 die Lager deutlich aufgestockt, und die Bestände seien noch hoch. Auch auf eine mögliche Gasknappheit hat sich der Konzern durch die Umstellung seiner Systeme auf Öl vorbereitet, auch profitiere Sartorius noch von längerfristigen Preisvereinbarungen. Steigende Energiekosten fielen daher bisher nur mäßig ins Gewicht.
Seine Ergebnisse konnte der Konzern somit im vergangenen Quartal weiter verbessern: Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) erhöhte sich um knapp 14 Prozent auf 354 Millionen Euro, und der auf die Aktionäre entfallende Überschuss zog um 45 Prozent auf zirka 154 Millionen Euro an. Die operative Marge sank zwar um mehr als einen Prozentpunkt auf 33,6 Prozent, liegt damit aber noch im Rahmen der beibehaltenen Profitabilitätsziele für das Gesamtjahr. Sartorius peilt für 2022 eine Marge von rund 34 Prozent an, und damit in etwa das Vorjahresniveau.
Warburg Research belässt Sartorius auf 'Buy' - Ziel 471 Euro
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für Sartorius (Sartorius vz) nach Zahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 471 Euro belassen. Auf den ersten Blick sei es ein solides drittes Quartal gewesen, schrieb Analyst Michael Heider in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Auftragseingänge seien aber noch gedämpft im Vergleich zum extrem starken Vorjahreswert.
FRANKFURT (Dow Jones) / HAMBURG / GÖTTINGEN (dpa-AFX)
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