Polyplus |
31.03.2023 16:32:00
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Sartorius-Aktie deutlich im Minus: Geschäft mit Gentherapie-Technologie wird durch Milliardenübernahme gestärkt
Laut Mitteilung erhält der Mutterkonzern Sartorius zur Finanzierung der Transaktion für eine Übergangsphase einen Brückenkredit von der US-Investmentbank JPMorgan. Die Mittel werden zur Tochter weiter gereicht. Geplant sei, diesen Kredit durch langfristige Finanzinstrumente zu refinanzieren, hieß es weiter. Hierzu könne auch eine Eigenkapital-Komponente auf der Ebene der Stedim gehören, hieß es aus dem Unternehmen auf Anfrage. Zum möglichen Zeitplan gab es keine Informationen.
Eine mögliche Kapitalerhöhung droht, den auf die Aktionäre anfallenden Gewinn zu verwässern. Die Finanzierung solcher großen Übernahmen durch eine Kapitalerhöhung ist indes nicht unüblich. Wenn das Wachstumskalkül des Managements aufgeht, könnte die Anteilsverwässerung langfristig mehr als wettgemacht werden. Dazu stehen die Chancen gut, denn Sartorius zielt mit seiner Übernahme auf ein wachsendes Segment. Zell- und Gentherapien kommen zunehmend etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten zum Einsatz und gelten als Hoffnungsträger für viele Patienten. Experten sehen hier in den kommenden Jahren und Jahrzehnten viel Potenzial. Zudem sei Polyplus in seinem Bereich führend, sagte ein Sartorius-Sprecher.
Das französische Unternehmen wächst den Angaben zufolge stark. Für 2023 wird mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet und mit einer "sehr hohen" Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).
Polyplus mit Sitz in Straßburg beschäftigte zuletzt rund 270 Mitarbeiter und unterhält neben Frankreich Standorte in Belgien, den USA und China. Es entwickelt und produziert wichtige DNA- und RNA-Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren, die wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt werden.
"Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hoch komplementär zu unserem Portfolio, insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien", hieß es von Sartorius.
Der DAX-Konzern übernimmt das französische Unternehmen von Privatinvestoren, zu denen die Beteiligungsgesellschaften Archimed und die WP GG Holdings IV B.V. von Warburg Pincus gehören. Die Übernahme steht wie üblich noch unter dem Vorbehalt der Regulierungsbehörden. Deren Genehmigung vorausgesetzt, peilt Sartorius den Abschluss des Zukaufs für das dritte Quartal an.
So reagiert die Sartorius-Aktie
Die angekündigte Übernahme des französischen Unternehmens Polyplus gefällt den Anlegern von Sartorius am Freitag wegen einer damit womöglich verbundenen Kapitalerhöhung zunächst nicht. Am Freitag verlieren die im DAX gelisteten Vorzugsaktien des Laborausrüsters zeitweise 4,49 Prozent auf 391,10 Euro. Dies machte sie zum Schlusslicht im deutschen Leitindex DAX. Im Verlauf hatten sie mit 377,30 Euro ein Tief seit dem 10. Januar erreicht.
Für den französischen Anbieter von Technologien für Zell- und Gentherapien wurde ein Kaufpreis von etwa 2,4 Milliarden Euro vereinbart. Gestemmt wird die Übernahme über die ebenfalls börsennotierte Tochtergesellschaft Sartorius Stedim. Deren Kurs sackte in Paris noch etwas stärker um 6,7 Prozent ab. Zeitweise erreichten sie das niedrigste Niveau seit Juni 2022.
Die milliardenschwere Übernahme könnte auch mit einer Kapitalerhöhung einhergehen, die den auf die Aktionäre abfallenden Gewinn verwässern könnte. Laut Mitteilung wird der Mutterkonzern Sartorius zur Finanzierung der Transaktion für eine Übergangsphase einen Brückenkredit von JPMorgan erhalten. Geplant ist, diesen Kredit durch langfristige Finanzinstrumente zu refinanzieren. Hierzu könnte auch eine Eigenkapital-Komponente auf der Ebene der Stedim gehören, hieß es aus dem Unternehmen auf Anfrage.
Die Finanzierung solcher großen Übernahmen durch eine Kapitalerhöhung ist nicht unüblich. Wenn das Kalkül des Managements aufgeht, könnte die Anteilsverwässerung langfristig mehr als wettgemacht werden. Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan dämpfte aber in einer ersten Reaktion die Hoffnung: Perspektivisch sei der Zukauf positiv für die Aktien und strategisch mache er Sinn. Aber es werde wohl viel Zeit in Anspruch nehmen, bis die positiven Einflüsse sich bemerkbar machten.
Längerfristig betrachtet bewegt sich der Sartorius-Kurs mit aktuell 386 Euro in der Mitte seiner Spanne seit dem Ausbruch des Corona-Virus. Noch im März 2020 stand der Kurs im Tief bei 164,20 Euro, doch danach kannte die Aktie bis Ende 2021 nur den Weg nach oben. Damals wurden in der Spitze 631,60 Euro gezahlt. 2022 setzte dann aber eine Korrektur ein, die im vergangenen Sommer bei rund 300 Euro ihren Boden fand. 2023 kommt die Aktie bislang noch auf ein knappes Plus.
GÖTTINGEN (dpa-AFX)
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