25.04.2014 10:52:47
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ROUNDUP/RATING: S&P senkt Russlands Bonität bis auf eine Stufe über 'Ramsch'
LONDON (dpa-AFX) - Russlands Kreditwürdigkeit gerät wegen der Ukraine-Krise stärker unter Druck. Am Freitag senkte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Daumen: Die Bonitätsnote fällt um eine Stufe auf "BBB-", wie S&P in London mitteilte. Das ist nur eine Stufe über dem sogenannten "Ramschbereich" (Non Investment Grade), der spekulative Anlagen kennzeichnen soll. Der Ausblick für das Rating ist negativ, was weitere Abstufungen erwarten lässt. Auslöser könnten etwa schärfere Sanktionen des Westens sein, schreibt die Agentur.
Der Kreml reagierte gelassen. Die Abstufung des Ratings sei von Investoren erwartet worden und würde nichts entscheidendes an deren Einstellung ändern, sagte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew in Moskau.
S&P hat rasch auf die jüngste Zuspitzung der Krise in der Ukraine reagiert. Erst Mitte März hatte die Agentur Russland mit einer Abstufung gedroht, als sie den Ausblick für das Rating auf negativ senkte. Den jetzigen Schritt begründen die Bonitätsprüfer vor allem mit dem krisenbedingt gewaltigen Kapitalabfluss aus Russland. "Wir sehen das als Risiko für die Wachstumsaussichten Russlands", so S&P.
In den ersten drei Monaten 2014 haben Investoren insgesamt 51 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen. Das ist fast so viel wie der jährliche Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 waren insgesamt 63 Milliarden Dollar abgeflossen. Am russischen Finanzmarkt wurde die Rating-Entscheidung von S&P negativ aufgenommen. Staatspapiere und die Landeswährung Rubel reagierten mit Verlusten.
Russland bekommt die Skepsis der Anleger auch bei der Geldaufnahme immer heftiger zu spüren. Der Kreml hat seit Ausbruch der Ukraine-Krise bereits etliche Auktionen von Staatspapieren abgesagt und begründet dies mit dem "ungünstigen Marktumfeld". Erst am Mittwoch hat das Finanzministerium eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel begeben werden sollten, abgebrochen und als gescheitert erklärt.
Finanzanalysten betonen jedoch, dass es keinen akuten Mittelbedarf gibt. Laut Experte Dmitry Dudkin vom Investmenthaus UralSib in Moskau ist der Haushalt bis zum Jahresende durchfinanziert. Russland ist ein bedeutender Exporteur von Erdgas und Rohöl. Über Steuern und Abgaben trägt der Energiesektor einen hohen Teil zu den Staatseinnahmen bei. Der Rubel-Verfall verbilligt die Exporte im Ausland.
Dennoch ist die von Rohstoffausfuhren abhängige russische Wirtschaft in keinem guten Zustand. Finanzminister Anton Siluanov rechnet in diesem Jahr mit einem mageren Wachstum von lediglich 0,5 Prozent. Schärfere Sanktionen des Westens könnten den Konjunkturmotor weiter abwürgen. Im letzten Jahr hatte die Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent und damit so schwach wie seit der Rezession 2009 nicht mehr zugelegt./hbr/bgf/
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