Mittelfristziele |
17.05.2023 17:51:00
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SAP-Aktie fester: Cloud-Geschäft soll bis 2025 stark wachsen - SAP plant Aktienrückkauf - Kooperation mit Lidl-Mutter
Analysten äußerten sich positiv zum Ausblick, und auch ein Händler bezeichnete die Ziele als optimistisch. Zudem sei der Aktienrückkauf etwas umfangreicher als erwartet, so der Börsianer. Einige Investoren könnten allerdings auf positivere Überraschungen gehofft haben. Daher sei es durchaus denkbar, dass einige kurzfristig orientierte Anleger nach dem guten Lauf der Aktien später erst einmal Gewinne einstreichen könnten.
Am Mittwoch sind indes die Optimisten am Zug. Die Aktie stieg via XETRA letztlich um 0,71 Prozent auf 122,18 Euro, bleibt damit aber unter ihrem Jahreshoch.
Am Dienstag war es den Papieren endlich gelungen, über ihrer 21-Tage-Linie zu schließen, die den kurzfristigen Trend anzeigt. Einer Fortsetzung des Aufwärtstrends in diesem Jahr zeichnet sich damit zumindest charttechnisch gesehen ab. Dieser hatte die Aktien Ende April bis auf 124,60 Euro geführt, was nicht nur den höchsten Stand seit Anfang 2022 bedeutete, sondern auch einen Gewinn von knapp 30 Prozent im bisherigen Jahresverlauf, was einen Platz in der Spitzengruppe des deutschen Leitindex DAX bedeutet. In Sachen Börsenwert ist SAP - seit dem Wechsel des Gasekonzerns Linde an die New Yorker Börse NYSE - mit einer Marktkapitalisierung von 151 Milliarden Euro unangefochtener Spitzenreiter im DAX. Auf Platz zwei folgt mit rund 120 Milliarden Euro der Technologiekonzern Siemens.
SAP will mit dem Geld aus dem Verkauf des US-Marktforschers Qualtrics-Aktien im Wert von bis zu 5 Milliarden Euro zurückkaufen. Das Programm steht unter dem Vorbehalt, dass der Abschluss des Geschäfts mit dem Finanzinvestor Silver Lake wie geplant im zweiten Halbjahr gelingt und damit 7,7 Milliarden US-Dollar (7,1 Milliarden Euro) an Geld in die Kassen von SAP spült.
Mit einem Aktienrückkauf hatten viele Analysten bereits gerechnet, bei den neuen Zielen für 2025 ist der neue SAP-Finanzchef Dominik Asam aber etwas optimistischer als die Fachleute es auf dem Zettel hatten. Der neue Ausblick sei solide, die Kommentare des Managements rund ums Geschäft über 2025 hinaus gar optimistisch, schrieb Analyst Toby Ogg von der Bank JPMorgan in einer ersten Einschätzung. Analyst Mohammed Moawalla von Goldman Sachs zeigte sich im Rahmen der laufenden Kundenmesse Sapphire nicht nur zufrieden mit den Zielen und der Beteiligung der Aktionäre, sondern auch den bekräftigten Investitionen in die Entwicklung.
Asam und Vorstandschef Klein gehen für das Jahr 2025 jetzt von über 37,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz aus, davon mehr als 21,5 Milliarden Euro aus der Cloud. Dabei ist Qualtrics als nicht fortgeführter Geschäftsbereich nun ausgeklammert. Zuvor standen über 36 Milliarden Euro Gesamterlös im Plan, wozu die Software zur Nutzung über das Netz mehr als 22 Milliarden Euro beitragen sollte.
Beim operativen Ergebnis 2025 will das Management das bisherige Niveau praktisch halten - auch ohne den Qualtrics-Beitrag, dieser soll kompensiert werden. So soll um Sonderposten bereinigt und vor Zinsen und Steuern 2025 ein Gewinn von rund 11,5 Milliarden Euro erreicht werden. Inklusive der Amerikaner hatte sich SAP zuletzt mehr als 11,5 Milliarden Euro operatives Ergebnis vorgenommen.
