Strukturelles Neuland |
13.04.2021 13:03:42
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SAP-Bündnis mit Dediq für Cloud-Angebot an Finanzdienstleister
Der Walldorfer Konzern betritt damit auch strukturelles Neuland: Bislang ist er für die derzeit 25 Branchenlösungen entweder nach dem Motto "Do it yourself" oder über Partnerschaften vorgegangen. Finanzvorstand Luka Mucic sieht den Schritt indes nicht als Blaupause für weitere Sektoren. Vielmehr sollen so die "riesigen Chancen" im Markt für Finanzdienstleister optimal genutzt werden. Flexibilität, Agilität und Innovation bei klaren und einfachen Strukturen seien das Ziel. Wörtlich sprach er von der Schaffung eines "Speedboats".
Das aus rechtlichen Gründen noch namenlose Gemeinschaftsunternehmen soll auf Sicht von einigen Jahren einen an die Milliardengrenze herankommenden Umsatz erreichen und am Markt "SAP branded", aber rechtlich eigenständig auftreten. Die Einheit mit dem Projektnamen FSI für Financial Services Industry soll Experten und Produkte bündeln.
SAP will eine höhere dreistellige Zahl an Mitarbeitern von Entwicklern bis Salesleuten für einen Wechsel in die neue Einheit überzeugen. FSI soll abhängig von der kartellrechtlichen Genehmigung ab Ende des dritten Quartals aktiv werden. Bis Jahresende werde SAP als Reseller auftreten, ab Anfang 2022 soll FSI dann selbst als Verkäufer im Markt sein, sagte Mucic.
Vom Nettoertrag sollen auf Equity-Basis 20 Prozent an den Konzern fließen. Vom SAP-Umsatz mit FSI durch die Kern-Datenbankprodukte wie Business Technolgy Platform und S/4Hana werden 80 Prozent bei SAP verbucht. Derzeit macht der Konzern knapp 10 Prozent seines Gesamtumsatzes mit dem Finanzsektor. CFO Mucic ist überzeugt, dass durch rasches Wachstum und stärkere Marktdurchdringung der neuen Einheit insgesamt deutlich mehr als bisher erzielt wird.
Von den globalen IT-Ausgaben stammen rund 23 Prozent aus dem Bereich Banken/Versicherungen, sagt Dirk Kruse, Senior Vice President Service Industries bei SAP Deutschland, zur Bedeutung dieser Branche. Den weltweit adressierbaren Markt für die Produkte schätzt Matthias Tomann, geschäftsführender Partner bei Dediq, auf bis zu 200 Milliarden Dollar.
Dediq versteht sich als "Unternehmer-Investor mit Fokus auf Informationstechnologie und digitalen Unternehmen". Die Kooperation mit SAP sei auf unbestimmte Zeit angelegt, betont Tomann. Ein Exit wie bei Beteiligungsfonds stehe nicht im Fokus. Gleichwohl sei ein IPO je nach Entwicklung möglich, aber in keinem Fall kurzfristig. SAP-CFO Mucic äußerst sich in Sachen IPO noch vorsichtiger und will die Pläne zudem nicht als eine Art Verkauf des Finanzsektor-Geschäfts verstanden wissen. Für ihn gehe es um Innovation auf Basis der SAP-Technologie.
Starten wird die FSI-Einheit in 13 Kernländern wie den USA, Großbritannien, Japan und dem deutschsprachigen Raum. Strategisch ist geplant, das SAP-Portfolio für Finanzdienstleister gemeinsam ausbauen und in neue branchenspezifische Lösungen zu investieren, denn die Banken- und Versicherungsbranche befinde sich derzeit "in einem sehr raschen Wandel befindet", so SAP. Dort sei das Unternehmen bereits stark vertreten: Über 80 Prozent der 1.000 größten Banken und Versicherungen seien Kunden.
Für Mucic bildet die Partnerschaft mit Dediq einen weiteren Meilenstein in der Umsetzung der Branchen-Strategie. Die neuen Lösungen sollen sämtliche Prozesse im Banken- und Versicherungsgeschäft abdecken und helfen, die regulatorische Vorgaben zu erfüllen.
Von Hans-Joachim Koch
WALLDORF (Dow Jones)
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