30.08.2013 22:18:33

ROUNDUP2: KPN-Übernahme durch America Movil wackelt

    (neu: America Movil will Offerte nicht erhöhen, Schlusskurs)

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Ringen zwischen KPN (Koninklijke KPN) und seinem Großaktionär America Movil verhärten sich die Fronten. Multimilliardär Carlos Slim, der America Movil kontrolliert, machte am Freitag klar, das er zu keinerlei Zugeständnissen bereit ist. Eine Anhebung der 7,2 Milliarden Euro schweren Offerte für KPN werde es "unter keinen Umständen" geben, sagte Arturo Elias, Sprecher und Schwiegersohn von Slim. Auch sei der Mobilfunkanbieter nicht bereit, Einfluss bei KPN abzugeben.

    America Movil hatte bereits zuvor gedroht, die geplante Übernahme abzublasen, sollte die KPN-Stiftung, die die Interessen der Aktionäre vertritt, bei ihrer Haltung bleiben. Diese hatte am Donnerstagabend angekündigt, Vorzugsaktien von KPN zu erwerben. Damit kann sie den Deal blockieren. Die Stiftung begründete ihren Schritt damit, dass America Movil eine feindliche Übernahme vorhabe. Es sei schwer abzuschätzen, ob es sich bei dem Vorstoß Slims um ein faires Angebot handele, sagte der Chairman der Stiftung, Jacques Schraven. Die Stiftung habe deshalb nachgefragt, ob America Movil bereit sei, neu zuverhandeln.

    Slim-Sprecher Elias wies die Behauptung der feindlichen Übernahme zurück. Der Vorstoß von America Movil sei mit dem KPN-Vorstand, dem Aufsichtsrat und der niederländischen Regierung besprochen worden. Letztere habe sich sehr wohlwollend zu dem Vorschlag geäußert. America Movil hält bereits fast 30 Prozent an KPN und bietet 2,40 Euro je Anteilsschein. Die Aktionäre des Telekomkonzerns sollen über die Offerte am 2. Oktober entscheiden.

    Die Aktien von KPN gerieten am Freitag unter Druck. Sie endeten als Schlusslicht im AEX-Index um 3,41 Prozent tiefer bei 2,21 Euro. Der niederländische Leitindex schloss mit einem Minus von 1,14 Prozent.

ÜBERNAHMEPOKER BEEINFLUSST AUCH DEUTSCHEN MOBILFUNKMARKT

    Von dem Gerangel ist auch der deutsche Mobilfunkmarkt betroffen. Erst Anfang der Woche hatte Slim mit der Ankündigung überrascht, nach langer Zurückhaltung nun doch den Verkauf der deutschen KPN-Etragsperle E-Pus an Telefonica Deutschland zu unterstützen.  Slim soll es dabei wohl vor allem ums Geld gegangen sein. In diesem Punkt ist ihm der spanische Telefonica-Konzern (Telefonica) entgegengekommen: Die Offerte ist nun eine halbe Milliarde Euro schwerer. Das dürfte Slim das Einverständnis versüßt haben. Auf Seiten der Geschäftspartner ist der geplante Verkauf damit geritzt.

WAS HAT SLIM MIT KPN VOR?

    Doch das Verhältnis zwischen der niederländischen E-Plus-Mutter KPN und ihrem Großaktionär ist nicht das beste. Und das war es von Anfang an. Im Sommer vergangenen Jahres war Slim mit seinem Unternehmen America Movil gegen den Willen der KPN-Führung mit knapp 30 Prozent eingestiegen. Als KPN den Verkauf von E-Plus ankündigte, eskalierte die Lage. Slim fand den Preis zu niedrig und sperrte sich. Um den Deal zu stoppen, drohte er damit, KPN komplett zu übernehmen.

    KPN wiederum setzte Slim die Pistole auf die Brust und lud für den 2. Oktober zur Hauptversammlung. Doch stimmberechtigt sind nur die Aktionäre, die ihre Papiere bereits am 4. September gehalten haben. Denkbar ist, dass Slim einfach die Zeit fehlte, seinen Anteil bis dahin auszubauen. Wenn Slim nun gänzlich auf eine Übernahme von KPN verzichten sollte, stellt sich die Frage, was er nun mit KPN vorhat - und es gegen den Willen der KPN-Stiftung durchsetzen kann./fn/she

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