17.12.2010 19:17:33

ROUNDUP: Sorgen um Irland - IWF fordert weiteres Sparen, Moody's stuft ab

    WASHINGTON/DUBLIN (dpa-AFX) - Irland wird es nach Einschätzung des Internationale Währungsfonds (IWF) mit seinen derzeitigen Sparbemühungen nicht schaffen, seine Schulden ausreichend zu verringern. Die EU-Vorgabe, das ausgeuferte Defizit bis 2015 wieder unter die erlaubte Marke von drei Prozent zu bringen, erreiche das Land nur, wenn es noch weiter Ausgaben kürze und neue Einnahmequellen finde, heißt es in einem von IWF-Mitarbeitern erstellten Bericht, der am Freitag in Washington veröffentlicht wurde. Außerdem verringerte die Ratingagentur Moody's am Freitag die Bonitätsnote von Irland gleich um fünf Stufen.

 

    Das Defizit werde 2015 noch bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegen, wenn Irland nicht weitere Anstrengungen zur Konsolidierung seines Haushaltes unternehme, heißt es beim IWF. Die Krisenfeuerwehr geht für diese Vorhersage von einem schwächeren Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren aus als die irische Regierung selbst.

 

    Der Report wurde erstellt, nachdem das krisengeschüttelte Irland einen 22,5 Milliarden schweren Kredit beim IWF beantragte, der Teil eines Paketes internationaler Finanzhilfen in einer Gesamthöhe von 85 Milliarden Euro ist.

 

    Der IWF hatte den Kredit am Donnerstag genehmigt, obwohl Experten des Institutes in dem Bericht warnten, dass Irland vielleicht nicht in der Lage sein werde, das Geld vollständig zurückzuzahlen. "Es gibt signifikante Risiken", heißt in der Notiz eines Mitarbeiters vom 8. Dezember. Die Zahlungsfähigkeit hänge stark von der wackeligen konjunkturellen Erholung ab sowie von der Erholung des Bankensektors in dem Land.

 

    Die Ratingagentur Moody's hat zudem die Kreditwürdigkeit Irlands um gleich fünf Noten reduziert. Irland bekomme jetzt nur noch die Note "Baa1" nach zuvor "Aa2", teilte Moody's am Freitag mit. Gleichzeitig warnte Moody's vor einer weiteren Herabstufung, falls das Land seine Schuldenentwicklung nicht auf absehbare Zeit unter Kontrolle bringe. Die Note "Baa1" liegt nur noch zwei Noten über Ramschniveau.

 

    Moody's begründete die Absenkung des irischen Status' mit den Kosten der Bankenrettung, der gestiegenen Unsicherheit über den wirtschaftlichen Ausblick des Landes und dem Rückgang der Finanzstärke der Regierung. Der Ausblick bleibe negativ. Diese Formulierung deutet auf eine weitere Herabstufung hin. Die Unsicherheit mit Blick auf die irische Wirtschaft resultiere aus dem anhaltend starken Abwärtstrend des Finanz- und des Immobiliensektors. Zudem gingen die Kredite an den privaten Sektor weiter zurück. Bereits in der vergangenen Woche hatte Fitch dem Land das A-Rating aberkannt: Fitch senkte die Bewertung von "A+" auf "BBB+".

 

    Zum Börsenschluss vor dem Wochenende sorgte die Nachricht nach anfänglicher Gerlassenheit doch für etwas Nervosität an den Märkten. Moody's hatte in den vergangenen Tagen auch Spanien und Griechenland eine Herabstufung ihrer Ratings angedroht.

 

    Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich unterdessen auf eine zusätzliche Stützung Irlands vor. Mit der britischen Zentralbank vereinbarte sie ein Tauschgeschäft, worüber sie bis zu zehn Milliarden Pfund (11,7 Mrd Euro) an die irische Zentralbank geben könnte, wie die Notenbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Die Bank of England erhält im Gegenzug einen entsprechenden Euro-Betrag.

 

    Hintergrund ist, dass die nationalen Notenbanken für die Banken in ihrem Land oftmals auch Fremdwährungen benötigen. Die irische Notenbank könnte vor allem wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung des Landes mit Großbritannien auf zusätzliche Mittel in Pfund angewiesen sein. Die Tauschvereinbarung der Zentralbanken ist bis Ende September 2011 befristet./mcm/rg/sbl/gür/mda/DP/bgf

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