Prognose nur bestätigt 12.11.2021 15:54:00

Salzgitter-Aktien deutlich tiefer: Hoffnung auf höheren Jahresausblick dahin

Salzgitter-Aktien deutlich tiefer: Hoffnung auf höheren Jahresausblick dahin

Der Stahlkonzern Salzgitter hält nach einem Umsatz- und Ergebnissprung in den ersten neun Monaten an seinen Jahreszielen fest. Trotz "hervorragender Ergebnisse" dürfte nicht vergessen werden, "dass wir in den kommenden Monaten aufgrund der Störungen in den Lieferketten sowie der üblichen Saisonalität zum Jahresende eine Normalisierung der Geschäftslage zu erwarten haben", sagte Vorstandschef Gunnar Groebler laut Mitteilung zur Vorlage der endgültigen Quartalszahlen am Freitag.

An der Börse zeigten sich die Investoren wegen der lediglich bestätigten Prognose enttäuscht: Die Salzgitter-Aktien fallen auf der Handelsplattform XETRA zeitweise um 4,52 Prozent auf 30,82 Euro und sind damit Schlusslicht im SDAX. Anleger hatten sich wegen einer optimistischen Studie der Schweizer Großbank UBS Hoffnung auf höhere Jahresziele gemacht. Die Stahlpreisentwicklung der letzten Monate, die Einigung im Zollstreit zwischen der Europäischen Union und den USA sowie die hohen Öl- und Gaspreise, die die Nachfrage nach Stahlrohren antreiben sollten, seien positiv für Salzgitter, hatte Analyst Andrew Jones geschrieben. Die Aktie war am Donnerstag um mehr als vier Prozent gestiegen.

Der Stahlkocher hatte in den vergangenen Monaten seine Ziele mehrfach erhöht und zuletzt für 2021 einen Gewinn vor Steuern von 600 bis 700 Millionen Euro angepeilt. Dies wäre nach Angaben des Konzerns das beste Vorsteuerergebnis seit zehn Jahren. Dabei soll der Umsatz auf mehr als neun Milliarden Euro steigen nach rund sieben Milliarden im vergangenen Jahr.

In den vergangenen neun Monaten erwirtschaftete Salzgitter unter dem Strich knapp 468 Millionen Euro Gewinn nach einem Verlust von 243 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der erzielte Umsatz von rund sieben Milliarden Euro und das Vorsteuerergebnis von 604,5 Millionen Euro waren bereits seit Ende Oktober bekannt. Besonders positiv entwickelten sich laut Salzgitter die Geschäftsbereiche Flachstahl und Handel.

Im ersten Quartal des kommenden Jahres will das Management um Unternehmenschef Groebler eine neue Konzernstrategie präsentieren.

Salzgitter will bessere Geschäfte auch für Klima-Investitionen nutzen

Mit einer deutlichen Erholung seines Geschäfts im Rücken will Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter nun die Umsetzung der Pläne zur CO2-armen Produktion konkreter angehen. "Derzeit bereiten wir die endgültige Investitionsentscheidung für die erste Ausbaustufe vor", sagte Konzernchef Gunnar Groebler am Freitag über das Projekt "Salcos". Wenn der Aufsichtsrat im nächsten Sommer zustimme, sei ab Ende 2025 der reguläre Start wasserstoffbasierter Stahlerzeugung möglich. Läuft alles wie vorgesehen, könnten ab 2026 über eine Million Tonnen mit dem klimaschonenden Verfahren entstehen.

Salzgitter und auch Konkurrent thyssenkrupp wollen in den kommenden Jahren schrittweise bestimmte Produktionsanteile von Kokskohle auf die Nutzung "grünen" Wasserstoffs umstellen. Mit dem Wasserstoff kann das Roheisen aus dem Eisenerz gewonnen werden, ohne dass - wie mit dem sonst eingesetzten Koks - große Mengen des Treibhausgases CO2 frei werden. Neben elementarem Eisen, das dann für Stahllegierungen weiterverwendet wird, bleibt nur Wasserdampf übrig.

Die Technologie erfordert hohe Investitionen, für die sich Salzgitter nach einem auch coronabedingt schwachen Vorjahr nun wieder besser gerüstet sieht. Unterm Strich erwirtschafteten die Niedersachsen in den ersten neun Monaten rund 468 Millionen Euro Gewinn - am Ende des dritten Quartals 2020 hatten 243 Millionen Euro Verlust gestanden. Der Umsatz wuchs von knapp 5,3 Milliarden auf gut 7 Milliarden Euro. Diese seit Ende Oktober bekannten Eckdaten wurden jetzt bestätigt.

Salzgitter berichtete von "dynamisch anziehenden Erlösen" bis in den August. Seit Wochen legen die Preise vieler metallischer Rohstoffe und Grundprodukte sehr stark zu - für den Konzern ein zweischneidiges Schwert, weil einerseits der Einkauf teurer wird, andererseits aber höhere Stahlpreise im Absatz zu erzielen sind. Beobachter nehmen an, dass die Einigung im Zollstreit der EU mit den USA sowie die hohen Öl- und Gaspreise die Nachfrage etwa nach Stahlrohren weiter antreiben. Jedoch meldete Salzgitter zuletzt ebenfalls Probleme bei Lieferanten.

Die Geschäftszahlen zeigten auch mit Blick auf die notwendigen Klimaschutz-Ausgaben die "Leistungsfähigkeit" des Unternehmens, so Groebler. Der Vorstandschef warnte allerdings: "Wir dürfen bei aller Freude nicht vergessen, dass wir in den kommenden Monaten aufgrund der Störungen in den Lieferketten sowie der üblichen Saisonalität zum Jahresende eine Normalisierung zu erwarten haben." Salzgitter dürfe daher keine Zeit bei der eingeleiteten Weiterentwicklung verlieren.

Inzwischen ist ein eigenes Projektbüro für "Salcos" eingerichtet. Das Bundesumweltministerium und die Förderbank Kfw unterstützen die Pläne bei "grünem" Stahl. Wasserstoff muss aber erst selbst energieintensiv hergestellt werden. Im Frühjahr hatte Salzgitter sieben Großwindräder und zwei Elektrolyse-Einheiten für die Wasserspaltung mit Ökostrom am Hauptsitz eingeweiht. Auch E.ON, Siemens und Linde sind beteiligt.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: Salzgitter AG,Lukassek / Shutterstock.com

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