Zeitenwechsel? |
09.10.2018 10:32:41
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Ryanair und easyJet: Streiks und teures Kerosin erhöhen Unsicherheit
DAS IST LOS BEI RYANAIR & CO:
Lange kannte die Entwicklung bei Ryanair nur eine Richtung - nach oben. Ob Flugzeugflotte, Zahl der Passagiere oder Gewinne, alles legte zu. Ryanair-Chef Michael O'Leary schien alles zu gelingen. Kritik an Arbeitsbedingungen und Löhnen für Piloten und Flugbegleiter prallte an ihm ab. Ryanair hatte jahrzehntelang abgelehnt, mit Gewerkschaften zusammenzuarbeiten. Doch jetzt hat der Protest so sehr an Kraft gewonnen, dass O'Leary einknickte - und mit der Arbeitnehmerseite verhandelt.
Die wiederholten Streiks von Ryanair-Beschäftigten in mehreren Ländern haben das Unternehmen Vertrauen gekostet, wie O'Leary bei einer Gewinnwarnung vor wenigen Tagen einräumte. Die Ausstände und der teure Treibstoff zehren stärker am Gewinn als gedacht. So musste die Gesellschaft ihre Ticketpreise im Sommer senken, um ihre Maschinen voll zu bekommen. Und die dürren Vorausbuchungen für die kommenden Monate machen weitere Preissenkungen wahrscheinlich. Derweil wird das Kerosin teurer - und Treibstoff ist einer der größten Kostenbrocken für die Airlines.
Bei easyJet hingegen haben etwa die Beschäftigten in Deutschland längst deutsche Arbeitsverträge. Als der britische Billigflieger Ende 2017 nach der Pleite von Air Berlin Teile von deren Geschäft samt 25 Flugzeugen übernahm, einigte er sich schnell mit der Gewerkschaft Verdi über die Bedingungen für die rund 1000 betroffenen Beschäftigten. easyJet gilt in Sachen Gehaltsniveau als Vorbild für die Lufthansa-Tochter Eurowings, die dank der Übernahme von mehr als der Hälfte der Air-Berlin-Maschinen zu Europas drittgrößtem Billigflieger aufgestiegen ist. Weil die Airlines inzwischen um Piloten ringen müssen, gewinnen Arbeitsbedingungen als Erfolgsfaktor für die Unternehmen an Bedeutung.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Analysten bewerten die Aussichten für die Ryanair-Aktie weiterhin eher positiv, sind zuletzt aber vorsichtiger geworden. Nachdem die Airline wegen einer missglückten Personalplanung Ende 2017 rund 20 000 Flüge streichen musste, ließen seit dem Frühjahr Streiks von Piloten und Flugbegleitern Zweifel am Geschäftsmodell aufkommen. Nach dem Kursrutsch der Aktie empfehlen 7 der 15 von dpa-AFX beobachteten Analysten die Ryanair-Papiere zum Kauf. 6 Experten raten zum Halten, 2 zum Verkauf. Bei easyJet sehen die Empfehlungen ähnlich aus.
Analyst Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein sieht die jüngste Gewinnwarnung von Ryanair und Prognosen von easyJet für das Winterhalbjahr als Zeichen für eine mögliche Trendwende. Die lang erzählte Geschichte, dass die Billigflieger gewinnen und die klassischen Fluggesellschaften verlieren, komme möglicherweise zu ihrem Ende. Seine Kollegin Ruxandra Haradau-Doser von Kepler Cheuvreux hatte sich bereits Anfang August darauf eingestellt, dass die Streiks bei Ryanair über Monate anhalten werden.
Während die Expertin zum Verkauf der Aktie rät, zeigte sich Analyst Mark Manduca von der US-Bank Citigroup Ende August weiterhin zuversichtlich für die Iren. Er rechnet damit, dass der Billigflieger weitere Marktanteile gewinnt und seine Kosten im Griff hält. Auch die Papiere von easyJet hält er für eine gute Investition, auch da die Briten von der Übernahme der Air-Berlin-Teile profitierten.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Im laufenden Jahr haben die Aktien europäischer Fluggesellschaften deutlich an Wert verloren. Der Branchenindex Stoxx 600 Travel & Leisure, in dem auch Reiseveranstalter, Hotels und Restaurantketten enthalten sind, sank seit dem Jahreswechsel um rund 10 Prozent. Für die Aktien der Airlines ging es durchweg abwärts. Ryanair-Papiere verloren seit Januar rund ein Fünftel auf rund 12 Euro, für die Aktien von easyJet ging es um 18 Prozent und für die Papiere von Lufthansa und Air France-KLM sogar um mehr als ein Drittel nach unten. Die British-Airways-Mutter IAG (International Consolidated Airlines) hielt sich mit minus 7 Prozent noch vergleichsweise gut.
Experten betrachten die Kursverluste der Billigflieger-Aktien aber als eine vorübergehende Delle. Im Schnitt sagen die Experten den Ryanair-Papieren einen baldigen Steigflug auf rund 16 Euro voraus. Damit wäre der derzeitige Kurs eine gute Gelegenheit. Bei den easyJet-Aktien rechnen sie im Mittel mit einem ähnlich starken Anstieg von derzeit gut 1200 auf rund 1650 Pence.
Allerdings klaffen die Erwartungen der Analysten in beiden Fällen weit auseinander. Bei Ryanair reichen die Kursziele von 10,00 bis 20,90 Euro - eine Differenz von über 100 Prozent. Bei easyJet sieht es mit 1000 bis 2000 Pence kaum anders aus. Immerhin: Anleger haben laut den Einschätzungen der Experten derzeit weniger zu verlieren als zu gewinnen.
/stw/elm/nas/mis
DUBLIN/LUTON (dpa-AFX)
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