Cloud-Geschäft belastet 20.01.2015 09:25:00

SAP kürzt nach Gewinnrückgang Prognosen

Es sei nicht mehr notwendig, die Gewinnspanne als Kenngröße für den Unternehmenserfolg heranzuziehen, vielmehr gehe es darum Marktanteile zu gewinnen, sagte CEO Bill McDermott am Morgen in einer Telefonkonferenz. "Wer nur auf die Marge schaut, läuft in eine Falle", so McDermott.

Grund für den Sinneswandel des SAP-Chefs ist die steigende Bedeutung des Cloud-Gechäftes, also Mietsoftware auf virtuellen Rechenzentren. Dieses Geschäft verdrängt zunehmend das klassische Geschäft des DAX-Konzerns, Software fest auf den Servern seiner Kunden zu installieren. Es war McDermott selbst, der 2012 zusammen mit seinem damaligen Co-CEO Jim Hagemann Snabe das Ziel ausgegeben hat, 2015 eine operative Marge von 35 Prozent zu erreichen. Im vergangenen Jahr wurde die Erreichung dann auf 2017 verschoben.

Aber auch dann können die 35 Prozent nach dem neusten Mittelfrist-Ausblick für 2017 nicht mehr erreicht werden. Bei einem prognostizierten Gesamtumsatz zwischen 21 und 22 Milliarden Euro müsste das Betriebsergebnis in einer Spanne zwischen 7,35 und 7,7 Milliarden Euro liegen. SAP rechnet aber nur mit 6,3 bis 7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2014 lag das Betriebsergebnis, das nicht nach IFRS-Rechnungslegungsstandards berechnet wird, bei 5,64 Milliarden Euro.

Investoren, die mit einer stets höheren Profitabilität des Software-Konzerns gerechnet haben, müssen ihre Erwartungen also zurückschrauben. Im laufenden Jahr ist sogar ein leichter Rückgang des Betriebsergebnisses möglich. SAP erwartet es in einer Spanne zwischen 5,6 und 5,9 Milliarden Euro -- 2014 wurden 5,64 Milliarden Euro erreicht.

Die Umsätze mit Geschäften aus der Cloud sollen sich 2015 indes knapp verdoppeln, und rund zwei Milliarden Euro erreichen. Nun ist das Cloud-Geschäft nicht per se unrentabler als das mit fest installierter Software. Doch es braucht vier Jahre, bis in der Cloud die Umsätze erreicht werden, die im klassischen Software-Geschäft sofort anfallen würden. Die gleiche Profitabilität wird wegen Anlaufkosten für den Bau von Rechenzentren sogar erst nach fünf Jahren erreicht. Das hemmt das Ergebnis-Wachstum von SAP über Jahre.

Auch 2020 wird die Gewinnmarge von 35 Prozent nicht erreicht werden können. Dann soll bei einem Gesamtumsatz zwischen 26 und 28 Milliarden Euro ein Betriebsergebnis zwischen acht und neun Milliarden Euro erzielt werden. Der Cloud-Umsatz soll sich in fünf Jahren vervielfachen. Waren es 2014 noch 1,1 Milliarden Euro, sollen 2020 zwischen 7,5 und acht Milliarden Euro mit Diensten aus der Cloud erzielt werden, so SAP am Dienstag.

Zum Umsatzwachstum tragen freilich auch die jüngsten Zukäufe von SAP bei. Zuletzt tätigte das Unternehmen mit dem Reisekosten-Abrechnungssystem Concur den mit 6,5 Milliarden Euro teuersten Zukauf seiner Geschichte. Dem Concur-Erwerb ging eine Reihe von Milliarden-Übernahmen voraus. 2012 kaufte SAP den Anbieter von Personalsoftware Successfactors für 3,4 Milliarden US-Dollar und die Handelsplattform Ariba für 4,3 Milliarden Dollar.

Der Trend zur steigenden Bedeutung der Cloud auf Kosten der Profitabilität zeichnet sich bereits seit geraumer Zeit ab und spiegelt sich auch um Schlussquartal 2014 wieder. So stieg der Cloud-Umsatz von SAP zwischen September und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 68 Prozent auf 349 Millionen Euro. Die Erlöse aus klassischer fest installierter Software und deren Wartung stiegen um fünf Prozent auf 4,37 Milliarden Euro. Indes ist das Neugeschäft mit klassischen Software-Lizenzen im vergangenen Quartal weiter rückläufig, es ging beim Umsatz um zwei Prozent auf 1,87 Milliarden Euro zurück. Die genannten Zahlen unterliegen dem Rechnungslegungsstandard IFRS.

   DJG/apr/kla

   Dow Jones Newswires

 

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