24.11.2013 15:51:32

ROUNDUP: Volkswirte rechnen erst 2014 mit Erholung des Arbeitsmarktes

    NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der deutsche Arbeitsmarkt wird sich nach Experten-Einschätzung trotz wachsenden Konjunktur-Optimismus in vielen Unternehmen erst im kommenden Jahr umfassend erholen. Bis dahin werde die Arbeitslosigkeit selbst nach Abzug saisonaler Effekte noch einmal leicht zulegen, prognostizierten Konjunkturforscher und Banken-Volkswirte in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die ohnehin schon hohe Winterarbeitslosigkeit könnte damit in diesem Jahr stärker steigen als sonst.

    Auch für November erwarten die Experten kaum Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbslosen werde zum Spätherbst auf dem Oktober-Niveau von rund 2,8 Millionen verharren, betonten die Fachleute unter Berufung auf eigene Berechnungen. Dies wären rund 50 000 mehr als im Vorjahr. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am kommenden Donnerstag (28. November) veröffentlichen.

    Am optimistischsten zeigt sich Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld. Nach längerer Zurückhaltung von Unternehmen sieht er inzwischen eine Trendwende bei Investitionen erreicht. Sowohl die Entwicklung der Auftragseingänge als auch das Ifo-Geschäftsklima zeigten, dass Unternehmen seit ein bis zwei Monaten wieder zu Investitionen bereit seien. "Darauf sollte mit Verzögerung von einigen Monaten auch der Arbeitsmarkt reagieren", erwartet Tuchtfeld. "Aber eben jetzt noch nicht", fügte er hinzu.

    Andere Ökonomen warnen indes vor einer Überbewertung des Ifo-Geschäftsklimas. "Zwar sind die konjunkturellen Aussichten global aufwärts gerichtet, doch nirgends sprudelt es wirklich kräftig", sagte der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, "Handelsblatt Online". "Die Unsicherheiten sind vielfach: Ungeklärte Budgetentwicklung in den USA, politische Risiken in China, vor allem aber die fatalen Perspektiven für das Regierungsprogramm der Großen Koalition", so Hüther.

    Nach Einschätzung des Direktors des gewerkschaftsnahen Forschungsinstituts IMK, Gustav Horn, neigen Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index zur "Überzeichnung der wirtschaftlichen Lage". Das gelte im Guten wie im Schlechten. Daher sei der Anstieg mit Vorsicht zu interpretieren. "Ein Boom ist aber nicht zu erwarten, solange die Krise des Euro-Raums weiter schwelt", sagte Horn "Handelsblatt Online".

    Der Münchner Ifo-Konjunkturforscher Steffen Henzel rechnet trotz der aktuell guten Stimmung in der Wirtschaft bis zum Jahresende nicht mit einem saisonbereinigten Abbau der Arbeitslosigkeit. "Eher erwarte ich einen leichten Anstieg", sagte er. Nachdem aber die Länder der Eurozone im Jahr 2014 aus der Rezession kommen werden, erwarte er für das kommende Jahr auch wieder eine stärkere Beschäftigungsdynamik.

    Unterschiedlich bewerten derweil die Volkswirte die Auswirkungen der zur Zeit von SPD und Unionsparteien verhandelten Mindestlohn-Regelung. Während Heiko Peters von der Deutschen Bank davon ausgeht, dass ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro den für 2014 erwarteten Jobaufschwung ausbremsen und zwischen 450 000 und eine Million Arbeitsplätze kosten könnte, beurteilt Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank die Folgen für den Arbeitsmarkt nicht ganz so dramatisch. Wenn, dann würden die Folgen erst längerfristig spürbar. Und auch dann hänge viel von der Ausgestaltung der Regelung ab./kts/kf/DP/fn

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