Rückgang bei Flugverkehr |
18.05.2020 17:54:00
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Ryanair noch schwerer von Corona getroffen, weniger Verlust als erwartet - Aktie gewinnt
Ryanair-Chef Michael O'Leary geht davon aus, dass auch im Sommer zwischen Juli und September, also dem Höhepunkt der Reisezeit, rote Zahlen unter dem Strich stehen werden. Diese sollen aber nicht ganz so schlimm ausfallen wie im ersten Quartal. Der Flugverkehr werde substanziell zurückgehen, was auch die Ticketpreise unter Druck bringe. Ryanairs Rückkehr zu einem normalen Flugplan werde auch dadurch bedeutend erschwert, dass große Airlines mit Staatshilfen ihre Kosten drücken würden, hieß es vom Unternehmen. Für das gesamte Jahr könne Ryanair derzeit keine Gewinnprognose abgeben.
Ryanair hatte bereits mitgeteilt, dass wegen der Krise bis zu 3000 Jobs von Piloten und Kabinencrews auf der Streichliste stehen. Weitere Optionen sind früheren Angaben zufolge unbezahlter Urlaub, Gehaltskürzungen um bis zu 20 Prozent sowie die vorübergehende Schließung von Basen in Europa.
Im vergangenen Geschäftsjahr (Ende März) beförderte Ryanair 148,6 Millionen Passagiere, rund 4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ohne die Covid-19-Ausbreitung ab Mitte März hätten noch gut 5 Millionen Passagiere mehr befördert werden können. Der Umsatz kletterte auch dank steigender Durchschnittserlöse um 10 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro.
Unter anderem wegen steigender Spritkosten und vor allem wegen des Wertverfalls von Kerosinpreis-Sicherungsgeschäften sank der auf die Aktionäre entfallende Gewinn unter dem Strich um 26 Prozent auf 649 Millionen Euro. Ohne die Sonderbelastung aus dem Hedging wäre der Gewinn um 13 Prozent auf rund eine Milliarde Euro gestiegen.
Ryanair plant wegen Corona-Krise Standortschließungen
Es sei derzeit unmöglich, für die kommenden zwölf Monate angesichts der Corona-Krise einen Ausblick zu geben. Ryanair plant wegen des Geschäftseinbruchs, unprofitable Standorte in Europa zu schließen. Akut gefährdet ist der Hauptstandort der österreichischen Tochter Lauda Air in Wien. Dies werde außerdem Basen in Deutschland, Großbritannien und Spanien betreffen. Später sollten auch Stützpunkte in Italien, Belgien und Osteuropa überprüft werden.
Bei Europas größter Billigairline werden voraussichtlich rund 3000 Piloten und Flugbegleiter sowie 250 Beschäftigte der Zentrale in Irland entlassen.
Lauda stehe vor einer "existenziellen Krise", sodass ihr Hauptquartier in Wien Ende Mai schließen dürfte, sagte O'Leary. Er hatte den Gewerkschaften ein Ultimatum gestellt, bis 20. Mai Gehaltskürzungen und neuen Verträgen zuzustimmen. Er erwarte aber nicht, dass die Gewerkschaften die Restrukturierungen mitmachten. In Wien sind 15 der 30 Airbus A320 von Lauda beheimatet. Die übrigen Stützpunkte in Stuttgart, Düsseldorf und Palma blieben offen, sagte O'Leary. Der Konzernchef hatte bereits Anfang Mai gewarnt, die Tochter Lauda in Wien zu schließen und die Lauda-Jets durch Boeing-Modelle von Ryanair zu ersetzen. Ryanair war bei der vom früheren Rennfahrer Niki Lauda gegründeten Fluggesellschaft 2018 eingestiegen und hatte sie im Januar 2019 ganz übernommen.
Ticketpreise bis 2022 unter Druck
Der Lufthansa-Rivale will am 1. Juli rund 1.000 Flüge täglich oder rund 40 Prozent des Vorjahres-Flugplans an den Start bringen. O'Leary setzt darauf, dass die Nachfrage nach monatelangen Reisebeschränkungen mit den für Juni geplanten Lockerungen schnell anzieht. Er rechnet mit einem hartem Preiskampf und einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau erst 2022. Der Wettbewerb werde durch Staatshilfen für die Konkurrenten Lufthansa oder Air France KLM verzerrt, beklagte Ryanair erneut. Die Iren wollen ohne staatliche Finanzhilfen die Krise überstehen.
An der Börse in London wurden die Nachrichten dennoch positiv aufgenommen. Die Ryanair-Aktie legte bis Handelsende um 14,94 Prozent auf 9,78 Britische Pfund zu. Seit dem Jahreswechsel hat sie immer noch mehr als ein Drittel verloren, aber deutlich weniger als etwa die Aktie der Lufthansa. Umsatz und Ergebnis des Billigfliegers seien besser ausgefallen als von ihm befürchtet, urteilte Analyst Jarrod Castle von der Schweizer Großbank UBS. Auch habe die Airline in der Corona-Krise weniger Liquidität eingebüßt, als er prognostiziert habe.
DUBLIN (dpa-AFX / Reuters)
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