Analyst Antonin Baudry von der britischen Großbank HSBC sieht in den neuen Zielen einen Wasserstrom auf die Mühlen der Optimisten. Knut Woller von der Baader Bank schrieb, dass die aktualisierten Ambitionen von SAP in den kommenden Jahren nun eine positive operative Nachfrage-Dynamik und eine stärkere Geschäftsentwicklung ohne Qualtrics erwarten ließen als ursprünglich gedacht. "Allerdings erfordert dieses Wachstum auch Investitionen", ergänzte er. Und dies impliziere - angesichts beibehaltener operativer Gewinnambitionen bei zugleich höheren Umsätzen - "geringere Margen als bisher angenommen, und auch einen etwas schwächeren selbst erwirtschafteten freien Barmittelzufluss" (FCF).
Trotzdem sind er und Baudry unverändert optimistisch für SAP-Aktien. Baudry etwa sieht "das Glas halb voll" mit Blick auf die angehobenen Umsatzprognosen trotz des schwächeren Margenprofils und der bestehenden Risiken für die FCF-Prognose. Mittlerweile hält er etwa das Produktportfolio von SAP für ausgereifter und erwarte, dass sich die Vorteile dieser Strategie bald zeigen.
Für den freien Barmittelzufluss - eine Kennziffer für die Finanzkraft eines Unternehmens, die auch Aufschluss über die Fähigkeit zur Dividendenzahlung geben kann - peilt Asam jetzt rund 7,5 Milliarden Euro an. Bisher waren es 500 Millionen Euro mehr: Geschätzt 300 Millionen weniger sind auf den Qualtrics-Verkauf zurückzuführen, aber auch im verbleibenden Geschäft veranschlagt SAP 200 Millionen Euro weniger.
"Wir heben unser Ziel für die Umsatzerlöse der fortgeführten Geschäftsbereiche um fast 4 Milliarden Euro an und erwarten eine weitere deutliche Beschleunigung des Umsatzwachstums bis 2025 und darüber hinaus", sagte Klein. Der Gesamtumsatz soll in dem Zeitraum im Schnitt um mehr als 8 Prozent pro Jahr wachsen, der Clouderlös sogar um über 23 Prozent.
Beim bereinigten Betriebsergebnis steht ein Plus von jährlich rund 13 Prozent im Plan. Asam sprach von Weichenstellungen für ein "nachhaltiges, dynamisches Wachstum über das Jahr 2025 hinaus". Experte Ogg von JPMorgan wertete das als Aufwärtspotenzial für die Mittelfristziele, schließlich sei Asam eher als zurückhaltend bekannt. Und auch Baader-Bank-Experte Woller schätzt, dass Asam an die Ziele 2025 durchaus erst einmal konservativ herangegangen sein dürfte.
Damit dürfte die Profitabilität auch - wie bisher schon in Aussicht gestellt - wieder zulegen, nachdem das Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren viel Geld in den Umbau hin zu Clouddiensten gesteckt hatte, worunter die Marge litt.
Klein hatte dem Konzern einen tiefgreifenderen Kurs in Richtung Software aus dem Netz verordnet, unter anderem mit einem neuen Produktbündel, das den Kunden den Umstieg mit den SAP-Kernprogrammen in die Cloud erleichtern soll. Klein sieht hier allein bei bereits bestehenden Kunden ein Geschäftspotenzial von mehr als 25 Milliarden Euro, wenn sie umsteigen.
Letztlich erhofft sich SAP eine höhere Kundenbindung und stärkeres Wachstum durch den Schritt, wenn sich die Abonnementzahlungen über die Zeit ansammeln - und letztlich auch höhere Gewinne als im einst so einträglichen Geschäft aus Lizenzverkäufen und anschließender Wartung. Das lieferte zwar hohe Einmalbeträge beim Kauf, aber die Kunden konnten die Software dann beliebig lang nutzen, im Zweifel auch ohne Wartungsvertrag. Mittlerweile sind Online-Nutzung, -Updates und -Support gegen laufende Zahlungen in der Softwarebranche ohnehin zum Standard geworden.
Auch die Rivalen wie Salesforce, Oracle oder Workday konzentrieren sich im Wesentlichen auf dieses Geschäftsmodell. SAP wolle die Nummer eins weltweit bei Unternehmenssoftware bleiben, sagte Klein vor Finanzanalysten. Die Domäne von SAP ist die Steuerung zentraler Unternehmensfunktionen mit sogenannter ERP-Software (Enterprise Resource Planning).
