29.06.2015 15:14:39
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ROUNDUP: Überraschend geringe Inflation - Sondereffekt bei Pauschalreisen
WIESBADEN (dpa-AFX) - In Deutschland hat sich die Inflation im Juni stärker als erwartet abgeschwächt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat seien die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag nach einer ersten Schätzung mit. Bankvolkswirte hatten hingegen mit einer Teuerung von 0,5 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Inflationsrate noch 0,7 Prozent betragen. Im Monatsvergleich fielen die Verbraucherpreise im Juni laut Bundesamt um 0,1 Prozent.
Der für europäische Zwecke errechnete und für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) maßgebliche Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Juni zum Vorjahresmonat um 0,1 Prozent. Zum Vormonat fiel der HVPI um 0,2 Prozent. Auch diese Entwicklungen lagen unterhalb der Erwartungen von Bankvolkswirten.
Die Statistiker nannten offiziell keine Gründe für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Hinweise gaben jedoch die Ergebnisse aus den Bundesländern. Die endgültigen Ergebnisse für Deutschland werden mit Angaben zu den Details erst am 14. Juli veröffentlicht.
Experte Marco Wagner von der Commerzbank erklärte den überraschend starken Rückgang der Inflation mit einem kräftigen Rückgang der Energiepreise, der stärker ausfiel als im Mai. Außerdem habe es im Juni einen Sondereffekt gegeben. Weil die Pfingstferien in diesem Jahr früher stattfanden als 2014, waren die Preise für Pauschalreisen im Mai zum Vorjahr mit 5,3 Prozent vergleichsweise stark gestiegen. "Im Juni dürfte es eine Gegenbewegung gegeben haben", so Experte Wagner.
Einen ähnlichen Effekt hat es nach Einschätzung von Wagner auch bei den Preisen für Pauschalreisen in anderen Euroländern gegeben. Folglich dürfte die Korrektur des Sondereffekts auch die Preisentwicklung in der Eurozone insgesamt belastet haben. Die Preisdaten für den Euroraum werden am Dienstag veröffentlicht.
Nach Einschätzung von Experten des Analysehauses Capital Economics zeigen die deutschen Preisdaten, dass der Inflationsdruck in der größten Euro-Volkswirtschaft weiter gedämpft bleibt. "Wir bezweifeln, dass die Inflation stark ansteigen wird", hieß es in einer Analyse. Nach Einschätzung von Capital Economics dürften die Daten die Europäische Zentralbank (EZB) bestärken, das Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) im Kampf gegen eine zu niedrige Inflation wie geplant bis zum September 2016 fortzuführen./jkr/jsl

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