Talsohle erreicht? 22.05.2014 14:35:49

Salzgitter rechnet mit langwieriger Wende ins Plus

Diverse Unsicherheiten deuteten aber weiter darauf hin, dass eine spürbare Belebung mit wieder anziehenden Preisen noch lange auf sich wartenlassen dürfte. "So weit ist es noch nicht. Das wird günstigstenfalls noch drei Jahre dauern", sagte Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Braunschweig.

"Mit anziehender Konjunktur - und danach sieht es ja derzeit aus - sollten sich die Rahmenbedingungen für den Stahlmarkt peu à peu verbessern und damit auch die Möglichkeiten zur Preisgestaltung", sagte der Vorstandsvorsitzende. Zudem hätten schon einige Hersteller begonnen, darunter Weltmarktführer ArcelorMittal, Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. "Das alles reicht aber auf kurze Sicht noch nicht aus, um die Balance im Markt wieder ins Gleichgewicht zu befördern."

Absehbar sei jedoch, dass es perspektivisch wenigstens nicht weiter nach unten gehe. Die Trendwende stehe an. "Wenn man optimistisch ist, könnte man konstatieren, dass zumindest die Preiserosion inzwischen weitgehend gestoppt zu sein scheint", sagte Fuhrmann. Er warnte aber vor überzogener Euphorie. "Den Markt können wir nicht gesundbeten." Europas Stahlbranchenverband Eurofer hält schon bei normaler Nachfrage rund ein Viertel der Produktionskapazität für überflüssig.

Sorgen bereite Salzgitter auch der Konflikt in der Ukraine. Er könnte unter ungünstigen Umständen den Preiskampf erneut anheizen. Das Land gehöre zu den Top-Ten der weltgrößten Stahlproduzenten, verbrauche aber selber nur 6 seiner 33 Millionen Jahrestonnen. Der Rest gehe zu einem Großteil bisher nach Russland. "Ob sich das so fortsetzt, ist zumindest zweifelhaft", sagte der Konzernchef. "Hinzu kommt, dass die EU ab Mai 95 Prozent der Zölle auf ukrainische Produkte einseitig abgeschafft hat. Das gilt auch für Stahlerzeugnisse."

Es sei also zu befürchten, dass große Volumina mit günstigem Stahl aus der Ukraine bald für den EU-Markt als neue Konkurrenz dazukommen

- mit entsprechenden Folgen. "Wir sind sehr daran interessiert, dass

diese Krise nicht weiter hocheskaliert", sagte Fuhrmann.

Der Konzernlenker sagte, dass Deutschland konjunkturell derzeit eine Ausnahme bilde. "Isoliert betrachtet haben wir kein Problem." Doch Deutschland mit seinen 42 Prozent Anteil am Konzernumsatz sei eben kein alleiniges Maß, "weil die übrigen EU-Stahlmärkte um uns herum auf unter 70 Prozent des Volumens vor Beginn der Krise gesunken sind". Sie stehen für ein Fünftel vom Geschäft, das übrige Europa macht 4 Prozent. Es folgen Amerika mit 13 und Asien mit 10 Prozent.

Der Salzgitter-Konzern, der 2013 unter dem Strich fast eine halbe Milliarde Euro Verlust schrieb, ist mit der Einschätzung seiner Lage nicht alleine. Auch bei Branchenprimus ArcelorMittal geht es nach jahrelanger Talfahrt langsam aufwärts und ThyssenKrupp, hierzulande vor Salzgitter Nummer eins, schloss zuletzt erstmals seit rund zwei Jahren wieder ein Quartal mit schwarzen Zahlen ab. Salzgitter will vor Steuern in diesem Jahr an die Gewinnschwelle stoßen. Das erste Jahresviertel hatte unterm Strich mit 13,3 Millionen Euro Verlust bereits leichte Verbesserungen im Vergleich zum Start 2013 ergeben.

Auch Branchenexperten rechnen damit, dass es wieder aufwärts geht. Salzgitter habe sich zum Jahresstart in dem schwierigen Umfeld gut behauptet und von den ersten Sparerfolgen profitiert, schrieb NordLB-Analyst Holger Fechner vor kurzem zur Vorlage der jüngsten Quartalszahlen. "Trotz unverändert herausfordernder Marktbedingungen sehen wir die Salzgitter AG (Salzgitter) auf einem guten Weg."

Selbst die Aktionärsschützer von der DSW hatten am Donnerstag Lob übrig. So sagte DSW-Sprecher Alexander von Vietinghoff-Scheel: "Sie kämpfen gut und Sie kämpfen toll. Machen Sie weiter so! Stahlproduktion ist in Europa derzeit halt kein Zuckerschlecken."/loh/DP/stb

BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX)

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