Insbesondere Erzrivale Oracle setzt dem deutschen Konzern mit seinen Cloudangeboten (Fusion, Netsuite) im ERP-Bereich mehr und mehr zu. Der Vertriebssoftwarespezialist Salesforce hat gerade mit eigenen Problemen zu kämpfen - und das Vorhaben, den Konkurrenten hier in seinem angestammten Geschäft stärker zu attackieren, hat SAP unter anderem mit dem angekündigten Qualtrics-Verkauf wieder ad acta gelegt.
Klein stellte auf der Kundenmesse in Florida dafür neue Funktionen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) vor, die Unternehmen unterstützen sollen. Das Thema KI ist derzeit der Bereich, der in der Branche die größte Fantasie auslöst, vor allem wegen des Aufkommens KI-gestützter Sprachmodelle wie demjenigen im Textroboter ChatGPT. Mittlerweile gehen viele andere Tech-Riesen wie Google mit ihren eigenen Systemen an die Öffentlichkeit.
SAP arbeitet mit Microsoft zusammen, dem wichtigsten Investor des ChatGPT-Betreibers OpenAI. Unternehmen sollen nun Kunden personalisierter ansprechen können. Die SAP-eigene Tochter für Personalmanagementsoftware soll etwa auf Dienste von Microsoft und OpenAI zugreifen können, um die Gewinnung, Bindung und Qualifizierung von Mitarbeitenden zu verbessern.
SAP und Lidl-Mutter kündigen Partnerschaft bei Cybersicherheit an
Der Softwarehersteller SAP arbeitet bei der Abwehr von Cyberangriffen künftig mit der Schwarz-Gruppe zusammen. Im Rahmen der strategischen Partnerschaft setzt SAP auf eine Sicherheitslösung von XM Cyber, wie die Schwarz-Gruppe am Mittwoch mitteilte. Zu ihr gehören neben XM Cyber auch die Handelsketten Lidl und Kaufland. Mithilfe von XM Cyber wolle der DAX-Konzern aus Walldorf noch in diesem Jahr seine eigene IT-Infrastruktur und die Systeme seiner Kunden absichern.
"Dass mit SAP das größte Softwareunternehmen Europas auf die Lösung von XM Cyber setzt, ist für uns eine Bestätigung, dass wir ein sehr gutes Produkt haben", sagte der Digitalchef der Schwarz-Gruppe, Rolf Schumann, der Deutschen Presse-Agentur. Die Software simuliere ein Netzwerk in Echtzeit und priorisiere Tausende Angriffspfade, die ein Hacker nehmen könnte. "Für die Kunden heißt das: Wenn sie genau die Einfallstore schließen, die oben auf der Liste stehen, kann niemand auf ihre kritischen Ressourcen zugreifen", erklärt Schumann.
Die Partnerschaft baut demnach auf einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen den zwei Unternehmen aus dem Norden Baden-Württembergs auf. Mit der Kooperation "erweitern wir die Sicherheitskomponenten unseres Angebots deutlich und ermöglichen weiterhin den optimalen Schutz der Daten und Prozesse unserer Kunden", sagte der SAP-Vorstand für Produktentwicklung, Thomas Saueressig, laut Mitteilung.
Der israelischer Sicherheitsspezialist XM Cyber gehört seit Ende 2021 zur Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm. Zunächst nur für die IT-Sicherheit der eigenen Unternehmen gedacht, bietet Schwarz die Technologie seit gut einem Jahr auch anderen Firmen an. Zu den Software-Kunden gehören nach Schwarz-Angaben der Börsenbetreiber Nasdaq, die Bank of England und der Hamburger Hafen.
Das Mutterunternehmen von Lidl und Kaufland stellt sich bereits seit längerem auch als IT-Dienstleister auf. Ähnlich wie der Handelsriese Amazon investiert das Imperium von Lidl-Gründer Dieter Schwarz in das profitable Cloud-Geschäft und gehört Branchenexperten zufolge bereits zu den größten Anbietern in Deutschland. Bei Schwarz IT und Schwarz Digital arbeiteten zuletzt nach eigenen Angaben rund 7000 Menschen.
WALLDORF/ORLANDO (dpa-AFX)
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